Pierer und Mateschitz in der Krise : Pierer und Mateschitz: Robau-Konsortium strebt Mehrheitsübernahme bei Rosenbauer an

Rosenbauer-Konzernzentrale in Leonding – Werk 1 besitzt eine Photovoltaikanlage

Stefan Pierer und Mark Mateschitz sichern ich Anteile des kriselnden Feuerwehrausrüsters Rosenbauer

- © Rosenbauer

Das Konsortium Robau, bestehend aus Pierer Industrie, der Mark Mateschitz Beteiligungs GmbH, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) und der Invest Unternehmensbeteiligungs AG, plant, eine Mehrheitsbeteiligung am in Schwierigkeiten befindlichen oberösterreichischen Feuerwehrausrüster Rosenbauer zu übernehmen. Nachdem im Juni die geplante Investition der Robau Beteiligungsverwaltung GmbH durch eine Kapitalerhöhung bekannt wurde, ist nun der Erwerb eines Aktienpakets in Aussicht gestellt.

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Die Robau beabsichtigt konkret, einen Anteil von 25,15 Prozent von der Rosenbauer Beteiligungsverwaltung GmbH (BVG) zu erwerben, die aktuell noch 51 Prozent der Anteile an Rosenbauer hält, wie das Konsortium am Donnerstag mitteilte. Bereits im Juni hatte sich Robau verpflichtet, im Zuge einer Kapitalerhöhung 3,4 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 35 Euro pro Aktie zu kaufen. Durch die Ausgabe wird sich der Anteil der von Familiengesellschaftern gehaltenen Rosenbauer Beteiligungsverwaltung GmbH von zuvor 51 Prozent auf ebenfalls ein Drittel verwässern, bestätigte ein Sprecher von Rosenbauer.

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- © Industriemagazin

Mehrheit der Rosenbauer-Aktien

"Durch diese beiden Transaktionen erwirbt Robau die Mehrheit der Aktien und somit eine kontrollierende Beteiligung in Höhe von 50,1 Prozent an Rosenbauer", erklärte das Konsortium am Donnerstag. Nach dem Vollzug der Transaktionen würde die BVG nur noch 17,23 Prozent der Anteile an Rosenbauer halten, während der Streubesitz auf 32,67 Prozent steigen würde. Die Regulatoren müssen jedoch noch sowohl der Kapitalerhöhung als auch dem Aktienkauf zustimmen.

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Es wird erwartet, dass die Genehmigung frühestens im vierten Quartal 2024 erteilt wird. Sollte es zur Umsetzung der beiden Deals kommen, würde ein Pflichtangebot ausgelöst werden. Dies bedeutet, dass das Konsortium verpflichtet wäre, ein Angebot für alle verbleibenden, nicht von Robau gehaltenen Aktien zu unterbreiten. Der voraussichtliche Angebotspreis würde bei 35,00 Euro pro Rosenbauer-Aktie liegen, wie es in der Aussendung heißt.

Stefan Pierer
KTM-Chef Stefan Pierer - © Stefan Pierer

Aufsichtsrat soll neu besetzt werden

Des Weiteren plant das Konsortium, im Falle eines erfolgreichen Abschlusses der Transaktionen den Aufsichtsrat neu zu besetzen. Unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Hauptversammlung sollen Stefan Pierer, Mark Mateschitz, Friedrich Roithner und Gernot Hofer dem Gremium beitreten. Stefan Wagner soll weiterhin Mitglied des Aufsichtsrats bleiben.

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Rosenbauer befindet sich aktuell in einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Das Unternehmen kämpft mit einer erheblichen Schuldenlast, die zuletzt bei 428 Millionen Euro lag. Im Jahr 2023 konnte Rosenbauer jedoch nach einem Verlust wieder in die Gewinnzone zurückkehren und erzielte einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro.

Rosenbauer-Chef Sebastian Wolf zeigte sich erfreut über den Einstieg: „Mit den eingeleiteten operativen Maßnahmen, dem weiterhin starken Auftragseingang und diesem Investor an unserer Seite werden wir unsere Position als Weltmarktführer im Bereich der Feuerwehrausstattung weiter ausbauen“, wurde er in einer Aussendung zitiert. Pierer, Mateschitz sowie Heinrich Schaller, Generaldirektor der RLB OÖ, unterstrichen in einer Mitteilung die starke Position von Rosenbauer im Bereich der Feuerwehrausstattung und das Wachstumspotenzial des Unternehmens.

"Weltweit die Nr. 1 im Brand- und Katastrophenschutz"

"Wir sind weltweit die Nr. 1 im Brand- und Katastrophenschutz", heißt es selbstbewusst auf der Homepage des oberösterreichischen Feuerwehrausrüsters Rosenbauer. Vor über 100 Jahren begann das Unternehmen etwas bescheidener, mit dem "Kleinen Florian", einer Tragkraftspritze, die auf einem Beiwagenmotorrad montiert war. Heute hat sich Rosenbauer zu einem führenden Hersteller entwickelt, dessen modernstes Löschfahrzeug den Namen "Panther" trägt. Der Panther ist ein elektrisch angetriebener dreiachsiger Allrad-Lkw, der speziell für Flughafen-Feuerwehren weltweit entwickelt wurde.

Nach eigenen Angaben sind Feuerwehrfahrzeuge von Rosenbauer in 150 Ländern im Einsatz. Neben diesen Fahrzeugen bietet das Unternehmen ein breites Spektrum an Produkten an, das von persönlicher Schutzausrüstung für Feuerwehrleute bis hin zu Tauchpumpen und Stromerzeugern reicht.

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Die beiden Hauptproduktionsstätten befinden sich in Leonding, Oberösterreich, während das globale Netzwerk von Rosenbauer bis in die USA, nach Saudi-Arabien und Singapur reicht. Der Vorstand des Unternehmens besteht aus drei Mitgliedern und wird von CEO Sebastian Wolf geleitet. Den Vorsitz im Aufsichtsrat führt Jörg Astalosch.

Im Jahr 2023 schrieb das Unternehmen wieder schwarze Zahlen, nachdem es im Jahr 2022 einen Verlust von 22,3 Millionen Euro verzeichnet hatte. Rosenbauer erzielte einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro. Auch das operative Ergebnis (EBIT) drehte sich mit 37,5 Millionen Euro ins Plus, nachdem es 2022 noch einen Verlust von 10,6 Millionen Euro gegeben hatte. Im Vorjahr wurden 1.850 Fahrzeuge produziert, davon 750 in Österreich. Hinzu kommen etwa 100.000 Feuerwehrhelme pro Jahr, wobei das neueste Produkt ein spezieller Kopfschutz für die Waldbrandbekämpfung ist. Etwa 25 Prozent des Gesamtumsatzes von Rosenbauer entfallen auf das Geschäft außerhalb der Fahrzeugproduktion.

1929: Der "kleine Florian" von Rosenbauer
1929: Der "kleine Florian" von Rosenbauer - © Rosenbauer