Trumps Wirtschaftskrieg mit Europa : Plansee-Chef Wex: "Entkopplung schon unter Trump Eins"

Download von www.picturedesk.com am 08.11.2024 (09:02). Republican presidential nominee former President Donald Trump walks over to hug former first lady Melania Trump as their son Barron Trump, left, watches while delivering remarks to supporters at an election night watch party Wednesday, Nov. 6, 2024, in West Palm Beach, Fla. (AP Photo/Jeff Roberson) - 20241106_PD2522 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)

Decoupling unter Trump Eins lässt die Tiroler heute heute in allen Wachstumsregionen stärker "local for local" produzieren.

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Plansee ändert Strategie: Mehr Produktion in Wachstumsregionen weltweit

"Unsere Strategie war lange, Produkte wenn möglich nur einmal auf der Welt zu produzieren", sagt Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender des Hochleistungswerkstoffherstellers Plansee. Logistikkosten? Waren bei dem Wert des Produkts, das die Reutter da auf die Reise schickten, in der Regel vernachlässigbar. Ausnahmen von dieser goldenen Plansee-Regel? Gab es überall dort, wo der freie Handel durch Barrieren stark beeinträchtigt war.

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Etwa am indischen Subkontinent Mitte der Neunziger. Speziell für den Werkzeugbereich war dieser durch Zölle hochgradig abgeschottet. "Durch eine lokale Produktion erarbeiteten wir uns eine sehr gute Marktposition", sagt Wex.

Was also ist passiert, dass sich die Tiroler von ihrer Strategie zum Teil lösten und heute in allen Wachstumsregionen – etwa im Werk Pennsylvania für die USA - immer mehr "local for local" produzieren? Schon unter der Trump-Administration 1 - und noch vor der Covid19-Pandemie - habe sich "ein Decoupling abgezeichnet", sagt Wex. Das läutete das Ende "der sehr fokussierten Produktionsstrategie" Plansees ein.

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Die Abschottung Chinas und den USA, dazu die Schwäche des europäischen Heimmarkts wirken jetzt - nur wenige Jahre später - als Brandbeschleuniger. "Natürlich versucht man in Europa weiter zu investieren", sagt Wex etwa über die Halbleiterindustrie. Doch das könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass "nach Asien und Amerika und einer stornierten Intel-Fabrik in Deutschland sehr lange nichts kommt", so Wex. In Automotive und Maschinenbau durchlebe Europa wohl noch länger eine Schwächeperiode.

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"Wir werden dort investieren und Produktionskapazitäten ausbauen, wo wir schneller wachsen und wo es auf Abschottungstendenzen eine Antwort braucht". Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender des Hochleistungswerkstoffherstellers Plansee.

- © Andi Mayr

Die Abschottung Chinas und den USA, dazu die Schwäche des europäischen Heimmarkts wirken als Brandbeschleuniger.

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Aus dieser Basisannahme heraus identifiziert der Manager heute Nordamerika, China und Indien als die drei für sein Unternehmen relevanten Wachstumsregionen. "Wir werden dort investieren und Produktionskapazitäten ausbauen, wo wir schneller wachsen und wo es auf Abschottungstendenzen eine Antwort braucht", sagt Wex. Es braucht dazu gar nicht den Bau neuer Standorte, denn Plansee sei heute in diesen Ländern mit Werken gesetzt. "Je nach Bedarf investieren wir mehr oder weniger", sagt der Vorstandschef. In den USA müsse man "abwarten, ob bei all dem Protektionismus, der kommt, am Ende konjunkturell gesteigerte Dynamik zu erwarten ist".

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Weil das Tiroler Unternehmen diese Entwicklungen frühzeitig antizipiert hat, sehe er, Wex, auch einer zweiten Amtsperiode Trumps - er hätte vor einem Jahr noch auf den Wahlsieg der Demokraten gewettet - gelassener entgegen. Zumindest solange dieser eher dahingehend agiere, die Zollpolitik gegenüber China zu verschärfen. "Das könnte einen Vorteil bringen", sagt Wex. Vorbereitet müsse man jedenfalls auf alle Szenarien sein. Dass Mexiko und Kanada nach dem USMCA Review 2026 ein sichererer Hafen bleiben werden, davon ist er fast sicher: "Trump hat USMCA 2018 unterzeichnet". Nicht unwahrscheinlich jedoch: Dass Trump das Review als Druckmittel verwendet, um "eigene Interessen durchzusetzen".