Klimaziel 2030 : EU-Treibhausgasemissionen: Größter Rückgang seit 1990 in Europa

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Die Treibhausgas-Emissionen der EU sind 2023 um neun Prozent gegenüber 2022 zurückgegangen.

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Die Treibhausgas-Emissionen in der Europäischen Union sind im Jahr 2023 um neun Prozent im Vergleich zu 2022 gesunken. Das zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Europäischen Umweltagentur (EEA). Damit verzeichnet die EU den stärksten prozentualen Rückgang seit 1990. Besonders der Energiesektor trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Eine erste Schätzung aus Oktober 2024 war noch von einem Rückgang von acht Prozent ausgegangen.

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Im Jahr 2023 belief sich der Ausstoß an Treibhausgasen in Europa auf 2,908 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Seit 1990 ergibt sich damit ein Rückgang von 37 Prozent, was einer Einsparung von rund 1,729 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente entspricht. Das berichtet das österreichische Umweltbundesamt (UBA) auf Basis der aktuellen Zahlen.

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Österreich mit Rekordwert unter 70 Mio. Tonnen CO₂

Die Daten bestätigen die fortschreitende Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgas-Emissionen. So steht dem Emissionsrückgang seit 1990 ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 70 Prozent gegenüber. Trotz dieser positiven Entwicklung warnte die EEA bereits im Vorjahr, dass das EU-Klimaziel, eine Reduktion der Emissionen um 55 Prozent bis 2030, voraussichtlich nicht erreicht werde.

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Auch Österreich verzeichnete 2023 laut der aktuellen Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamts einen spürbaren Rückgang: Die Emissionen sanken um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was einer Reduktion von rund 4,8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente entspricht.

Mit einem Gesamtwert von 68,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten wurde 2023 erstmals die Schwelle von unter 70 Millionen Tonnen unterschritten. Für das Jahr 2024 prognostiziert das UBA einen weiteren Rückgang um rund 2,7 Prozent, also ca. 1,9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente weniger als 2023. Ein aktuelles Update wird im Sommer 2025 erwartet.

Warum das 55-Prozent-Ziel gefährdet ist

Die EU strebt an, ihre Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Zwar liegt der bisherige Rückgang laut aktuellen Daten bereits bei 37 Prozent, doch es bleiben nur noch fünf Jahre, um die verbleibenden 18 Prozentpunkte zu erreichen. Das entspricht einer jährlichen Reduktion von etwa 2,6 Prozentpunkten – deutlich mehr als in vielen Jahren zuvor.

1. Abnehmende Wirkung kurzfristiger Sondereffekte

Ein Teil des Rückgangs im Jahr 2023 ist auf außergewöhnliche Sondereffekte zurückzuführen. Dazu zählen:

  • milde Winter, die den Heizbedarf senkten,
  • eine schwächelnde Konjunktur mit geringerer industrieller Aktivität,
  • und der hohe Energiepreis infolge der Energiekrise, der zu einem geringeren Energieverbrauch führte.
     

Diese Effekte sind nicht dauerhaft, sodass künftig strukturelle Maßnahmen erforderlich sind, um den Trend fortzusetzen.

2. Herausforderungen in Verkehr, Landwirtschaft und Industrie

Einige Sektoren wie der Straßenverkehr, die Landwirtschaft und Teile der Industrie weisen deutlich geringere Emissionsreduktionen auf als der Energiesektor. Während dort Fortschritte durch den Ausbau erneuerbarer Energien erzielt wurden, fehlt es in anderen Bereichen noch an flächendeckenden Dekarbonisierungsstrategien.

3. Langsame Umsetzung von Klimapolitik

Zwar hat die EU mit dem "Fit-for-55"-Paket ambitionierte Maßnahmen beschlossen, doch die Umsetzung in den Mitgliedstaaten erfolgt oft verzögert oder inkonsequent. Politische Unsicherheiten, langwierige Gesetzgebungsverfahren und unterschiedliche nationale Interessen erschweren den Fortschritt.

4. Steigender Energiebedarf durch Digitalisierung und Elektromobilität

Obwohl der Umstieg auf Elektromobilität langfristig zur Emissionsreduktion beitragen soll, führt er kurzfristig zu einem steigenden Strombedarf, der aktuell noch nicht vollständig durch grüne Energiequellen gedeckt wird. Ähnliches gilt für die zunehmende Digitalisierung und die energieintensive Nutzung von Rechenzentren.