Luftfahrtindustrie : Emirates will keine Bündnisse eingehen

Luftfahrtbündnisse wie die Star Alliance (um Lufthansa) oder Oneworld (um British Airways) sind nichts für die Golf-Airline Emirates aus Dubai. "Wir glauben nicht an Beteiligungen an anderen Airlines, die nur Geld und Ressourcen binden, und wir glauben auch nicht an große Allianzen", sagt Emirates-Österreich-Chef Martin Gross. Zu groß sei da der Bedarf an Abstimmungen mit anderen Allianzpartnern.

Wie viele lukrative Strecken Fluggesellschaften schon entgangen seien, weil sie Rücksicht auf bestehende Netze nationaler Airlines nehmen mussten, darüber könne man nur spekulieren. "Wenn wir sagen, wir fliegen nach Zagreb, dann fliegen wir", so Gross zur APA.

Streit mit Alitalia und Delta

Seit Juni 2017 fliegt die größte Airline aus dem Nahen Osten auch nach Zagreb. Gross ist von der Wiener Emirates-Niederlassung (40 Mitarbeiter) heraus trotzdem weiter für den kroatischen Markt verantwortlich. Anders war das in anderen Märkten, die von Wien aus aufgebaut worden seien. Prag etwa habe sich vom Wien-Büro abgekoppelt, sobald die ständige Verbindung zwischen Tschechien und Dubai aufgenommen wurde.

Prag ist wie München, Zürich und Mailand einer der österreichischen Nachbarflughäfen, die von der arabischen Fluggesellschaft Emirates mit dem weltgrößten Passagierflugzeug A380 angeflogen werden. Seit Juli 2016 wird Wien auch mit einem Airbus A380 angeflogen.

Mailand und Athen, über die Emirates nach New York weiterfliegt, sind weltweit die einzigen Flughäfen, für die die Golf-Gesellschaft mit Basis in Dubai vom Prinzip als "One-Hub-Carrier" abgegangen ist. Für Wien sei solches momentan nicht denkbar, sagt Gross. Der Aufnahme des Direktflugs Mailand-New York war ein Riesen-Streit mit Alitalia und Delta vorangegangen, der auch die Gerichte beschäftigt hat.

Emirates ist mit der österreichischen Nachfrage „recht happy“

Seit gut einem Jahr, seit Anfang Juli 2016, landet der doppelstöckige A380 auch in Wien-Schwechat für einen täglichen Nachmittagsflug nach Dubai. In der Regel ist dafür ein A380er-Modell mit 3 Klassen (14 First-Class-Plätzen, 76 Business- und 427 Economy-Class-Sitzen) im Einsatz. Zu Spitzenzeiten kommt gelegentlich ein Zwei-Klassen-Modell mit 557 Economy- und 58 Business-Sitzen zum Einsatz. Abends geht in Wien-Schwechat der zweite tägliche Emirates-Flug nach Dubai ab, dieser Kurs wird mit einer Boeing 777 geflogen.

Wann ein zweiter Airbus A380 von Dubai nach Wien fliegt, ist weiterhin nicht entschieden. Mit der österreichischen Nachfrage nach Flügen für den A380, auch von Reisebüros, ist Gross recht happy, wie er sagt. Vom wachsenden Wettbewerb vor allem der Billigfluglinien am Flughafen Wien sieht sich Emirates überhaupt nicht betroffen. Mit dem Wiener Platzhirschen AUA überschneide man sich im Langstreckengeschäft auf vier bis fünf Asien-Strecken. Emirates steuert vom Knoten Dubai aus mehr als 100 Asien-Ziele an.

Emirates ist die größte Langstreckenfluggesellschaft der Welt und damit der größte Kunde für den Riesen-Vogel von Airbus, zugleich auch größter Abnehmer der Boeing-777x-Modelle.

„Wir bekommen keine Subventionen“

Preiskämpfe, Währungsverluste, Brexit-Vorwehen, Unsicherheiten nach Terroranschlägen und angekündigte US-Einreiseschranken haben 2016/17 Spuren in der Emirates-Bilanz hinterlassen. Der Konzerngewinn der Gruppe mit mehr als 100.000 Beschäftigten ist um mehr als 80 Prozent eingebrochen.

Äußerungen großer europäischer Airlinekonzerne, wonach es den Staaten auf der arabischen Halbinsel durch den Ölpreisverfall an Einnahmen aus dem Ölgeschäft mangle und damit die Subventionen für ihre Airlines dünner würden, weist Gross für Emirates zurück: "Wir bekommen keine Subventionen", sagt der Manager. Dubai schöpfe nur noch 4 Prozent seines BIP aus dem Ölgeschäft. Auf die Investitionen in Emirates habe der Ölpreis keinen Einfluss. Sehr wohl aber schlage sich dies auf das Reiseaufkommen nieder. Ein relevanter Umsatzfaktor ist der Dollarkurs. Die Währung Dirham ist vollständig an den US-Dollar gekoppelt. (apa)