Halbleiter : Infineon-Megafabrik in Villach: "Wir haben geliefert"

Infineon-Österreich-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka bei einer Pressekonferenz mit Infineon-Chef Reinhard Ploss und Jochen Hanebeck, Mitglied des Infineon Vorstands
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Heute Freitag eröffnet Infineon die neue Chipfabrik für Leistungselektronik auf 300-Millimeter-Dünnwafern am Standort Villach. Ein 2018 gestartetes Ausbauprojekt, das eine Portion Konsequenz begleitete: Denn "nicht einmal eine globale Pandemie konnte uns aufhalten", sagt Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka. Mit dem heutigen Tag sei ein großer ambitionierter Plan Realität geworden. Mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro hat der Halbleiterkonzern eines der größten Investitionsprojekte in der Mikroelektronikbranche in Europa angepackt. Und man habe "geliefert", so Herlitschka.

Daraus werde man nun zwei Millarden jährlichen Umsatz generieren können. Ein Umstand, der auch dem technologischen Fortschritt geschuldet sei. Dieser mache es heute leichter, "aus Hallen mehr herauszuleisten", sagt Infineon-CEO Reinhard Ploss. Der heutige Tag sei aus vielen Dimensionen ein sehr positiver. Angesichts der beschleunigten Elektrifizierung und Digitalisierung ist der Bedarf nach Leistungshalbleitern in den kommenden Jahren weiter im Steigflug. Der Zeitpunkt, neue Kapazitäten in Europa zu schaffen, "könnte angesichts der weltweit wachsenden Nachfrage kein besserer sein", so Ploss. Am Ende würden die Kunden sagen: "Toll - bei euch werden wir auch morgen beliefert", so Ploss.

Der Kärntner Standort ist dabei die Wurzel der Leistungshalbleiterei. In Villach entwickelt, sei die 300-Millimeter-Technologie "in Dresden ins Volumen gegangen und kehre nun wieder nach Villach zurück", sagt Infineon-COO Jochen Hanebeck. Die Bruttogeschoßfläche der neuen Chipfabrik beträgt rund 60.000 Quadratmeter. Nun baue man eine "one virtual fab" auf: Villach und Dresden würden zu einer gemeinsamen Megafabrik verschmolzen. Die Standardisierung der beiden Werke wurde zuletzt vorangetrieben - Grunderfordernis dafür, "nun Volumina flexibel verschieben zu können", sagt Hanebeck. Strategisch sei die Eigenfertigung, die auf Hochautomatisierung setzt und auch einen erheblichen Beitrag zur CO2-Bilanz des Unternehmens liefert, von "hohem Wert".

Mit den in der neuen Chipfabrik hergestellten Produkten können – mit Blick auf den aktuellen Produktmix in Villach – mehr als 13 Millionen Tonnen CO 2 eingespart werden. 400 neue Produktionsjobs wurden geschaffen. "Diese Stellen konnten wir großteils schon besetzen", sagt Sabine Herlitschka.

Erste Produkte werden jetzt ausgeliefert

Die Fabrik wurde nach drei Jahren Vorbereitungs- und Bauzeit Anfang August drei Monate früher als zunächst geplant in Betrieb genommen. Die ersten Wafer verlassen noch diese Woche das Villacher Werk. Die Chips decken in der ersten Ausbaustufe vor allem die Nachfrage der Automobilindustrie, im Bereich von Rechenzentren und der erneuerbaren Energiegewinnung aus Solar- und Windkraft. Der Infineon-Konzern verfügt mit der neuen Fabrik über ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Die Fertigung der Chips erfolgt auf 300-Millimeter-Dünnwafern, die mit 40 Mikrometern dünner als ein menschliches Haar sind. Villach ist das Kompetenzzentrum für Leistungshalbleiter im Konzern und seit langem ein wichtiger Innovationsstandort im Fertigungsverbund von Infineon. Hier wurde die Fertigung von Leistungshalbleitern auf 300-Millimeter-Dünnwafern vor rund zehn Jahren entwickelt, die dann am Standort Dresden in den vergangenen Jahren zur vollautomatisierten Volumenfertigung ausgebaut wurde. Die Nutzung dieser Technologie bringt aufgrund des größeren Scheibendurchmessers deutliche Produktivitätsvorteile und reduziert den Kapitaleinsatz.

Die in Villach produzierten Halbleiter kommen in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz. So kann Infineon mit dem neuen Werk den wachsenden Markt für Leistungshalbleiter in Elektroautos, Rechenzentren, Solar- und Windenergie gut bedienen. Allein die für Industrie-Halbleiter eingeplante Kapazität reicht rechnerisch zur Ausstattung von Solaranlagen aus, die in Summe mehr als 1.500 Terawattstunden elektrische Energie pro Jahr produzieren könnten – das entspricht in etwa dem dreifachen jährlichen Stromverbrauch in Deutschland.