Pfingstdialog 2024 : Warum Europas Zukunft in den Regionen liegt

Auch heuer war der Pfingstdialog wieder bestens besucht.

Auch heuer war der Pfingstdialog wieder bestens besucht. Top- Experten diskutieren in hochkarätigen Podiumsdiskussionen über die drängendsten Fragen der Zeit.

- © Foto Fischer

Bereits zum 12. Mal fand der traditionelle Pfingstdialog auf Schloss Seggau in der Südsteiermark statt. Heuer wurde von 15. bis 16. Mai unter dem Generalthema „Europas Regionen - Zukunft gestalten“ mit Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert, von denen viele immer wieder gerne zu dieser hochkarätigen Dialog- und Wissensveranstaltung in die Nähe von Leibnitz kommen.

Die Dialogreihe „Geist & Gegenwart“ wurde 2005 ins Leben gerufen und fand ursprünglich alle zwei Jahre statt, bis man 2021 auf eine jährliche Ausrichtung umschwenkte. Veranstaltet wird der Pfingstdialog vom Club Alpbach Steiermark in Kooperation mit dem Land Steiermark und der Diözese Graz- Seckau.

Das Organisationsteam rund um seinen Vorsitzenden Herwig Hösele, Generalsekretär Klaus Poier und Generalsekretär-Stellvertreter Manuel P. Neubauer bewies auch heuer wieder nicht nur ein gutes Gespür für eine aktuelle Themensetzung, sondern konnte auch mit einer hochkarätigen Auswahl von Experten und Diskutanten aufwarten.

Neben heimischen Politgrößen wie Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, Wissenschaftsminister Martin Polaschek und dessen slowenischer Amtskollege Igor Papič, der ehemaligen EU- Kommissarin Benita Ferrero-Waldner und dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler beehrten unter anderem auch der renommierte Politikwissenschaftler Herfried Münkler von der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Journalist und Medienunternehmer Gabor Steingart das Format mit ihrer Teilnahme.

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Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hält seine Keynote zur Eröffnung des Pfingstdialogs 2024.
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hält seine Keynote zur Eröffnung des Pfingstdialogs. - © Foto Fischer

Die Rolle Europas

Unter der Schirmherrschaft von Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl hinterfragten und diskutierten die Experten in zahlreichen Diskussionsveranstaltungen und Workshops die Herausforderungen und Chancen, welche Europa und seine Regionen in der globalisierten Welt vorfinden.

Dieser Diskurs, der auch das interessierte Publikum wie auch viele wissbegierige Stipendiaten umfasste, fand in Form von Keynotes, Podiumsdiskussionen und in den Insiemegruppen statt. Inhaltlich dominierte die Frage nach der Rolle Europas und seiner Regionen in der globalisierten Welt. Eine große Rolle spielte neben der bevorstehenden Wahl zum europäischen Parlament auch der Krieg in der Ukraine und Europas Rolle darin.

Während Geist & Gegenwart Koordinator Herwig Hösele in seiner Begrüßung die Bedeutung der europäischen Werte unterstrich, eröffnete Landeshauptmann Christopher Drexler mit einem Plädoyer für Europa und die Bedeutung der Regionen innerhalb Europas. Er unterstrich die Wichtigkeit des Föderalismus, der mehr ein System des Wettbewerbs der besten Ideen und Lösungen ist und den es zu fördern gilt, als ein Hemmschuh, wie das vielfach behauptet wird. Zugleich mahnte der Landeshauptmann die Notwendigkeit ein, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken.

Zudem brauche es eine neue europäische Erzählung, welche die positiven Errungenschaften, die aus Europa ihren Ausgang nahmen, wie beispielsweise die Aufklärung oder die Demokratie, in den Vordergrund rücken und nach außen tragen. Wissenschaftslandesrätin und Schirmherrin Barbara Eibinger-Miedl sprach über die zwei Perspektiven der Rolle europäischer Regionen. Einerseits in der Rolle Europas in der Welt und andererseits die Rolle der Regionen in der EU. Ebenso strich sie die Wichtigkeit der Standortpolitik und Vernetzung hervor.

Europas Positionierung gegenüber Russland

Speziell der Politikwissenschaftler Herfried Münkler ging in seiner Keynote auf die sich wandelnde Weltordnung ein und inwiefern Europa sich als Konfliktlöser einbringen kann. Aus seiner Sicht ist Lösung durch Wohlstandstransfer gescheitert, wodurch er Europa damit konfrontiert sieht, zwischen den Möglichkeiten des Entgegenkommens oder der Abschreckung gegenüber Russland entscheiden zu müssen.

Seiner Keynote folgte eine Podiumsdiskussion, in der er neben Bundesministerin Karoline Edtstadler, der Ökonomin Monika Köppl-Turyna und dem Präsidenten des Europäischen Forums Alpbach, Andreas Treichl, zum Thema „Europa zwischen Vielfalt und Leadership“ diskutierte. Auch vor dem Hintergrund des Attentats auf den slowakischen Präsidenten Robert Fico am Vortag brachte die Ministerin ihre Sorge um die aktuellen Entwicklungen und Radikalisierungen zum Ausdruck.

Ein Anliegen war ihr auch die Frage, wie man die Bevölkerung dazu motivieren kann, für die in der Vergangenheit aufgebauten Werte einzustehen und diese zu verteidigen.

Experten diskutierten in zahlreichen Veranstaltungen und Workshops die Herausforderungen und Chancen, welche Europa und seine Regionen in der globalisierten Welt vorfinden.

Proaktive Veränderung in Europa?

Nach der Präsentation der Diskussionen und Ergebnisse der Insiemegruppen wurde zum Thema „Was verleiht Regionen Strahlkraft?“ diskutiert. Der erfolgreiche Journalist und Medienunternehmer Gabor Steingart legte in Form von Thesen die Schwierigkeiten offen, mit denen sich Europa aus seiner Sicht auseinandersetzen muss.

Neben fiskalischen Instabilitäten, mangelndem Wachstum und Angriffen auf die europäische Freiheit machte er auch fehlende Leadership als eines der Problemfelder aus, wie er generell nicht mit Kritik am politischen System in Europa sparte. Seiner Ansicht nach wirkt Europa, verglichen mit seinen Konkurrenten USA und China, unbeweglich und träge. Weiters betonte er die Notwendigkeit, Probleme anzusprechen und nicht schönzureden.

Zudem forderte er von der „bestgebildetste[n] Gesellschaft, die wir in Europa je hatten“, proaktiv Veränderung herbeizuführen statt in Unzufriedenheit zu verharren.
Den Abschluss bildete traditionell die Verlesung des Memorandums durch Herwig Hösele, indem er die Wichtigkeit und den Zusammenhang von Regionalität und Bürgernähe betone, denn „nur ein Europa der Regionen kann ein bürgernahes Europa sein“.