Innovation aus Niederösterreich : Mikl-Leitner: "Wollen Weltraummarkt für unsere Unternehmen nutzen"

Die NÖ-Landeschefin Johanna Mikl-Leitner, derzeit Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, ist angetreten, um ihre Heimat „zum besten Niederösterreich zu machen, das es je gab“.

Die NÖ-Landeschefin Johanna Mikl-Leitner, derzeit Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, ist angetreten, um ihre Heimat „zum besten Niederösterreich zu machen, das es je gab“.

- © NLK

Frau Landeshauptfrau, die Konjunktur schwächelt, die Arbeitnehmer fürchten um ihre Jobs und jedes dritte niederösterreichische Unternehmen beurteilt die Geschäftslage als schlecht. Wo liegen die Stärken der regionalen Wirtschaft?


Johanna Mikl-Leitner:
In Niederösterreich verfügen wir über ein gutes wirtschaftliches Fundament mit vielen familiengeführten Traditionsbetrieben, einer hohen Innovationsdynamik und großem Mut für Unternehmensgründungen. Wenn es um Betriebsansiedlungen geht, liegt unsere Stärke in der Vielfalt. In einem Flächenbundesland wie Niederösterreich findet jedes Unternehmen den passenden Standort. Im vergangenen Jahr wurden von unserer Wirtschaftsagentur ecoplus insgesamt 83 Ansiedlungsprojekte beziehungsweise Standorterweiterungen mit rund 1.200 Arbeitsplätzen betreut. Mehr als 400 Ansiedlungs- und Erweiterungsprojekte sind aktuell in Bearbeitung. Eine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunftsentwicklung.


Sie sind bekannt für unkonventionelle und letztendlich effiziente Lösungen in vielen Bereichen. Mit den Rahmenbedingungen für Digitalisierung dürfte Ihnen auch vieles gelungen sein …



Mikl-Leitner:
Wir haben die große Bedeutung der Digitalisierung bereits früh erkannt und eine eigene Digitalisierungsstrategie entwickelt. Betriebe, die auf das Drei-Gespann Digitalisierung, Technologie und Innovation setzen, sind schneller und besser durch die Krisen der letzten Jahre gekommen als viele andere.

Fakt ist, dass die Digitalisierung unsere Lebens- und Arbeitsweise rasant verändert hat und wir bei dieser Entwicklung nicht nur Passagier sein wollen, sondern die Zukunft aktiv mitgestalten können. Deshalb haben wir unsere Förderaktion digi4wirtschaft auch heuer wieder aufgelegt. Rund zwei Millionen Euro an Fördermittel stehen noch für Betriebe zur Verfügung, die ihre Geschäftsprozesse digitalisieren wollen, um wettbewerbsfähiger und effizienter zu werden. Wir wollen auch digitalen Kompetenzen der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher steigern – hier kommt beispielsweise dem „Haus der Digitalisierung“ in Tulln eine Schlüsselrolle zu.

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Wenn es um Betriebsansiedlungen geht, liegt unsere Stärke in der Vielfalt. In einem Flächenbundesland wie Niederösterreich findet jedes Unternehmen den passenden Standort. Wenn es um Betriebsansiedlungen geht, liegt unsere Stärke in der Vielfalt. In einem Flächenbundesland wie Niederösterreich findet jedes Unternehmen den passenden Standort.
Johanna Mikl-Leitner

Spitzenforschung aus Niederösterreich

Investitionen in die Zukunft bedürfen Visionen. Sie wollen in den kommenden zwei Jahrzehnten den Nobelpreis nach Niederösterreich holen. Welchen Plan verfolgen Sie?

Mikl-Leitner:
Es ist uns gelungen, Niederösterreich erfolgreich als attraktiven Standort für internationale Spitzenforschung zu positionieren. Als Forschungs- und Innovationsstandort stehen wir jedoch ständig im internationalen Wettbewerb mit anderen Regionen. Hochqualifizierte Forscherinnen und Forscher können sich aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Es wird sie dorthin ziehen, wo sie die besten Rahmenbedingungen vorfinden. Daher investieren wir laufend in den Ausbau und die Weiterentwicklung unserer sechs Technologie- und Forschungszentren und in das ISTA in Klosterneuburg, wo wir ein Forschungszentrum von Weltrang geschaffen haben. Für die dritte Ausbaustufe bis zum Jahr 2036 werden wir gemeinsam mit dem Bund die stattliche Summe von 3,3 Milliarden Euro in die Hand nehmen.


