Autoindustrie : Jobabbau: VW kann Mitarbeiter schneller als geplant nach Hause schicken

Volkswagen kommt beim Umbau voran und baut schneller Personal ab als geplant. "Wir erreichen unsere für 2017 gesetzten Produktivitätsziele, der Personalabbau geht etwas schneller voran als vorgesehen", sagte Personalvorstand Karlheinz Blessing in einem Reuters-Interview.

"Ich rechne damit, dass wir unsere Ziele beim Personalabbau schneller erreichen werden als ursprünglich geplant." Gut ein halbes Jahr nach Abschluss des Zukunftspakts mit dem Betriebsrat hätten bereits 7.500 Beschäftigte Verträge zur Altersteilzeit unterschrieben. Damit hat Volkswagen bereits gut 80 Prozent der bis zum Jahr 2020 geplanten 9.300 Zusagen zur Frühpensionierungen in der Tasche.

"Produktivitätsziele" für heuer werden erreicht

Auch der Abbau der Leiharbeit schreitet voran. Von 6.500 Zeitarbeitern, die VW beim Abschluss der Tarifverträge für den Umbau der Hauptmarke beschäftigte, habe bereits mehr als die Hälfte das Unternehmen verlassen, sagte Blessing. "Am Ende des Jahres werden wir voraussichtlich noch gut 1000 Leiharbeitnehmer haben." Bis 2020 sollen gar keine Leiharbeiter mehr beschäftigt werden. Der überwiegende Teil werde entlassen, einige würden aber auch in die Stammbelegschaft übernommen.

Vergangenes Jahr hatten die Wolfsburger beschlossen, das Personal bei der Hauptmarke bis 2020 an den deutschen Standorten um ein Fünftel oder rund 23.000 Stellen zu reduzieren. Gleichzeitig sollen rund 9.000 neue Jobs in der Elektromobilität und anderen Zukunftsbereichen geschaffen werden. Das bedeutet, dass die Zahl der Stellen unter dem Strich um 14.000 reduziert wird - je nach natürlicher Fluktuation könnten es auch einige mehr werden.

Abfertigungen als letzte Möglichkeit

Blessing, der seit eineinhalb Jahren Personalvorstand von Volkswagen ist und davor die Stahlhersteller Dillinger Hütte und Saarstahl leitete, zeigte sich zuversichtlich, dass die geplanten 9.300 Verträge zur Altersteilzeit abgeschlossen werden können. "Kürzlich haben wir eine Signalrakete gezündet." Die Jahrgänge 1955 bis 1960 hätten nur noch bis Ende Juli Zeit, zu unterschreiben. "Wer später kommt, hat seine Chance vertan. Klar ist, dass wir die guten Konditionen nicht weiter verbessern."

Abfertigungen seien lediglich als letzte Möglichkeit vorgesehen, sagte der 60-Jährige. "Ich bin überzeugt, dass wir genug Instrumente haben, um den geplanten Personalabbau mit Altersteilzeit, Abbau der Leiharbeit und natürlicher Fluktuation sozialverträglich umzusetzen." Weltweit will die Hauptmarke VW 30.000 Stellen streichen, 15 Prozent der Belegschaft von mehr als 200.000 Mitarbeitern an 30 Standorten.

Höhere Rendite als oberstes Ziel

Mit Hilfe des Zukunftspakts will Volkswagen die Rendite seiner Hauptmarke steigern, um Milliarden-Investitionen in den Ausbau der Elektromobilität, die digitale Vernetzung und neue Mobilitätsdienste zu stemmen. Die Marke mit dem VW-Logo, die die Hauptlast des Dieselskandals zu tragen hat, galt lange als Sorgenkind des Wolfsburger Konzerns, holt bei der Ertragskraft aber auf.

Inzwischen greift der von Markenchef Herbert Diess eingeleitete Umbau, die Marge kletterte im ersten Quartal auf 4,6 (Vorjahr 0,3) Prozent. Dazu trägt auch das mit dem Betriebsrat vereinbarte Fitnessprogramm bei. Die Einsparungen daraus liegen laut Betriebsratschef Bernd Osterloh bisher bei 1,4 Mrd. Euro. Bis 2021 will VW die jährlichen Kosten um 3,7 Milliarden Euro senken, davon entfallen drei Milliarden auf die deutschen Standorte. (reuters/apa/red)