Konjunktur : Österreich vor zweitem Rezessionsjahr: Wirtschaft schrumpft, Arbeitslosigkeit steigt

ABD0022_20241004 - WIEN - ?STERREICH: IHS-Direktor Holger Bonin am Freitag, 04. Oktober 2024, anl?sslich der Pressekonferenz des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) und des Instituts f?r H?here Studien (IHS) im Rahmen der ?Konjunkturprognose 2024 und 2025 - Herbstprognose" in Wien. - FOTO: APA/EVA MANHART

Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognose gegenüber der Juni-Schätzung stark nach unten korrigiert

- © APA/EVA MANHART

Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognosen im Vergleich zur Juni-Schätzung erheblich nach unten korrigiert und erwarten nun, dass Österreich 2023 das zweite Jahr in Folge in der Rezession verharrt. Beide Institute rechnen mit einem Rückgang der realen Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent, während im Sommer noch von einem stagnierenden oder leicht positiven Wachstum (+0,3 Prozent) ausgegangen worden war. Zudem wurde die Prognose für das öffentliche Budgetdefizit 2024 auf 3,7 bzw. 3,5 Prozent des BIP nach oben revidiert.

>>> Steht Österreich durch versäumte Reformen vor einem Wohlstandsverlust?

Vor allem die schwächelnde Industrie, der Bau und ein gedämpfter Konsum bremsen das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr erheblich. Schon 2022 verzeichnete das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Minus von 1 Prozent.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns schon auf Instagram?

- © Industriemagazin

Budgetdefizit steigt weiter an

„Österreich steckt in einer Wachstumsflaute. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Strukturreformen“, erklärte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei der Vorstellung der Prognose in Wien. Er wies darauf hin, dass man mit der längsten, aber nicht tiefsten Rezession seit 1946 rechne. Auch IHS-Direktor Holger Bonin äußerte Besorgnis: „Österreich hat in den vergangenen sechs Quartalen das Schlusslicht in der Eurozone gebildet.“ Die Wachstumsschwäche im europäischen Vergleich stelle eine Herausforderung für die künftige Regierung dar.

>>> 15 Industriemanager über Europa: "Fahren mit Footprint Null in die Grube"

Angesichts des steigenden Budgetdefizits raten beide Institute der neuen Regierung zu umfassenden Reformen. „Ein rigoroses Sparprogramm ist nicht angebracht“, betonte Felbermayr. Stattdessen solle eine umfassende Überprüfung der staatlichen Ausgaben erfolgen, insbesondere jener Posten, die keinen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Felbermayr und Bonin sprachen sich unter anderem für die Abschaffung des Klimabonus aus. Bonin brachte zusätzlich Kürzungen bei der Bildungskarenz und Anpassungen beim vorzeitigen Pensionsantritt ins Spiel.

Für 2025 erwarten die beiden Institute eine leichte wirtschaftliche Erholung, getrieben von steigenden Konsumausgaben und einem positiven Auslandseffekt. Das BIP soll um 1 Prozent (Wifo) bzw. 0,8 Prozent (IHS) wachsen, wobei die ursprüngliche Prognose noch von 1,5 bzw. 1,6 Prozent ausging.

Finanzierungssaldo des Staates in Prozent des BIP seit 2019, Prognose bis 2025, Quelle: WIFO; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie?lich Kunden mit einer g?ltigen Vereinbarung f?r Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. F?r weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1371-24, 88 x 82 mm
Das Budget-Defizit wird größer - © APA

Arbeitslosenquote wird steigen

Nach den Inflationsspitzen von 8,6 Prozent im Jahr 2022 und 7,8 Prozent 2023 wird für 2024 ein deutlicher Rückgang der Teuerungsrate auf 3,1 bzw. 3,0 Prozent erwartet. Für 2025 rechnen die Forscher mit einem weiteren Rückgang der Inflation auf 2,2 bzw. 2,4 Prozent.

Das anhaltend hohe Defizit wird vor allem durch steigende Ausgaben und schwächer wachsende Steuereinnahmen verursacht. Die Defizitprognose für 2024 wurde im Vergleich zum Juni von 3,2 bzw. 3,0 Prozent auf 3,7 bzw. 3,5 Prozent angehoben, womit Österreich die Maastricht-Kriterien der EU (max. 3 Prozent) verfehlt. Für 2025 wird ein weiteres Defizit von 4,0 bzw. 3,4 Prozent erwartet.

Die schwache Konjunktur wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Wifo und IHS prognostizieren einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf 7,0 Prozent in diesem Jahr und 7,2 Prozent im nächsten Jahr.

Inflation zum Vorjahr in %, Wirtschaftswachstum BIP real zum Vorjahr in %, Budgetsaldo in % des BIP, Maastricht-Definition, Arbeitslose nationale Berechnung in %, Treibhausgase Aussto? in % zum Vorjahr, Quelle: WIFO/IHS - Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie?lich Kunden mit einer g?ltigen Vereinbarung f?r Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. F?r weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1370-24, 88 x 155 mm
© APA