Sie finanzieren oder kofinanzieren nicht nur Projekte. Im Bereich Gesicherte Grundversorgung arbeiten Sie stark mit Sozialunternehmen zusammen und finanzieren im Bereich der „Missing Middle“.
Smidt: Gerade in der Entwicklungszusammenarbeit sind Sozialunternehmen ein starkes Vehikel, um langfristige Entwicklungen zu fördern und den Mehrwert in den jeweiligen Communities zu verankern. Projekte in der Entwicklungskooperation sind meist an Fördermaßnahmen gebunden und daher befristet. Bei Sozialunternehmen steht die Idee für die Lösung eines Problems im Vordergrund. Sie kommt von Sozialunternehmer:innen, direkt aus der Community. Herausforderungen wie: „Wie kann ich Zugang zu sauberem Trinkwasser für meine Community ermöglichen? Wie kann ich sichere Kochstellen in Flüchtlingscamps zur Verfügung stellen?“ werden angesprochen. Das sind sozialunternehmerische Ideen, die aus dem Leben von Leuten entstehen. Wir haben uns in unserer Unterstützung auf den Bereich der „Missing Middle“ konzentriert. Das sind Sozialunternehmen, die schon gegründet wurden, sich aber bisher nicht vollständig selbst finanzieren können. Diese werden von uns gefördert, um in die nächste Wachstumsstufe zu kommen. Wir bilden durch unsere Förderungen die Brücke, um Unternehmen zu ermöglichen, durch das Wachstum auch Zugang zu anderen Finanzierungsmitteln, wie von Entwicklungsbanken oder Investor:innen, zu bekommen.
Wie schaffe ich es als Sozialunternehmen, dass die Siemens Stiftung auf mich aufmerksam wird?
Smidt: Wir arbeiten momentan fast ausschließlich mit Application Calls, für die sich Unternehmen bewerben können. Diese schreiben wir mit Partner:innen gemeinsam aus. Wir sind auch zum Teil Kofinanzierungspartner. Unsere Finanzierungspartner:innen sind etwa die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die EU als Teil des Green Deals. Gemeinsam definieren wir bestimmte Themenschwerpunkte in unseren Sektoren. Die Finanzierungen gehen eng mit Mentoring- und Learning-Programmen einher. In den vergangenen Jahren legten wir dabei einen besonderen Fokus auf weibliche Sozialunternehmerinnen.
Die Digitalisierung spielt eine besondere Rolle in der Skalierung ihrer Fördermöglichkeiten. Welche spezifischen Entwicklungsangebote bieten Sie an?
Smidt: Wir launchen im Herbst eine digitale Plattform, wo wir für alle von uns geförderten Sozialunternehmen Learning- oder Weiterentwicklungsmodule anbieten. So können Unternehmen, die von uns gerade nicht aktiv gefördert wurden oder auch aus der ursprünglichen Förderphase herausgewachsen sind, weiterhin die Entwicklungsangebote der Stiftung annehmen. Im Bildungsbereich haben wir zwei große Bildungsplattformen entwickelt, eine speziell für Lateinamerika, sie heißt CREA, und eine internationale Bildungsplattform, unser Medienportal. Dort stellen wir lizenz- und kostenfreie Materialien zur Verfügung. Im Bildungsbereich sind das beispielsweise MINT-Materialen, wir sprechen aber auch Klimawandel, Gesundheitsthemen und Hygienethemen an. Hier steht die Anwendungsorientierung im Vordergrund.