Strategie : Neue ÖBIB-Chefin Oberndorfer verschlankt Struktur

Es war schon vorauszusehen, dass unter Martha Oberndorfer nach Rudolf Kemler nun einiges anders wird. Sie hat schon bei ihrem Antritt angekündigt, dass ihre Aufgabe auch vor allem die Verschlankung der Beteiligungsgesellschaft ist. Denn nach der Reorganisation der ÖIAG zur ÖBIB würden "Aufgaben wegfallen" und damit weniger Angestellte benötigt, weshalb sie die Mitarbeiterzahl von 15 auf zehn reduziert.

Mit der Reform der staatlichen Beteiligungsholding, die Anteile an Casinos Austria (33,2 Prozent), OMV (31,5 Prozent), Post (52,9 Prozent) und Telekom Austria (28,4 Prozent) hält, hat sich die Politik wieder mehr Handlungsspielraum zurückgeholt. Denn die seit März bestehende ÖBIB hat im Gegensatz zur alten ÖIAG keinen sich selbst erneuernden Aufsichtsrat mehr. Geleitet wird die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB) nun von einer weisungsgebundenen Geschäftsführerin. Über die Beschickung in die Aufsichtsräte der ÖBIB-Beteiligungen entscheidet ein sogenanntes Nominierungskomitee.

Anteile des Bundes sollen "perfekt gemanagt" werden

Oberndorfer ist als neue ÖBIB-Generalsekretärin seit 79 Tagen im Amt. Zuvor war sie seit Anfang 2008 Chefin der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), die sich um das Schuldenmanagement des Bundes kümmert. Ihr Ziel sei es, die Anteile des Bundes an den Casinos Austria, OMV, Post und Telekom Austria "perfekt zu managen" - inklusive Wertsteigerungen - und damit den Standort Österreich zu sichern. Auch soll der Nutzen der ÖBIB für die Steuerzahler und den Bund "klar sichtbar" sein.

"Die frühere ÖIAG war sehr nah an den Beteiligungsgesellschaften positioniert. Künftig gilt es stärker als bisher, die Interessen des Eigentümers, das heißt der Republik Österreich, zu vertreten", so Oberndorfer. Der ÖIAG-Chef war früher auch Aufsichtsratsvorsitzender bei OMV, Post und Telekom. Die ÖBIB werde nun unter anderem "strategische Informationen" zu den Beteiligungen aufbereiten und auch die Aufsichtsräte des Bundes in den Beteiligungsgesellschaften beraten. Der ehemalige ÖIAG-Chef Rudolf Kemler stand wegen der vorzeitigen Ablöse von OMV-Chef Gerhard Roiss und den Turbulenzen beim Einstieg des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim bei der Telekom Austria in der Kritik. Die Ära Kemler wollte die neue ÖBIB-Chefin nicht kommentieren.

Die oftmals diskutierte Einbringung der staatlichen Verbund-Anteile oder der Autobahngesellschaft Asfinag und ÖBB in die Beteiligungsholding steht für Oberndorfer nicht zur Diskussion. Auch für weitere Privatisierungsschritte - etwa bei der Post - benötige es einen Auftrag der Bundesregierung. "Ich habe keine Anzeichen dafür." Die aktuelle Geschäftsentwicklung und strategische Ausrichtung der börsennotierten OMV, Post und Telekom Austria wollte Oberndorfer nicht öffentlich bewerten. Bei der OMV sei beispielsweise eine neue Unternehmensstrategie in Ausarbeitung, die im Herbst präsentiert werden soll.

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