Trump, Industrie, Zölle : SAG-Chefin Exner-Wöhrer: "Gründen unter Trump Eins? Wir mussten die Pläne verwerfen"

Karin Exner Woehrer CEO SAG 1

"In der Ära Trump Eins ein Unternehmen in den Staaten gründen zu wollen war schon eine interessante Erfahrung, ich dachte eigentlich, in Amerika ist jeder willkommen": Karin Exner Wöhrer

- © SAG

"In der Ära Trump Eins ein Unternehmen in den Staaten gründen zu wollen war schon eine interessante Erfahrung, ich dachte eigentlich, in Amerika ist jeder willkommen": Doch die viel gepriesene Willkommenskultur der Staaten hielt dem Realitätscheck nicht stand. Das Vorhaben von SAG-Chefin Karin Exner-Wöhrer, vor einigen Jahren im Raum Detroit an einem Standort gebündelt Logistik und Gießereiwesen hochzuziehen, zerschellte an den Realitäten.

Alles zog sich bei dem Vorhaben inmitten der Pandemie hin, SAG wollte einen europäischen Mitarbeiter implementieren, der lange - zu lange - keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt. "Wir mussten die Pläne letztlich verwerfen und den Weg über Kanada gehen", sagt Exner-Wöhrer.

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Nun also die Ära Trump Zwei. "Lassen wir ihn einmal starten", sagt Exner-Wöhrer - wissend, dass es "jetzt womöglich nicht lustiger wird". Ein kalter Wirtschaftskrieg zeichnet sich ab, wirtschaftlich rechnet die Managerin für Europa bestenfalls mit einer Seitwärtsbewegung. Was Europa jetzt tun kann? Einen Schritt zurückzumachen", um festzustellen, dass nur durch den Abbau von Handelshemmnissen Wohlstand entstanden ist". Ihre Hoffnung: Keine europäische Eskalation über Sanktionen und Abschottung. "Heben wir uns wohltuend von China und USA ab".

SAG Mexico production
In Mexiko ist SAG mit zwei Produktionsstätten in Tlalnepantla und Monterrey und mehr als 470 Mitarbeitern als Tier-1-Lieferant von Leichtbaukomponenten für OEMs auf dem nordamerikanischen Markt vertreten. - © SAG

Der Blick über den Tellerrand müsse übrigens gar nicht so weit reichen. Innerhalb Europas wurden Deutschland und Österreich durch "Anspruchsdenken und KV-Abschlüsse" abgehängt. In Spanien stünden die Zeichen auf Wachstum, in Frankreich auf Reindustrialisierung. In Italien hat man über mehrere Jahre auf Lohnerhöhungen verzichtet und es wurde die Inflation als Wohlstandverlust für alle hingenommen, mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

"Im deutschsprachigen Raum würden wir in einer herkömmlichen Industrie wie der Metallindustrie wohl nicht mehr investieren", sagt Exner-Wöhrer. Einzig dank der gut ausgebildeten, motivierten Menschen hätte man "hier noch eine Zukunft". Sie redet einer Lokalisierung das Wort. Schon einmal verlagerte SAG eine Produktion von Tanks aus Österreich nach Spanien, um Transportkosten und CO2 zu sparen.

Verschiebungen der Handelswege ortet sie infolge von Nearshoring-Tendenzen der USA und Chinas massiv. "Supply Chains nach China werden in Frage gestellt, was Mexiko zu einem starken Profiteur macht", sagt sie. Dort ist man mit zwei Produktionsstätten in Tlalnepantla und Monterrey und mehr als 470 Mitarbeitern als Tier-1-Lieferant von Leichtbaukomponenten für OEMs auf dem nordamerikanischen Markt vertreten. Ob Mexiko und Kanada nach dem USMCA Review 2026 ein sichererer Hafen bleiben werden? "Wir warten ab", sagt Exner-Wöhrer. Trump habe mit der neuen mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum jedenfalls ein neues Vis-a-vis.


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An ihrer Globalisierungsstrategie will Exner-Wöhrer festhalten. In China sei man nicht vor Ort und habe es auch nicht vor - eine klassische "risk return"-Frage, sagt die Managerin. Auch die klassische EU-Osterweiterung habe man nicht mitgemacht. Aktuell setze man sich mit dem indischen Subkontinent auseinander. Dort gebe es eine stark gewachsene Mittelschicht, die Aluminium- und Leichtbauprodukte benötigen. Es gibt seitens SAG in Indien erste Kontakte, die Marktchancen sind klar umrissen, noch wurde aber nicht investiert. "Ein solcher Schritt will gut abgewogen sein", spricht Exner-Wöhrer von "gesunder Zögerlichkeit".

Donald Trump
Donald Trump steht vor seiner zweiten Amtszeit - © Mark Humphrey / AP / picturedesk.com