Schulden und Konkurs : Junge haben zu wenig Finanzwissen

Vor allem Jugendliche geraten wegen fehlenden Finanzwissens oft in eine Schuldenspirale.

Vor allem Jugendliche geraten wegen fehlenden Finanzwissens oft in eine Schuldenspirale.

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Die Schuldenspirale dreht sich wieder schneller: Nach Angaben des KSV1870 wurden im Vorjahr österreichweit 8.845 Schuldenregulierungsverfahren, konkret 24 pro Tag, eröffnet.

Damit ist die Zahl der privaten Pleiten im Vergleich zu 2022 zwar um 8,2 Prozent gestiegen, liegt aber um sechs Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 – damals wurden dem KSV1870 zufolge 9.456 Privatkonkurse gezählt.

„Die finanzielle Situation hat sich in diesem Jahr für viele Menschen in Österreich weiter verschärft und mit einer entscheidenden Erleichterung ist unmittelbar leider nicht zu rechnen“, so Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Allerdings: Die vorläufigen Passiva sind im Vorjahr mit 918 Mio. Euro nur um 1,5 Prozent über jenen des Jahres 2022 gelegen. Das hat zur Folge, dass die durchschnittliche Schuldenhöhe um 7.000 Euro auf rund 104.000 Euro gesunken ist.

Wissenslücken

Als Hauptgrund dafür, dass immer mehr Menschen an ihre finanzielle Schmerzgrenze – oder darüber hinaus – stoßen, werden Arbeitslosigkeit beziehungsweise Einkommensverschlechterung genannt.

„Das ist etwa bei einem Drittel der Fall“, sagt Gudrun Steinmann, Leiterin der Finanzbildung bei der Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien (FSW). Der am zweithäufigsten genannte Grund ist mit rund 22 Prozent aber bereits der Umgang mit Geld beziehungsweise die mangelnde Finanzbildung. Dabei gehe es aber nicht um Know-how im Hinblick auf Aktien, ETFs und Co.

„Wir sehen, dass es wirklich oft an Basiswissen fehlt“, so Steinmann. Das beginne beim fehlenden Verständnis für das vorhandene Budget und die Einteilung desselben und gehe über mangelnde Kenntnisse in Hinblick auf Kontoführung, Kredite und Kreditzinsen bis zu den mit Schulden verbundenen Folgen.

„Gerade jungen Menschen unter 30 Jahren ist überhaupt nicht klar, wie schnell man in die Schuldenspirale gerät und was das für ihr künftiges Leben bedeutet“, weiß Steinmann.

Die Zahl der Privatkonkurse ist 2023 im Vergleich zu 2022 um 8,2 Prozent gestiegen.

Mehr Prävention

Rund 12.500 Personen haben im Vorjahr bei der Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien um Rat gefragt, österreichweit haben sich etwa 60.000 Menschen an die staatlich anerkannten Schuldenberatungen gewandt.

„Leider kommen viele erst dann, wenn sie ihre Überschuldung nicht mehr allein bewältigen können“, bedauert Steinmann. Dann würde die Möglichkeit der Sanierung geklärt, gegebenenfalls werden die Kunden bei der Vorbereitung auf den Privatkonkurs, währenddessen und auch danach, unterstützt. Besser wäre es, so Steinmann, sich bereits präventiv zu informieren.

„Wir bieten unabhängig von der Schuldenberatung ja auch eine Budgetberatung an“, erzählt Steinmann. Dabei werden beispielsweise Einnahmen und Ausgaben analysiert sowie mögliche Einsparungspotenziale erhoben. Speziell junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren sollen durch Workshops angesprochen werden.