Peneder und Bauen im Bestand : Peneder Bau-Elemente-Chef Punzenberger: "Mehr als eine schicke Gebäudehülle"

Robert Punzenberger Peneder

Robert Punzenberger, Geschäftsführer Peneder Bau-Elemente, Industriebau: "Pflastert man jede Halle mit PV-Modulen zu, reduziert das nur die Stromrechnung."

- © Peneder

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Punzenberger, seit 1. April sind Sie neben der FIX Gebäudesicherheit + Service auch für den Bereich Industriebau der Peneder Bau-Elemente verantwortlich. Was sind Ihre Schwerpunkte in dieser Position?

Robert Punzenberger: Mein Fokus liegt vor allem auf nachhaltigem Bauen und der Revitalisierung von Industriegebäuden. Unser Ziel ist es, Industrieflächen so zu entwickeln, dass sie nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch langfristig ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind. Dabei setzen wir auf innovative Konzepte wie Green Building und energieeffiziente Prozessoptimierung.

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Peneder hat schon vor vielen Jahren in punkto Nachhaltigkeit Maßnahmen ergriffen - lange etwa vor einem Green Deal.


Punzenberger:
Das ist richtig. Schon 2010 haben wir unsere Unternehmenszentrale in Atzbach, auch Peneder Basis genannt, nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards errichtet. Das Gebäude ist mit einem Heiz- und Kühlsystem ausgestattet, das auf Biomasse basiert, und verfügt über Wärmerückgewinnungsanlagen zur Warmwasserbereitung. Zudem nutzt es modernste Gebäudeleittechnik zur optimalen Energiesteuerung. 2021 haben wir unsere Produktionsstätte in Fraham mit erneuerbaren Energien ausgestattet – wir heizen und kühlen mit Hackschnitzeln aus regionalem Holz – und haben auch auf eine Adaptierung des Bestandsgebäudes geachtet, anstatt weitere Flächen zu versiegeln. Nachhaltigkeit ist seit jeher tief in unserer DNA verwurzelt, wie auch unsere Kundenprojekte belegen.

Mit Prozessanalytikern, Energieoptimierern und Physikern untersuchen wir schon seit Jahren in Gebäuden, was dort energetisch und aus Nachhaltigkeitssicht so passiert. Auch die Ablauforganisation ist eine Facette. Denn muss der Mitarbeiter mehrmals täglich ans Ende eines Ganges laufen, verbrennt er auch Energie. Natürlich ist uns am Ende auch die architektonische Komponente wichtig - doch salopp gesagt: Bauen ist heute viel mehr als die Realisierung einer schicken Gebäudehülle.

Fraham Peneder
Nachhaltiger Peneder-Standort Fraham - © Peneder

Sie haben die Revitalisierung von Industriegebäuden angesprochen. Haben Sie da einen besonderen Zugang?

Punzenberger:
Unser Anspruch ist es, Standorte über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu betreuen. Revitalisierung ist folglich ein zentraler Aspekt unserer Tätigkeit. Und ja: Wir packen das Thema anders – und zwar ganzheitlich – an. Wir haben gelernt, Industriegebäude nicht nur architektonisch, sondern auch funktional zu überdenken. Ein Vorzeigebeispiel ist unser eigener Standort in Fraham, wo wir das gesamte Gebäude optimiert haben – von der Energieeffizienz bis hin zu Arbeitswelten, die die Produktivität steigern.

Wir haben dort vor dem Steigen des Gaspreises nicht nur den Energiebedarf reduziert, sondern waren rechtzeitig auf Hackschnitzel umgestiegen. Sogar Palettenmaterialien werden wiederverwertet. Wir haben zudem den Produktdurchlauf optimiert, was letztlich auch die Qualität unserer Produkte verbessert hat. Und unser neuer betrieblicher Gastgarten war vorher ein Parkplatz. Wir haben also nicht wesentlich mehr Fläche in Anspruch genommen.