Forschungsinstitute, Ausbildungseinrichtungen und forschungsaffine Unternehmen arbeiten seit nunmehr 20 Jahren im Rahmen von ecoplus eng zusammen, um international anerkannte Spitzenforschung zu betreiben. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?



Mikl-Leitner:
An den vier Technopolstandorten in Krems, Tulln, Wiener Neustadt und Wieselburg arbeiten insgesamt mehr als 3.700 Menschen in den Technologiefeldern, darunter mehr als 1.600 Forscherinnen und Forscher. 443 Forschungsprojekte mit einem Projektvolumen von über 750 Millionen Euro konnten hier seit 2004 begleitet werden. Insgesamt sind an den Technopolen 13 Universitäten und Fachhochschulen mit 19 Departments angesiedelt sowie 23 Forschungsinstitute und 10 Kompetenz-Zentren der Forschungsförderungsgesellschaft. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und zeigen, dass unser Konzept der Vernetzung der wichtigen Player aus Wirtschaft, Wissenschaft und Ausbildung absolut richtig ist.

„Investitionen in Wissenschaft und Forschung sind daher nicht nur Investitionen in die Zukunft, sondern sind bereits heute ein wesentlicher Teil für die Erhaltung unseres Wohlstandes“, ist Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überzeugt.
„Technologie, Produktivität und Wohlstand sind drei Begriffe, die bereits heute untrennbar miteinander verbunden sind und künftig noch viel enger miteinander verknüpft werden. Investitionen in Wissenschaft und Forschung sind daher nicht nur Investitionen in die Zukunft, sondern sind bereits heute ein wesentlicher Teil für die Erhaltung unseres Wohlstandes“, ist Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überzeugt. - © NLK

Weltraummarkt als große Chance

Ein europaweit einzigartiges Technologiezentrum für Satelliten-Monitoring in Prottes und ein europäischer Innovations-Hub der Weltraumforschung am Flughafen in Schwechat wurden kürzlich präsentiert. Was erwarten Sie sich von Space-Tec-Unternehmen?


Mikl-Leitner:
Der Weltraummarkt ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt und diese Chance wollen wir natürlich auch für unsere Unternehmen und für den Technologie- und Forschungsstandort Niederösterreich nutzen. Am ecoplus Technopol Wiener Neustadt gibt es bereits Weltraum-Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich international bereits einen hervorragenden Namen gemacht haben - wie z.B. die Firma ENPULSION, die sich seit ihrer Gründung vor sieben Jahren zum Weltmarktführer für Antriebe im Klein- und Kleinst-Satellitenbereich entwickelt hat - und an der FH Wiener Neustadt gibt es auch den speziellen Studienbereich Aerospace Engineering.

Mit dem neuen und europaweit einzigartigen Weltraum-Hub am Flughafen Schwechat, den wir gemeinsam mit der ESA betrieben, können wir die beiden Stärkefelder - renommierter Wissenschaftsstandort und starkes Gründerland - erfolgreich miteinander verbinden. Wir erwarten uns davon neue, hochkarätige Arbeitsplätze für die Menschen im Land. Gleichzeitig ist das Thema Luft- und Raumfahrt aber auch ein wichtiger Motor, um junge Menschen für Forschung und Technik zu begeistern und diese jungen Talente brauchen wir als Wirtschafts- und Forschungsstandort ganz dringend.


Neue Zeiten bringen neue Herausforderungen. Sie müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen – wann sehen Sie sich am Ziel?



Mikl-Leitner:
Mit dem Konzept „Zukunft.Wirtschaft.Niederösterreich“ haben wir einen neuen Schwerpunkt in der Wirtschaftsstrategie des Landes im Bereich der digitalen Innovationen und der grünen Transformation gesetzt. Diese Kombination bietet Niederösterreich die optimale Möglichkeit, den Weg in eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wirtschaft zu ebnen. Indem wir diese Chancen für uns nutzen und unsere Stärken weiter ausbauen, können wir nicht nur ökologische und ökonomische Ziele erreichen, sondern auch die Lebensqualität für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreich weiter verbessern.