Rosenbauer CEO Wechsel : Rosenbauer bestellt Robert Ottel zum neuen CEO

Finanzvorstand Robert Ottel

Robert Ottel folgt Sebastian Wolf als CEO bei Rosenbauer 

- © Voestalpine

Eine etwas bizarre Pressekonferenz fand Freitagvormittag im Steigenberger Hotel im ersten Bezirk statt. „Was schaut’s denn alle so ernst? Das ist hier ja keine Beerdigung!“, versuchte Markus Richter, Finanzvorstand von Rosenbauer, die Stimmung gleich zu Beginn aufzulockern.

Im Anschluss berichtete Sebastian Wolf, noch-Vorstandschef des Konzerns, von gestiegenen Umsätzen, sinkenden Schuldenquoten und einem historisch hohen Auftragsbestand: „Wir haben den Turnaround geschafft. Unsere Auftragsbücher sind voll.“ Die Zukunft des Unternehmens sei gesichert – eine Zukunft, von der er selbst jedoch kein Teil mehr sein wird. Am Vorabend hatte der erst am 1. April bestellte Aufsichtsrat des Feuerwehrausstatters Tatsachen geschaffen und den langjährigen CEO Sebastian Wolf entlassen. Bereits am 22. April soll er von Ex-Voestalpine-Finanzvorstand Robert Ottel abgelöst werden.

Mit seiner Leistung habe die Entscheidung nichts zu tun, betonte der ebenfalls anwesende Aufsichtsratsvorsitzende Christian Reisinger. Die Entlassung sei allein Ausdruck der neuen Eigentumsverhältnisse im Unternehmen.

>>> Nach der Rosenbauer-Übernahme: Aufsichtsrat ohne Pierer und Mateschitz

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Rosenbauer auf Wachstumskurs

Wolf ist "stolz darauf, was wir in den vergangenen drei Jahren geschafft haben" und auch Reisinger bedankte sich für "die hervorragende Arbeit, in einer sehr schwierigen Zeit". Gegen Ende hin wurde es beinahe emotional: "Es war eine sehr spannende Zeit, mit vielen Erfolgen. Es war eine Reise, die ich sehr gerne gemacht habe, die mich aber auch viel Energie gekostet hat." - so Wolf. 

>>> Rosenbauer-CEO Wolf: "Im September lieferten wir unser letztes Fahrzeug nach China"

Dass Rosenbauer wirtschaftlich wieder auf Kurs ist, spiegeln auch die Zahlen wider: Der Umsatz stieg 2024 auf 1,305 Milliarden Euro, der Auftragsbestand erreichte 2,279 Milliarden Euro. Das Periodenergebnis verbesserte sich deutlich – von 1,2 Millionen auf 29,8 Millionen Euro. Einziger Wermutstropfen: Das Finanzergebnis blieb angesichts des gestiegenen Zinsniveaus mit minus 38,6 Millionen Euro vorerst negativ. Doch durch die Kapitalerhöhung des neuen Mehrheitseigentümers Robau verfüge Rosenbauer nun wieder über „die volle Manövrierfähigkeit, um die aktuellen geopolitischen Herausforderungen zu meistern und künftige Wachstumschancen zu nutzen“, so Wolf.

Der Auftragseingang erreichte im vergangenen Jahr mit 1,705 Milliarden Euro ein Rekordniveau. Die Produktionskapazitäten sind damit bis ins Jahr 2026 ausgelastet. Wesentlichen Anteil daran haben Großaufträge wie jener der deutschen Bundeswehr, die einen langfristigen Rahmenvertrag über bis zu 60 Flughafenlöschfahrzeuge abschloss. Die ersten 35 Fahrzeuge vom Typ Panther 8x8 sollen bis 2029 ausgeliefert werden.

Rosenbauer-CEO Sebastian Wolf
Sebastian Wolf - © Michael Rausch-Schott / VGN Medien Holding / picturedesk.com

Mit zwei Finanzlern in die Zukunft

Mit der Berufung Ottels verfolge das Unternehmen das Ziel, die eingeschlagene Neuausrichtung fortzusetzen und seine Marktposition weiter zu stärken. Dass mit Ottel und Richter nun zwei Finanzler an den Schalthebeln der Macht bei Rosenbauer sitzen, hat beim oberösterreichischen Konzern durchaus Tradition: Wolf war selbst zunächst als CFO für die Finanzangelegenheiten des Unternehmens verantwortlich. Im Jahr 2022 übernahm er schließlich den Posten des Vorstandsvorsitzenden. 

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Christian Reisinger, betonte die Bedeutung dieser Personalentscheidung: „Mit Robert Ottel haben wir für Rosenbauer einen erfahrenen Topmanager gewonnen, der über langjährige Industrieexpertise und Führungserfahrung bei einem Global Player verfügt. Gemeinsam mit den neuen Eigentümern und einem bewährten Vorstandsteam wird er Rosenbauer zurück auf Wachstumskurs bringen. Wir sind sehr froh und stolz, dass wir Herrn Ottel für diese Aufgabe begeistern konnten.". 

