Konjunkturbarometer Steiermark : Stimmungstest für die heimische Wirtschaft

Industriearbeiter mit Kreissäge.

Steirische Wirtschaft mit negativer Einschätzung für die kommenden Monate.

- © Zukunft Industrie

Die konjunkturelle Abwärtsspirale kann auch zum Jahresende nicht durchbrochen werden. Das neue Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark stuft das Wirtschaftsklima als äußerst "frostig" ein. Davon zeugen die Saldenwerte sowohl beim Ist-Stand (-61,2 Prozentpunkte) als auch bei den Erwartungen (-65,8 Prozentpunkte). "Wir benötigen jetzt eine Entlastung der Unternehmen" mahnen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Die Wirtschaft fordert von der Politik konkrete Maßnahmen statt bloßer Worte, insbesondere in Bezug auf die Lohnnebenkosten. Laut einer Umfrage betrachten 82,1 Prozent der befragten Unternehmen die gestiegenen Arbeitskosten als größte Herausforderung. Darüber hinaus leiden 64,1 Prozent der Unternehmen weiterhin unter einem Mangel an Arbeitskräften und Fachkräften. Es ist wichtig, dass sich Leistung lohnt. Es ist nicht akzeptabel, dass der Staat der größte Nutznießer der hohen Kollektivvertragsabschlüsse ist. Herk und Dernoscheg betonen, dass dieser die Betriebe durch eine Senkung der Lohnnebenkosten unterstützen muss.

Präsentation des steirischen Konjunkturbarometer.
WK Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg bei der Präsentation des neuen steirischen Konjunkturbarometers. - © Foto Fischer / WK Steiermark

Warnsignal für die heimische Wirtschaft

Nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima wird negativ eingeschätzt, sondern auch die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens. Mit Ausnahme des Preisniveaus, das inflationsbedingt gestiegen ist, fallen sämtliche Saldenwerte in den Minusbereich. Das steirische Konjunkturprofil im Detail: Der Gesamtumsatz ist um 9,6 Prozentpunkte gesunken, die Auftragslage um 24,0 Prozentpunkte, die Investitionen um 20,1 Prozentpunkte und die Beschäftigung um 7,9 Prozentpunkte. Bei den Erwartungen zeigt sich ein ähnliches Bild, jedoch haben sich die Werte sogar noch verschlechtert. Der Saldenwert für die künftige Entwicklung des Gesamtumsatzes sinkt auf -28,2 Prozentpunkte, jener der Auftragslage auf -31,5 Prozentpunkte, das Preisniveau steigt um +11,6 Prozentpunkte, die Investitionserwartungen fallen auf -25,4 Prozentpunkte und der Beschäftigungsausblick auf -23,8 Prozentpunkte. Die Situation ist äußerst ernst und die Herausforderungen sind groß. Es bedarf seitens der Politik endlich entschiedener Taten, insbesondere in Bezug auf die Lohnnebenkosten“, betonen Herk und Dernoscheg. Diese sind aufgrund der zuletzt hohen Kollektivvertragsabschlüsse noch einmal deutlich angestiegen. „Der Staat darf nicht der größte Profiteur dieser Erhöhungen sein, die unsere Betriebe über die Schmerzgrenzen hinaus belasten“, so Herk und Dernoscheg. Sie fordern daher eine deutliche Senkung als Signal der Entlastung.

Arbeitskosten lösen Inflation und Energie als Hauptsorge ab

Hauptsorge der Unternehmen sind aktuell die gestiegenen Arbeitskosten. Dabei sind vom Umfragezeitraum (Oktober 2023) noch nicht die jüngsten KV-Verhandlungen in der Stimmungslage abgebildet. 82,1 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer sehen die Arbeitskosten als eine der größten Herausforderungen. Auf Platz zwei folgen der Arbeits- und Fachkräftemangel (64,1 Prozent), dahinter die Inflation (57,1 Prozent) sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise (53,9 Prozent). „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, dass auf Platz zwei der unternehmerischen Hauptsorgen nach wie vor der Personalmangel liegt – das zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so Herk und Dernoscheg.

Inflation und Energiekosten sind aber weiterhin starke Treiber für die Arbeitskosten. Vor allem im Energiesektor hätte die Politik noch wesentlich mehr Hebel in der Hand, die Energiepreise auf ein volkswirtschaftlich verträgliches Maß zu senken. Die Bandbreite an Eingriffsmöglichkeiten in die Energiepreise wird noch nicht ausgeschöpft, wie Herk und Dernoscheg auf Nachfrage auch bestätigen.

Josef Herk, Präsident der WK-Steiermark.
Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark - © Foto Fischer
Es ist nicht akzeptabel, dass der Staat der größte Nutznießer der hohen Kollektivvertragsabschlüsse ist
Josef Herk und Karl-Heinz Dernoscheg

Umsatz, Aufträge und Investitionen rückläufig

WK-Steiermark Präsident Josef Herk spricht zudem von einer "toxischen Gemengelage" von vielen Faktoren, die nun zusammenkommen. Neben dem Fachkräftemangel, den hohen Arbeitskosten, Energiepreisen und der Inflation, sorge das allgemeine Klima in der Weltwirtschaft für aktuell rückläufige Auftragseingänge. Die Exporterwartung ist eher vergleichsweise niedrig. Zudem schwächen die Investitionen deutlich, was auch aufgrund der finanzpolitisch unsicheren Situation rund um steigende Kreditzinsen und Co. zurückzuführen ist. Das Investitionssaldo erreicht den niedrigsten Wert seit 10 Jahren. Und obwohl Fachkräftemangel weiterhin ein Thema ist, lässt die Arbeitskräftenachfrage deutlich nach. Vor allem bei Großbetrieben ist nicht nur das Investitionsklima eingetrübt, sondern auch die Bereitschaft, neue Arbeitskräfte einzustellen.

Karl-Heinz Dernoscheg
Direktor Karl-Heinz Dernoscheg - © Foto Fischer

Was die steirische Wirtschaft jetzt fordert!

Von der steirischen Wirtschaft kommt nun eine deutliche Forderung an die Politik, mehr Impulse zur Konjunkturbelebung zu setzen. Lohnnebenkosten müssen jetzt gesenkt werden und Konjunkturpakete etwa für die Bauwirtschaft geschnürt werden. Weiters braucht es Maßnahmen, um Investitionsimpulse für die Betriebe zu setzen und Behördenverfahren zu beschleunigen.

Bei den Energiekosten wird ebenfalls u.a. eine temporäre Senkung der Steuern auf Energie gefordert. Die Netztarif-Strukturperiode 2024 muss für Reformen genutzt sowie heimische Energiepotenziale besser gefördert werden. Auch im Bereich der Fachkräfte braucht es weitere Reformen, wie eine bessere qualifizierte Zuwanderung und eine Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials.