Österreichs Industrie in der Rezession : Industriekrise verschärft sich: Abwärtstrend setzt sich fort

Österreichs Industrie kämpft weiterhin mit einer Auftragsflaute, was zu einem Rückgang der Produktionsleistung und des Personalstands führt.
- © Schur FlexiblesIndustrierezession: Einkaufsmanagerindex fällt auf 43,1 Punkte
Die Situation in der Industrie hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte weiter verschlechtert. Nach einem Rückgang im Juni fiel der Bank-Austria-Einkaufsmanagerindex im Juli auf 43,1 Punkte und bleibt damit unter der 50-Punkte-Marke, die für Wachstum steht. "Die Anzeichen für eine Erholung der heimischen Industrie haben sich mittlerweile verflüchtigt. Ein möglicher Aufschwung ist nicht vor dem Herbst zu erwarten", kommentierte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
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Laut einer Aussendung der Bank am Montag sei auch keine konjunkturelle Unterstützung aus dem Ausland zu erwarten. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie in den USA sei erstmals in diesem Jahr unter die Wachstumsschwelle gesunken. Im Euroraum habe sich die Industrierezession vertieft, hauptsächlich aufgrund der Schwäche der deutschen Industrie, die für österreichische Zulieferer von Bedeutung ist.
Industrieflaute in Österreich: Stärkster Personalabbau seit 2020
Den heimischen Industriebetrieben macht unter anderem die anhaltende Auftragsflaute zu schaffen. Im Juli reduzierten sich daher sowohl die Produktionsleistung als auch der Personalstand weiter. Folglich sei die Einkaufsmenge zurückgegangen und die Bestände an Vormaterialien und Fertigwaren seien gesunken. "Obwohl die Kosten den zweiten Monat in Folge leicht zunahmen, mussten die Betriebe aufgrund der schwachen Nachfrage Preisnachlässe gewähren", so Bruckbauer.
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Der Arbeitsmarkt wird zunehmend durch die schwache Auftragsentwicklung belastet. Bereits den 15. Monat in Folge hätten die Industrieunternehmen ihren Personalstand reduziert, im Juli sogar schneller als im Vormonat, so die Bank Austria. Der Beschäftigtenindex deute auf den "stärksten Personalabbau in der Industrie seit dem Beginn des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020" hin. "Die heimischen Betriebe haben in der Hoffnung auf einen konjunkturellen Umschwung deutlich später mit dem Abbau von Jobs als mit der Einschränkung der Produktion begonnen. Mittlerweile haben die österreichischen Industriebetriebe ihre Zurückhaltung beim Personalabbau jedoch abgelegt", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl dazu.
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Umsätze im Juni gesunken
Laut einer Frühschätzung der Statistik Austria sanken die Umsätze im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,8 Prozent, während das Arbeitsvolumen um 1,8 Prozent zurückging. Die Beschäftigung blieb jedoch stabil und verzeichnete sogar einen leichten Anstieg von 0,4 Prozent, wie Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Montag in einer Aussendung mitteilte.
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Der Straßengüterverkehr österreichischer Unternehmen verzeichnete ebenfalls einen Rückgang. Im zweiten Quartal 2024 betrug das Transportaufkommen 93,8 Mio. Tonnen, was einem Rückgang von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht, so eine Frühschätzung der Statistiker.