Korruptionsverdacht : Prozess gegen Siemens in Athen wird zur Farce

Der Auftakt zum Schmiergeldprozess in Athen gegen frühere Siemens-Manager und griechische Funktionäre droht zu scheitern. Wie an jedem Tag seit Monaten legten zunächst Gerichtsmitarbeiter aus Protest gegen die extrem niedrige Bezahlung zwei Stunden die Arbeit nieder. Da der Prozess um Schmiergelder in Höhe von Dutzenden Millionen Euro auf der Tagesordnung erst an zweiter Stelle steht, sei fraglich, wann es zur Eröffnung komme, berichteten griechische Medien. Außerdem sei im Gerichtsgebäude ein viel zu kleiner Raum reserviert, in dem die Dutzenden Angeklagten und ihre Anwälte kaum Platz fänden.

Siemens wird die Zahlung von 70 Millionen Euro vorgeworfen

Knapp 70 Mio. Euro Schmiergeld sollen frühere Siemens-Mitarbeiter nach 1997 gezahlt haben, um einen Auftrag vom griechischen Telekommunikationsunternehmen OTE zu erhalten. Angeklagt ist auch der frühere Siemens-Chef und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer. Er reist vorerst nicht zum Prozess, sondern wird durch seine Anwälte vertreten. Ihm wird vorgeworfen, dass er als Vorstandschef das Schmiergeld-System bei Siemens gekannt und unterstützt habe. Der Ex-Manager hatte eine Verwicklung in die Affäre immer von sich gewiesen.

Griechische Medien: Prozess ist eine Farce

Griechische Medien sprachen angesichts der schlechten Vorbereitung des Prozesses von einer Farce. So wurde die mehr als 4.500 Seiten starke Anklageschrift bisher nicht ins Deutsche übersetzt, weil das Athener Justizministerium angeblich die rund 100.000 Euro für die Übersetzung nicht aufbringen konnte. Das jedoch verstößt nach Auffassung von Experten gegen das Recht des Angeklagten, in diesem Fall der 13 deutschen ehemaligen Manager und Mitarbeiter von Siemens, sich in vollem Umfang über die Anklage informieren zu können. (dpa/apa)