USA verliert an Attraktivität : Entgegen Trumps Plan - deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf Investitionen im Inland

Nordamerika verliert als Investitionsziel an Interesse
- © FotoliaAngesichts zunehmender Unsicherheiten im internationalen Handel und den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zöllen verlagern deutsche Unternehmen ihren Investitionsfokus zurück nach Deutschland. Laut der Frühjahrsumfrage der Beratungsgesellschaft Deloitte, an der über 200 Vorstände und Finanzchefs (CFOs) deutscher Unternehmen teilnahmen, planen 80 Prozent der Befragten mittelfristig Investitionen in Deutschland – ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als noch 73 Prozent diesen Fokus nannten.
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Investitionen in den USA rückläufig – Exportorientierte Branchen reagieren besonders sensibel
Gleichzeitig verliert Nordamerika, insbesondere die USA, an Attraktivität als Investitionsziel. Der Anteil der Unternehmen, die dort ihren Investitionsschwerpunkt setzen, ist von 25 Prozent auf nur noch 19 Prozent gesunken. Besonders deutlich ist dieser Rückgang bei exportorientierten Branchen wie der Automobil- und Maschinenbauindustrie: Nur noch 38 Prozent dieser Firmen setzen auf den US-Markt, während 62 Prozent Deutschland als primären Standort für Investitionen bevorzugen.
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Auch Investitionen in Asien verzeichnen laut der Umfrage einen Rückgang, was auf eine zunehmende Vorsicht im internationalen Engagement hindeutet. Damit zeichnet sich ein Trend zur Re-Regionalisierung von Investitionen ab – ein Phänomen, das bereits seit Beginn globaler Krisen wie der COVID-19-Pandemie oder des Ukraine-Kriegs zu beobachten ist.
„Geo- und handelspolitische Themen dominieren zunehmend Märkte“
Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch bringt die veränderten Prioritäten auf den Punkt: „Geo- und handelspolitische Themen dominieren zunehmend Märkte und damit die Aussichten von Unternehmen. Der Aufbau von Resilienz und ein effektives Management geopolitischer Risiken werden damit zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.“
Die geopolitische Lage beeinflusst dabei nicht nur den geografischen Fokus von Investitionen, sondern auch deren inhaltliche Ausrichtung. Der Studie zufolge priorisieren 49 Prozent der CFOs Ausgaben für digitale Transformation, 34 Prozent setzen verstärkt auf Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz. Im Gegensatz dazu möchte etwa jeder fünfte Befragte künftig weniger in den Ausbau von Produktionskapazitäten investieren – ein Signal für vorsichtigere Expansion.
Automobil- und Maschinenbau besonders betroffen
Besonders auffällig ist diese Zurückhaltung in der Automobilindustrie, wo jedes zweite Unternehmen Kürzungen bei der Erweiterung von Produktionsanlagen plant. Auch im Maschinenbau zeigt sich Zurückhaltung: Fast ein Viertel der Unternehmen möchte Investitionen in neue Kapazitäten zurückfahren.
Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für Risiken. Die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, inzwischen besser auf geopolitische Herausforderungen vorbereitet zu sein. Im Jahr 2022 war es lediglich ein Drittel. Zu den wichtigsten Instrumenten zählen Szenarioanalysen (41 Prozent), Strategien zur Minimierung von Abhängigkeiten (34 Prozent) sowie der Einsatz von Stresstests (33 Prozent).
Infolge dieser Entwicklung plant laut Deloitte nahezu jedes zweite Unternehmen der Automobilbranche, seine Standorte zu verlagern oder bestehende Standorte neu zu bewerten. Damit reagiert die Branche auf eine geopolitisch veränderte Weltordnung, in der Abhängigkeiten von einzelnen Märkten zunehmend als Risiko gesehen werden.
Unsicherheit verändert die CFO-Agenda nachhaltig
Markus Seeger, Finanzexperte bei Deloitte, betont den Einfluss der geopolitischen Lage auf strategische Entscheidungen im Unternehmen: „Die hohe Unsicherheit wirkt sich maßgeblich auf die CFO-Agenda aus. Kostenoptimierung und die digitale Transformation stehen im Vordergrund, jedoch dicht gefolgt von Wachstumsstrategien – insbesondere im Mittelstand und in der Dienstleistungsbranche.“
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist auch, dass viele Unternehmen bereit wären, Investitionen wieder hochzufahren – vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen verbessern sich. Drei Viertel der Befragten gaben an, Investitionen wieder aufzunehmen, wenn bürokratische Hürden abgebaut würden. Zudem könnten staatliche Fördermaßnahmen für Zukunftstechnologien 44 Prozent der Unternehmen zur Investition motivieren.
Auch das kürzlich verabschiedete Maßnahmenpaket der Bundesregierung, das Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung fördern soll, könnte Impulse setzen: Ein Drittel der Unternehmen würde laut Deloitte dadurch Investitionspläne reaktivieren.