Außenhandel : Weltpolitische Krisen setzen Maschinenbauer unter Druck

Den exportabhängigen deutschen Maschinenbauern machen die politischen Krisen in aller Welt immer mehr zu schaffen. "Wir befinden uns in einer großen Unsicherheit", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Reinhold Festge kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Lage sei insgesamt schwer einzuschätzen. 2015 lag das Produktionsvolumen der hiesigen Maschinenbauer bei rund 200 Mrd. Euro.

Die Krisen in Nahost, Nordafrika, Russland oder Brasilien und der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU drückten bei den Maschinenbaukunden weltweit auf die Stimmung. "Die politische Unsicherheit führt zu einem Vertrauensverlust in die Zukunft und dadurch wird man vorsichtiger."

Festge bekräftigte die Prognose, wonach die Branche mit rund einer Million Beschäftigten ihre Produktion wohl in diesem Jahr stabil hält. "Ich wäre froh, wenn wir die Null erreichen, sowohl im Inland als auch im Ausland", sagte der 70-Jährige, der auch persönlich haftender Gesellschafter des westfälischen Maschinenbauers Haver & Boecker ist.

"Wir sind bei den Auftragseingängen im Januar und Februar zusammen im Minus-Bereich mit drei Prozent." Die Nachfrage in Deutschland sei zwar nicht schlecht, dies reiche aber nicht. Die als Rückgrat der deutschen Wirtschaft geltende Branche setzt rund drei Viertel ihrer Maschinen im Ausland ab. Zu den größten Exportmärkten gehören die USA, China und Frankreich. "Wir hatten super Zahlen in Amerika im vergangenen Jahr." Es werde aber schwer, dort in diesem Jahr weiter zuzulegen. 2015 waren die Ausfuhren der Hersteller in die Vereinigten Staaten um 2,6 Prozent auf 155 Mrd. Euro geklettert.

Der Iran und das zentrale Problem - die Finanzierung

Ein möglicher Hoffnungsschimmer sei nach dem Ende der Sanktionen der Iran. "Wenn der Iran käme, dann würde das sicher eine Welle der Zuversicht auslösen. Das würde vielen Mut machen, etwas zu tun und zu investieren." Das Interesse an Geschäften im Iran sei in der Branche riesig, ebenso der Bedarf. "Im Moment ist alles gefragt, was mit Öl und Gas zu tun hat." Dazu gehörten etwa Pumpen für die Förderung. Gute Chancen hätten auch Textil- und Werkzeugmaschinen, aber auch Anlagen für die Verarbeitung von Lebensmitteln. Ein Ausbau der Geschäfte scheitere aber noch oft an der Finanzierung, sagte Festge. "Die Iraner sind von den Deutschen etwas enttäuscht. Die Deutschen kommen nicht so in die Gänge. Die Iraner brauchen Kredite."

Mit den USA als Partnerland der Hannover Messe und dem Besuch von Präsident Obama verbindet Festge die Hoffnung auf Rückenwind für das Freihandelsabkommen (TTIP) mit den USA. Das angestrebte Abkommen ist allerdings in Österreich, Deutschland und vielen Staaten Europas höchst umstritten und wird von weitesten Teilen der Bevölkerung vehement abgelehnt.

Ein ganzes Freihandelsabkommen - wegen Zusatzkosten von fünf bis 18 Prozent

Die Maschinenbauer verweisen darauf, dass mit TTIP beim Export in die USA Zusatzkosten von fünf bis 18 Prozent anfallen. Diese Zusatzkosten würden mit dem Freihandelsabkommen entfallen. Dagegen befürchten Gegner von TTIP Verluste bei demokratischen Prozessen, bei den hohen europäischen Lebensmittelstandards und vor allem eine enorme Macht für internationale Konzerne, die über Schiedsgerichte ihre Vorteile gegenüber Städten und Gemeinden in Europa durchsetzen könnten.