Textilindustrie : Der steirische Textilbetrieb Borckenstein kündigt Insolvenz an

Der im steirischen Neudau ansässige Garnhersteller Borckenstein ist mit 7,4 Mio. Euro überschuldet, teilten die Kreditschützer AKV, KSV1870 und Creditreform am Mittwoch nach der Einreichung des Insolvenzantrages mit. Die Passiva betragen 30,2 Mio. Euro, die Aktiva 22,8 Mio. Euro. Rund 200 Lieferanten und Gläubiger sind betroffen. Schon am Dienstag hatte das Unternehmen die Insolvenz angekündigt.

2013 mit der heutigen italienischen Muttergesellschaft fusioniert

Die angestrebte Sanierung ohne Eigenverwaltung sieht eine 20-prozentige Quote binnen zwei Jahren vor. Der Jahresumsatz des Unternehmens habe zuletzt rund 55 Mio. Euro betragen, doch seit 2012 wurden Verluste verzeichnet. Daher kam es 2013 zur Fusion mit der nunmehrigen italienischen Muttergesellschaft. Wegen der Konkurrenz aus Billiglohnländern wurden in den vergangenen Monaten bereits Kostensenkungsmaßnahmen gesetzt, doch der Anstieg beim Rohstoffpreis für Viskose machte die Bemühungen zunichte. Trotz Verhandlungen mit den Hausbanken konnten die Jännerlöhne der 286 Mitarbeiter nicht mehr ausbezahlt werden.

Die Bankverbindlichkeiten betragen 16,4 Mio. Euro, die Dienstnehmer haben 5,9 Mio. Euro zu bekommen. Darin eingerechnet sind aber auch Abfertigungsansprüche, die nur in voller Höhe schlagend werden, wenn keine Fortführung des Unternehmens gelingt. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen betragen laut AKV 3,1 Mio. Euro, hinzu kommen noch sonstige Forderungen in der Höhe von 4,8 Mio. Euro. Von den Aktiva in der Höhe von 22,8 Mio. Euro ist ein Großteil an Banken verpfändet. Daher machen die Vorräte der Unternehmens mit einem Wert von etwa 5,8 Mio. Euro den größten Aktivposten der freien Insolvenzmasse aus.

Das Unternehmen betrieb einst die erste mechanische Spinnerei Österreichs

Die Borckenstein-Geschäftsführung hat bereits am Dienstag mitgeteilt, dass man mit möglichst vielen Mitarbeitern den Betrieb fortführen will, aber Kündigungen nicht zu umgehen sein werden. Der Garnhersteller ist einer der größeren Betriebe im strukturschwachen steirisch-burgenländischen Grenzgebiet. Das Unternehmen wurde 1789 im benachbarten Burgau gegründet und betrieb die erste mechanische Spinnerei Österreichs. Der Stammsitz in Neudau besteht seit 1845.

Das Unternehmen beschäftigt sich mit Spinnstoffaufbereitung und Spinnerei im Rahmen der Herstellung von Garnen und Zwirnen. 2013 hat man mit der italienische Fil Man Made Group fusioniert, die auf Textilien zum Brandschutz spezialisiert sind. Seit Juni 2015 ist die Borckenstein GmbH eine 100-prozentige Tochter der italienischen Muttergesellschaft. (apa)