Ottel gilt als erfahrener Industrieexperte. Seine Karriere begann er 1997 bei der voestalpine AG im Rahmen des internationalen Entwicklungsprogramms „High Mobility Pool“. In den Folgejahren übernahm er mehrere Führungsaufgaben und wurde 2001 Leiter der damaligen Automotive Division. 2004 wurde Ottel in den Konzernvorstand berufen, zunächst als Divisionsverantwortlicher, ab 2005 dann als Chief Financial Officer (CFO) des Gesamtkonzerns. Seither war Ottel, immer wieder als Kandidat für verschiedene Chefposten gehandelt worden. Nun, knapp ein Jahr nach seinem Aus bei der Voestalpine, kehrt er wieder in die höchste Managementebene eines Börse-notierten Konzerns zurück – und übernimmt dort die Chefrolle.

Robert Ottel bringt langjährige Industrie- und Führungserfahrung mit

Auch Ottel selbst äußerte sich zu seiner neuen Aufgabe und unterstrich die strategische Bedeutung seiner Rolle für das Unternehmen: „Rosenbauer ist ein hervorragendes Industrieunternehmen mit einer ausgewiesenen Exzellenz und einer globalen Führungsposition im Bereich der Feuerwehren. Mein Dank gilt dem Aufsichtsrat für das Vertrauen. Ich freue mich sehr auf meine neue Funktion als CEO und darauf, das Unternehmen gemeinsam mit den neuen und bisherigen Kernaktionären strategisch weiterzuentwickeln und die Basis für weiteres Wachstum und zukünftigen Erfolg für diesen globalen Innovations- und Technologieführer zu legen.“

>>> Rosenbauer-CEO Wolf: "Im September lieferten wir unser letztes Fahrzeug nach China"

Seine akademische Laufbahn umfasst ein Studium des Maschinenbaus an der TU Wien, ein Betriebswirtschaftsstudium an der WU Wien sowie ein General-MBA-Programm an der LIMAK. Zusätzlich ist Ottel als Aufsichtsrat der Melecs Holding tätig.

Hintergrund: Wie kam es zur Übernahme durch Robau?

Doch warum musste Rosenbauer überhaupt saniert werden und wie kam es zur Übernahme durch Robau? In 150 Ländern fahren Feuerwehrfahrzeuge aus Oberösterreich, in 120 ist Rosenbauer mit einem Servicenetzwerk vertreten. Doch vereinbarte Fixpreise im Verkauf bei gleichzeitig starkem Preisanstieg im Einkauf von Vormaterialien und Energie sorgten für hohe Verluste. Hinzu kamen Umstrukturierungskosten bei der Umstellung von der Einzel- auf eine Serienfertigung. Ausgerechnet zum Zeitpunkt des Wiederhochfahrens der Produktion Anfang 2023, wurde Rosenbauer Opfer eines Cyberangriffs, der eine tagelange Abschaltung der IT-Infrastruktur und Stehzeiten in der Produktion von mehreren Wochen nach sich zog.

>>> Wie Sebastian Wolf Rosenbauer 2023 durch "sehr intensive" Zeit führte 

Die Folge: das Eigenkapital der Oberösterreicher ist zeitweise auf nur noch 15 Prozent gesunken – Werte unter 30 Prozent gelten als ungesund. Nachdem Versuche, über Anleihen Liquidität zu schaffen, gescheitert waren, erhöhten die Banken den Druck: Sie verlangten, dass die bestehenden Aktionäre die Eigenkapitalquote auf mindestens 20 Prozent aufstocken – über die Börse war das angesichts der finanziellen Lage nicht möglich. Die Eigentümerfamilie selbst zeigte wenig Begeisterung, eine Kapitalerhöhung von mindestens 100 Millionen Euro zu stemmen. Erst nach starkem Drängen der Gläubigerbanken stimmte die Eigentümerfamilie - insgesamt 23 Gesellschafter und Gesellschafterinnen – einer geplanten Kapitalerhöhung – und damit einer Verwässerung ihrer Anteile – zu.

Sechs Unternehmen hatten sich ein Bieterrennen um den überschuldeten Feuerwehrausrüster geliefert. Zuletzt soll neben dem Konsortium von Stefan Pierer und Mark Mateschitz auch noch die Tschechische Tatra Gruppe im Rennen gewesen sein. Das Argument einer „österreichischen Lösung“ für die Rettung von Rosenbauer dürfte dann wohl den Ausschlag gegeben haben der Robau den Vorzug zu geben. 

Das Konsortium verpflichtete sich dazu fast 120 Millionen Euro Kapital zuzuschießen und damit 3,4 Millionen Aktien oder 33,3 Prozent des frisch kapitalisierten Unternehmen zu erwerben. Ausserdem, und das kam auch für Beobachter überraschend, verkaufte auch die Eigentümerfamilie selbst ein Viertel ihrer bisherigen Anteile, die bisher von der Rosenbauer Beteilgungsverwaltung gehalten wurden, an das Konsortium. Für rund 60 Millionen Euro sollen sich einige Familienmitglieder ganz zurückgezogen haben und manche Familienmitglieder überhaupt nicht. Mit der Übernahme von Teilen des Familienbesitzes hält die Robau derzeit einen Anteil von 55 Prozent an dem Unternehmen. Der Anteil der Eigentümerfamilie sank auf nur noch rund 17 Prozent. 

Pierer-Pleite: Wer „saniert“ jetzt eigentlich Rosenbauer?