Wie schnell rechnet sich die Hackschnitzellösung für das Heizen und Kühlen in Ihrem Fall?

Punzenberger: In elf Jahren ist diese Lösung, ohne fossile Brennstoffe das Gebäude zu betreiben, refinanziert. Das ist ein guter Wert. Die Faustregel lautet: Bis zu 15 Jahre nimmt man gerne in Kauf, mehr schon eher nicht mehr. Es ist jedenfalls eine sehr nachhaltige Lösung etwa im Unterschied zu Photovoltaik. Pflastert man jede Halle mit PV-Modulen zu, reduziert das nur die Stromrechnung, nicht aber den Energiebedarf. Wir aber hinterfragen die Prozesse.

So haben wir mit einem Kunden eine Energieoptimierung bei der Pulverbeschichtung durchgeführt und konnten den Energiebedarf um 40 Prozent reduzieren.

GEWA Blechtechnik
Innovative Gebäudeerweiterung bei GEWA Blechtechnik - © GEWA Blechtechnik

Welche Zukunftstrends sehen Sie im Bereich der nachhaltigen Industrieflächen?

Robert Punzenberger:
In Zukunft wird es nicht nur darum gehen, Gebäude zu optimieren, sondern ganze Standorte nachhaltig zu gestalten. Das beinhaltet auch die Überlegung, ob ein Standort überhaupt der richtige ist. Zudem sehen wir großes Potenzial in der Gebäudeautomatisierung, der Vernetzung mit Energieversorgern und der Nutzung von E-Speichern. Letzteres realisieren wir gerade mit unserem Kunden GEWA Blechtechnik, der über bidirektionales Laden zu einem aktiven Netzteilnehmer wird. Ein weiterer Trend ist die Nutzung von Holzbau und Modulbauweise, die auch im Industriebau zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Wo liegen die Herausforderungen im Industriebau, insbesondere angesichts der aktuellen Zinsentwicklung und der Unsicherheiten in der Industrie?

Punzenberger: Die Finanzierung ist natürlich ein Thema. Es herrscht zuweilen Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Nachfrage nach Produkten, was oft zu Verzögerungen bei Bauprojekten führt. Zudem sind die Prozesse bei Neubauten, etwa durch Umwidmungen, sehr aufwendig und mühsam. Daher gewinnen Aus- und Umbauten bzw. Modernisierungen von Bestandsgebäuden als Alternative zunehmend an Attraktivität.

Wie wichtig sind für Sie dabei Arbeitswelten?

Punzenberger: Arbeitswelten werden immer wichtiger. Früher gab es große, unattraktive Industrieflächen, wo niemand gerne arbeiten wollte. Heute schaffen wir es, diese Standorte so zu gestalten, dass sie ansprechend sind – mit guter Luft, angenehmer Beleuchtung, sozialen Räumen und Zusatzangeboten wie Kantinen und Kindergärten. Das steigert nicht nur die Produktivität, sondern auch die Attraktivität des Arbeitgebers. Unternehmen identifizieren sich stärker über das Gebäude und werden als Standortmagnet wahrgenommen. Wie beispielsweise das Automationsunternehmen Agilox in Neukirchen bei Lambach. Dessen Gebäude gibt viel her. Und es herrscht Wohlfühlcharakter.

Wo sehen Sie die Zukunft des Industriebaus?

Punzenberger: Die Zukunft liegt klar im Bestand. Das Bauen auf der grünen Wiese wird immer schwieriger und weniger attraktiv. Es geht darum, bestehende Gebäude nachhaltig zu nutzen und zu revitalisieren, wobei der Mensch, die Maschine und das Produkt im Mittelpunkt stehen. Dank unserer langjährigen Erfahrung können wir solche Projekte zum Pauschalpreis realisieren – das ist unsere Stärke und unser Versprechen an unsere Kunden.

Robert Punzenberger
"Das Bauen auf der grünen Wiese wird immer weniger attraktiv." Robert Punzenberger - © Peneder