Digitalisierung in Medizin : Können digitale Technologien das Gesundheitssystem retten?

Um die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern und das Gesundheitspersonal zu entlasten, wird die Digitalisierung in den kommenden Jahren massiv vorangetrieben.

Um die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern und das Gesundheitspersonal zu entlasten, wird die Digitalisierung in den kommenden Jahren massiv vorangetrieben.

- © karunyapas - stock.adobe.com

In Österreichs Gesundheitssystem, das als eines der besten der Welt gilt, ist der Wurm drin. Vor allem der Personalmangel führt in den Krankenanstalten zu massiver Überlastung mit allen Konsequenzen.

So leiden Patienten einerseits unter langen Wartezeiten, andererseits sind Qualitätseinbußen zu verzeichnen. Kaum anders sieht es im niedergelassenen Bereich aus: Auch hier geht der Ärztemangel zu Lasten beider Akteure.

Ein vielversprechendes Rezept zur Gesundung des Systems ist die Digitalisierung. Sie kann helfen, die Effizienz in der Verwaltung zu steigern und die Kommunikation zwischen Ärzten, Krankenhäusern, Kassen und Sozialversicherungen weiter zu optimieren. Beispiele dafür sind unter anderem die automatisierte Dienstplanung für Ärzte und Pflegepersonal sowie die Rotationsplanung für Medizinstudenten und Jungärzte in heimischen Spitälern, der E-Impfpass und ELGA.

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Aber auch in der Versorgung kann sie gute Dienste leisten: sei es in der Prävention, sei es in der Diagnose, Therapie und Nachsorge. Auch hier ist das Spektrum breit gefächert: Es beginnt bei der digitalen Terminvereinbarung, geht über Videokonsultationen, die digitale Erfassung von Vitaldaten der Patientinnen und Patienten, innovative Operationsmöglichkeiten bis hin zum Einsatz von Gesundheits-Apps und Smart Devices zur Betreuung chronisch kranker Menschen.

Nicht zuletzt sind Daten zu einem grundlegenden Bestandteil der medizinischen Forschung und Routinediagnostik geworden.

„Früher war die Physik der größte Datenproduzent aller Wissenschaften, heute ist es die Biomedizin“, sagt Christoph Bock, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der MedUni Wien. Bits und Bytes bilden immer öfter die Grundlage für immer genauere Diagnosen und maßgeschneiderte Therapien. In der Onkologie etwa können KI-basierte Methoden Hochrisikopatienten anhand von histologischen Bildern aus Biopsien identifizieren.

Niedergelassene Ärzte werden zur verpflichtenden Diagnosecodierung angehalten.

Digitalisierungsoffensive im österreichischen Gesundheitswesen

Um die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern und das Gesundheitspersonal zu entlasten, wird die Digitalisierung in den kommenden Jahren massiv vorangetrieben. „Digital vor ambulant vor stationär“ lautet daher auch die Leitlinie der Ende 2023 präsentierten Gesundheitsreform. Unter anderem ist ein umfassender Ausbau der Gesundheitshotline 1450 geplant, um verstärkt Erstabklärungen bei Beschwerden zu übernehmen und Video-Konsultationen mit Ärzten anzubieten.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte werden zu einer verpflichtenden Diagnosecodierung angehalten, Wahlärztinnen und Wahlärzte werden an das e-card-System ELGA angeschlossen, in dem Gesundheitsdaten, Befunde und Bilddaten gespeichert werden, um eine ganzheitliche Betrachtung der Krankengeschichte zu ermöglichen.

Auf dem Weg dorthin sind allerdings noch einige Hürden zu überwinden: Die größte ist nach Ansicht der Experten die Datenbeschaffung. Viele Daten sind entweder nicht zugänglich, verstreut, uneinheitlich oder von schlechter Qualität. Sei es, weil sie zum Beispiel in Arztpraxen handschriftlich oder als PDF-Datei vorliegen, sei es, weil Krankenhäuser meist eigene Systeme zur Datenerfassung nutzen. Auch der Datenschutz ist immer wieder ein heißes Thema.

„Gerade bei hochsensiblen Gesundheitsdaten haben Sicherheit und Vertrauen in einen transparenten Umgang immer oberste Priorität. Das ist ein zentraler Punkt der österreichweiten eHealth-Strategie“, versichert Gesundheitsminister Johannes Rauch.