Drohnenabwehr Europa : Trumpf-Laser: Familienunternehmen rüstet sich für den Hightech-Krieg

Laser von Trumpf für die Rüstung

Präzision aus Licht: Trumpf-Laser schneiden Metall mit bis zu 10.000 Watt Leistung – Grundlage für die künftigen Hochenergielaser zur Drohnenabwehr.

- © Trumpf

Ditzingen – irgendwo zwischen Streuobstwiesen, Schnellstraße und schwäbischem Perfektionismus. Hier perfektioniert der Maschinenbauer Trumpf seit den 1970ern eine Technologie, die Bleche schneidet – und nun Kriege verändern könnte: Laser. Für Waffen – made in Germany.

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Was einst Metall trennte, soll künftig Drohnen zerstören. Ein Familienunternehmen, das jahrzehntelang Werkzeuge baute, will nun Verteidigungstechnik liefern – gemeinsam mit dem Münchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz.

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Laser-Durchbruch: Wie Trumpf Europas Chipindustrie mit Licht versorgt

Der Laser ist Teil der Unternehmens-DNA. Ende der 1970er brachte Berthold Leibinger den ersten CO₂-Laser aus den USA nach Ditzingen – eine Revolution. Kurz darauf baute Trumpf eigene Systeme: erst zum Schneiden von Metall, später für 3D-Druck und die Chipproduktion.

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Heute zählt Trumpf zu den globalen Technologieführern – neben IPG Photonics und Coherent. Ihre Laser schneiden, schweißen, belichten Mikrochips – sie treiben ganze Industrien an.

Ohne Trumpf gäbe es keine EUV-Lithografie: Ihre Laser liefern das Licht, mit dem der weltweite Monopolist in der Chipmaschinen-Produktion, ASML, die modernsten Halbleiter der Welt belichtet und damit die Chips produziert, auf denen unsere gesamte digitale Welt läuft.

  • Trumpf Laser Technologie CEO: Hagen Timer
    Drohnenabwehr ist nichts anderes als Laserbearbeitung aus der Ferne

    Trumpf CEO Laser-Technologie Hagen Zimer

Hightech gegen Drohnen: Wie Trumpf Laserstrahlen zur Verteidigung einsetzt

Jetzt kehrt die Technologie in einer neuen Rolle zurück: als Verteidigungssystem. „Drohnenabwehr ist nichts anderes als Laserbearbeitung aus der Ferne“, sagt dazu Laser-Chef Hagen Zimer. Ingenieurslyrik auf Schwäbisch: trocken, präzise, ohne jeden Pathos.

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Warum Raketen für Hunderttausende Euro abfeuern, wenn ein Laserstrahl nur Strom kostet? Der Strahl trifft punktgenau und zerstört Elektronik oder Sensoren, ohne Splitterwirkung.

Seit dem Krieg in der Ukraine weiß man: Drohnen sind die Kalaschnikows des 21. Jahrhunderts. Europa sucht nach Antworten – und in Ditzingen wird daran gearbeitet.

Zentrale von Rohde & Schwarz in München: Das Unternehmen entwickelt hier Hochfrequenz-, Kommunikations- und Abwehrsysteme für zivile und militärische Anwendungen.

- © Rohde & Schwarz

Licht trifft Radar: Wie Trumpf und Rohde & Schwarz Europas Drohnenschutz bauen

Trumpf liefert das Herzstück: Laser, Optiken, Steuerung, Sensorik – Licht und Hirn. Rohde & Schwarz liefert Radar, Zielerfassung und Kommunikation.

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Gemeinsam bauen sie ein System, das Flughäfen, Militärbasen oder Kraftwerke schützt – mobil, skalierbar, defensiv. Noch kämpft man mit Wetterempfindlichkeit und Präzision. Der Strahl muss die Drohne millimetergenau treffen – auf bis zu einem Kilometer Distanz. Bis 2028 sollen diese Herausforderungen gelöst sein.

Der Trumpf-Vorstand (v. l. n. r.): Dr. Stephan Mayer, Dr. Hagen Zimer, Dr. Berthold Schmidt, Oliver Maassen, Dr. Lars Grünert, Dr. Nicola Leibinger-Kammüller und Dr. Mathias Kammüller. Unter Führung der Unternehmerfamilie Leibinger rang das Management lange mit der Entscheidung, in die Verteidigungstechnik einzusteigen.

- © Trumpf

Trumpf-Dilemma: Wie ein Familienunternehmen mit der Rüstungsfrage ringt

Für Trumpf war der Schritt in die Rüstungsindustrie kein leichter. Im Vorstand schnell beschlossen – in der Familie umstritten. Der Gesellschaftervertrag von 2015 schreibt vor: „Trumpf-Technologie darf nie gegen Menschen eingesetzt werden.“

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Seit Beginn des Ukrainekriegs diskutieren die drei Geschwister – Nicola, Peter und Regine Leibinger – über die Auslegung. Auch die nächste Generation hat Mitspracherecht. Am Ende steht ein Kompromiss: Trumpf liefert ausschließlich defensive Systeme. Keine Waffen gegen Menschen – nur Technik gegen Maschinen.

Konkurrenz und Konsequenz

Trumpf ist mit seiner Idee nicht allein. Weltweit arbeiten Rüstungsunternehmen an ähnlichen Systemen. Rheinmetall entwickelt gemeinsam mit dem Raketenbauer MBDA ein laserbasiertes Abwehrsystem. In den USA testen Raytheon und Lockheed Martin bereits funktionsfähige Prototypen – Laser, die Drohnen, Granaten und sogar Raketen abwehren können.

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Für Trumpf kommt der Einstieg in schwierigen Zeiten: Der Umsatz sank zuletzt um 16% auf 4,3 Mrd. Euro, der Gewinn um 88%. Der neue Markt ist klein – etwa 100 Mio. Euro Volumen –, aber strategisch wichtig. Er wird die Bilanz nicht retten, aber vielleicht ein neues Kapitel aufschlagen – in dem schwäbische Präzision Europas Verteidigung schützt.

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