Index der Bank Austria : Heimische Industrie beschleunigt ihren Aufschwung

Österreichs Industriekonjunktur nimmt weiter Fahrt auf. Dafür sprechen die jüngsten Ergebnisse des Bank Austria Einkaufsmanagerindex (EMI).

Nach Angaben des Bank-Austria-Chefökonoms Stefan Bruckbauer ist der Index im Juli klar gestiegen und hat mit 52,4 Punkten den höchsten Wert seit rund eineinhalb Jahren erreicht. Der Indikator weise "sogar auf ein über dem langjährigen Durchschnitt liegendes Wachstumstempo hin", so Bruckbauer weiter.

Industrie erhöht Produktion im Juli deutlich

Nach einem schwachen Jahresbeginn und ersten positiven Signalen im Frühjahr gewinnt der Aufschwung der heimischen Industrie jetzt offenbar an Fahrt.

Der Analyse zufolge haben die österreichischen Industriebetriebe im Juli die Produktion kräftig erhöht. Auch gibt es laut den Ergebnissen erstmals seit fast einem Jahr wieder mehr Jobs in der Industrie: "Die verbesserte Auftragslage und die beschleunigte Zunahme der Auftragspolster veranlassten die Unternehmen wieder neue Mitarbeiter aufzunehmen."

Mehr Neu- und Folgeaufträge

Volkswirt Walter Pudschedl von der Bank Austria verweist auf das deutlich gestiegene Auftragsvolumen im Juli. Demnach seien spürbar mehr Neuaufträge wie auch Folgeaufträge aus Österreich und dem Ausland eingegangen. "Trotz einer geringfügigen Abschwächung gegenüber dem Vormonat war die Exportnachfrage weiterhin überdurchschnittlich hoch", so Pudschedl.

Investitionsgüterbereich liegt vorn

Zu den Auftragsgewinnern zählte vor allem der Investitionsgüterbereich, in dem auch die Produktion besonders stark ausgeweitet worden sei.

Der Beschäftigtenstand in der Industrie ist laut Bank Austria im ersten Halbjahr im Jahresabstand um 0,6 Prozent auf rund 580.000 Mitarbeiter gesunken. Rund 3.500 Jobs seien in diesem Zeitraum verloren gegangen.

Im Juli sei nach fast einem Jahr der Stellenabbau in der österreichischen Sachgütererzeugung zu Ende gegangen, vor allem im Investitionsgüterbereich steige die Nachfrage, so Pudschedl. "Insgesamt war der Beschäftigungszuwachs zwar sehr gering, aber das Licht am Ende des Tunnels wird heller."

Anstieg der Einkaufspreise belastend

Negativ auf die Gewinne wirken sich die steigenden Preise im Einkauf bei gleichbleibenden Preisen im Verkauf aus, so ein weiteres Ergebnis der Analyse. Demnach führe die Verbesserung der Industriekonjunktur zu einer Trendwende bei den Preisen im Einkauf wie im Verkauf.

Der Bank zufolge hat sich im Juli der Anstieg der Preise für Rohstoffe und Vormaterialien beschleunigt. Aufgrund von Währungseffekten und der nachfragebedingten Verteuerung einiger Rohstoffe legten die durchschnittlichen Einkaufspreise so stark zu wie zuletzt vor knapp einem Jahr. Diese höheren Kosten konnten aber aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht auf die Verkaufspreise überwälzt werden.

Trübe Aussichten in China

Belastet werden die Aussichten für die Industrie nach Einschätzung der Bank-Austria-Ökonomen aktuell durch Konjunktursorgen in den Emerging Markets, insbesondere wegen des massiven Kurssturzes in China.

Die niedrigen Rohstoffpreise und der jüngste Ölpreis-Rückgang nach dem Abkommen mit dem Iran stellten einige Wachstumsmärkte in Schwellenländern zusätzlich vor Herausforderungen.

Erholung in Europa setzt sich fort

Für die Industrieländer seien die Aussichten dagegen weiter sehr solide - wie vom INDUSTRIEMAGAZIN berichtet nicht zuletzt wegen der Hoffnung auf neue Geschäfte mit dem Iran, mehr dazu hier.

Vor allem aber festige sich die Erholung in Europa - hier ein Bericht zur deutlich positiven Prognose für Deutschland. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone betrug im Juli 52,2 Punkte und liegt damit trotz Gegenwinds durch die Diskussion um Griechenland und die Russland/Ukraine-Krise seit fünf Monaten stabil über dem langjährigen Durchschnitt, weiter angetrieben durch die deutsche Wirtschaft.

Bank Austria rechnet mit Wachstum von zwei Prozent

"Im Schlepptau des günstigen Umfelds in Europa kommt nach einiger Verzögerung nun auch die österreichische Industrie besser in Schwung", sagt Konjunkturexperte Bruckbauer. Demnach hat die Industrieproduktion in Österreich im ersten Halbjahr real um durchschnittlich 1,5 Prozent zugenommen. Dieser Zuwachs dürfte sich der Analyse zufolge in den kommenden Monaten nochmals leicht beschleunigen. Bruckbauer: "Wir erwarten daher einen Anstieg der heimischen Industrieproduktion fürs Gesamtjahr 2015 von zwei Prozent". (red)