Rüstungsindustrie : Rheinmetall-Übernahme: Milliardendeal mit Lürssen katapultiert Konzern ins Marinegeschäft

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Mit der Übernahme von NVL steigt Rheinmetall in die Produktion von Marineschiffen ein 

- © NVL

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat eine Einigung mit der Bremer Werftengruppe Lürssen über die Übernahme ihrer Marinesparte Naval Vessels Lürssen (NVL) erzielt. Wie das Unternehmen am Sonntagabend mitteilte, sei der Abschluss des Geschäfts „vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden“ geplant. 

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Ziel sei es, die Übernahme Anfang 2026 abzuschließen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der hohen Umsätze beider Firmen wird jedoch von einem milliardenschweren Deal ausgegangen, bei dem eine erhebliche Summe an die Eigentümer der Lürssen-Gruppe fließen dürfte.

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Maritimer Kurswechsel: Rheinmetall rüstet mit NVL-Übernahme zum Schiffsbauer auf

Mit dem Zukauf von NVL will Rheinmetall sein Portfolio erweitern und den maritimen Bereich als neues Geschäftsfeld erschließen. Zwar produziert der Konzern bislang keine eigenen Schiffe, beliefert jedoch bereits die Marine – etwa mit Schiffsgeschützen oder Lasertechnologie.

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Durch die Übernahme erhält Rheinmetall Zugang zu weiterer Infrastruktur und zusätzlichen Fertigungskapazitäten in Norddeutschland. Dies ermöglicht es dem Konzern, Synergien mit der bestehenden Fahrzeugproduktion – etwa an den Standorten Kiel und Flensburg – zu realisieren. Zudem profitiert Rheinmetall von der langjährigen Erfahrung der NVL-Werften, die seit ihrer Gründung rund 1.000 Schiffe an mehr als 50 Marinen und Küstenwachen weltweit ausgeliefert haben.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich der Börsenwert von Rheinmetall laut Angaben etwa verzwanzigfacht. Das Unternehmen zählt inzwischen zu den wichtigsten Waffenlieferanten der Ukraine; die Auslieferungen werden teilweise durch Mittel der Bundesregierung finanziert.

Systemhaus der Superlative: Rheinmetall will alle Militär-Domänen abdecken

Nach Informationen des NDR verfügt NVL derzeit über Aufträge mit einem Gesamtvolumen von rund sieben Milliarden Euro. Das Unternehmen liefert Schiffe sowohl an die Deutsche Marine als auch an internationale Kunden. Weitere Wachstumsmöglichkeiten sieht man insbesondere im Bereich autonomer Systeme – etwa bei unbemannten, schwimmenden Einheiten. Rheinmetall und Lürssen streben einen Abschluss zu Beginn des kommenden Jahres an.

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Laut Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger wird das Unternehmen durch die geplante Übernahme künftig in sämtlichen militärischen Einsatzbereichen vertreten sein: „zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur“. Rheinmetall entwickle sich damit, so Papperger weiter, zu einem „Domänen-übergreifenden Systemhaus“.

Bereits jetzt liefert der Konzern Komponenten für Marineprojekte in verschiedenen Ländern – darunter Simulationssysteme und Schutztechnologien. Mit Blick auf die sicherheitspolitische Lage betonte Papperger: „Die aktuelle Konfliktlage zeigt, dass es auch im maritimen Bereich immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit ankommt.“ Rheinmetall wolle dem wachsenden Bedarf der Shttps://industriemagazin.at/thema/armin-papperger/eestreitkräfte sowie den steigenden Beschaffungsetats mit „leistungsfähigen Systemlösungen“ begegnen. Dazu zählen laut Papperger unter anderem „Marine-Flugkörper und -Werfer, Haupt- und Sekundärgeschütze für die Marine, die Raketenabwehr, Sensoren und weitere Elektronik“.

Armin Papperger: "In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe – ein Powerhouse."

- © Rheinmetall AG

Schiffsbau weltweit: Das steckt hinter Rheinmetalls neuem Partner NVL

Die Lürssen-Gruppe hatte sich im Oktober 2021 in zwei Geschäftsfelder aufgeteilt: eine Jachtabteilung und die Marinesparte NVL, die auf den Bau von Marine- und Behördenschiffen spezialisiert ist – sowohl für die Deutsche Marine als auch für internationale Kunden.

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Zur NVL gehören in Deutschland vier Werftstandorte: die Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern), Teile von Blohm+Voss und die Norderwerft in Hamburg sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven. Weitere Betriebsstätten befinden sich in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei.

Nach eigenen Angaben beschäftigt NVL weltweit rund 2.100 Mitarbeitende und erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Rheinmetall kommt auf etwa 40.000 Beschäftigte an 174 Standorten und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 9,8 Milliarden Euro.

NVL-Weft in Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern 

- © NVL

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