Engel Austria St. Valentin lebt Fließmontage : Engel Austria: Was das Werk St. Valentin zur besten Fabrik macht
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Wenn ein Masterplan einmal vorsieht, gezielt zu investieren, ist schon viel erreicht. So hat sich das Großmaschinenwerk St. Valentin von Engel Austria für die Periode 2018 bis 2025 vorgenommen, eine Vielzahl an Investitionen vorzunehmen, die sich alsbald auch rechnen. „Die richtigen Layouts und die richtigen Transportwege haben bei unseren Teilegewichten bis zu 150 Tonnen eine ganz besondere Bedeutung", beschreibt Werksleiter Martin Weger den ganz speziellen Engel-Zugang. Die Umsetzung davon müsse "sauber mit allen Beschäftigten im Werk abgestimmt erfolgen". Ein Projekt, das beherzt angegangen wurde, war dabei auch die Erweiterung und Neugestaltung der Fließmontage.
Das Montageprinzip, bei dem Schließ- und Spritzseite der Maschine zunächst getrennt voneinander gefertigt und montiert werden, ist ob ihres Fließprinzips im Sondermaschinenbau ziemlich einmalig, wissen die Niederösterreicher. Eine ähnliche Einschätzung gab es auch in der Wettbewerbsjury. „Das Siegerwerk von Engel zeichnet sich durch sehr gute beziehungsweise ausgezeichnete Ergebnisse quer durch alle Wettbewerbskategorien aus" ist, hieß es in der Jurybegründung von Fabrik2023.
So punkteten die Niederösterreicher etwa mit einer sehr stringenten Nachhaltigkeitsstrategie, zudem sei das Unternehmen bei der Digitalisierungsreise extrem weit. Oder, um mit den Zahlen von Engel zu sprechen: Die Leistungsgrenze des Werks wurde um 15 Prozent in die Höhe geschraubt, die Durchlaufzeiten reduzierten sich gar um 65 Prozent und es setzte ein Effizienzplus von weiteren zehn Prozent.
Die Dimensionen im Engel-Großmaschinenwerk sind - programmgemäß - imposant. 1.200 Mitarbeiter fertigen auf dem 127.000 Quadratmeter umfassenden Gelände in St. Valentin jährlich etwa 700 Maschinen und erwirtschaften so rund 500 Millionen Euro. Pläne hat das Unternehmen stets große: 2024 will man bei der Schließkraft noch eins drauflegen, die 12.000 Tonnen-Marke soll geknackt werden.
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Zu sehen bekamen die Evaluatoren nicht nur nagelneue Flächen, ein Hochregallager modernsten Zuschnitts und Bereiche wie jenes 2022 fertig gestellte Technikum, das unter anderem als Demonstrationsobjekte die am Standort produzierten Zweiplattengroßmaschinen (Duo-Baureihe) umfasst. Sondern auch ein Produktionswerk, das - auch dank Reifegradmodellen und des von der Geschäftsführung initiierten Engel Prozess-Optimierungs-System (EPOS) - die Prinzipien der Lean-Kultur verinnerlicht.
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Werksleiter Martin Weger selbst leitete nach seinem Einstieg bei Engel 2008 bald die Logistik und später das globale Qualitätsmanagement, übernahm demnach auch eine Reihe von Lean-Agenden. Seit März diesen Jahres leitet er das 1988 errichtete Werk in St. Valentin, das Benchmarkvergleiche mit Schwesterwerken in Europa und Asien - etwa dem Werk Shanghai - nicht zu scheuen hat.
Schlanke Flüsse bei Engel Austria
Gleiches gilt für die Fertigungstiefe. In der mechanischen Bearbeitung sind 90 Bearbeitungszentren in Betrieb, der Standort verfügt über eine eigene Härterei. Aus dem tschechischen Schwesterwerk Kaplice werden Bleche sowie der Schaltschrankbau zugeliefert. Werksleiter Weger führt durch die Stationen der Mechanischen Fertigung, die Vormontage sowie die Endmontage. "Ein Spezifikum ist die fast ausschließliche Bodenanlieferung von Werkzeugen, Teilen und Komponenten", sagt Weger. Diese erfolge durch Routenzüge, deren grundlegende Systematik - vor allem auch auf der Spritzseite - ob der variablen Teilegröße "groß bis ganz groß" verständlicherweise nicht ganz trivial zu lösen war.
Auf der Spritzseite ist die Taktmontage schon seit etwa einem Jahrzehnt umgesetzt. Gerade transportiert ein Stapler eine fertig montierte Maschine zur Inbetriebnahme. Eine "Überfliegermaschine" nennt Martin Weger sie wegen ihrer hohen Schließkraft. Das Aufkommen mittelgroßer und ganz großer Maschinen in der Linie sei beim "Line Balancing" eine Herausforderung, weiß er. Durch flexiblen Mitarbeitereinsatz oder Leertaktplanung könne man darauf bestmöglich reagieren, heißt es in St. Valentin.
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Effizienz durch Automatisierung
Weitere Highlights aus St. Valentin: Der Einsatz eines Systems zur automatischen Bestellauslösung über einen intelligenten Regalboden bei Verbrauchsmaterialien wie Schrauben, also intelligentes C-Teilemanagement. Eine Freiflächenlackieranlage, die eine Reihe von Vorteilen in der Handhabung bietet wie die optimale Raumnutzung. Aber auch: Fahrerlose Transportsysteme bei der Werkzeugausgabe, die ohne Bodenbindung - also etwa Magnetspule - arbeiten.
Hoch automatisiert sind auch drei Fräszentren, an die ein zweigassiges Rohmateriallager angebunden ist. "Durch solche und weitere Maßnahmen gelangen wir an der besten Maschine an einen hohen mannlosen Anteil von rund 3,2 Stunden pro Mitarbeiterstunde und können unsere Fachkräfte für anspruchsvollere und komplexe Aufgaben einsetzen", heißt es im Werk, das erst kürzlich seinen Vorsprung im globalen EcoVadis-Nachhaltigkeitsrating weiter ausbauen konnte – weltweit zählt Engel zu den Top-Ein-Prozent der nachhaltigsten Unternehmen.
Auftragsarbeit.
Übrigens: Gebaut werden in St. Valentin auch die Schließeinheiten für Druckgießmaschinen der Schweizer Bühler Gruppe. Auch diese sind in der größten Ausbaustufe einfamilienhausgroß - und in ihrer Funktionsweise dem Spritzguss ähnlich: Zwei Platten injizieren in einen Hohlraum hier allerdings Aluminium. Rund ein Zehntel zum Engel-Umsatz in St. Valentin tragen diese Auftragsarbeiten seit vielen Jahren bei.
Fabrik2023 - Der Preis für die effizienteste Produktion
Zum 13. Mal schrieben Fraunhofer Austria und das INDUSTRIEMAGAZIN die renommierte Auszeichnung für Produktionsunternehmen in Österreich aus.
Unter anderem diese fünf Unternehmen - Brau Union in Schwechat, Dräxlmaier Group in Braunau am Inn, Egger Group in Unterradlberg, Engel Austria in St. Valentin sowie Koenig & Bauer (AT) in Maria Enzersdorf stellten sich im Sommer der Vor-Ort-Evaluierung durch Experten von Fraunhofer Austria.
Bis Ende Juni bewarben sich Unternehmen durch Einreichung eines schriftlich ausgefüllten Fragebogens für die Wettbewerbsteilnahme.
Bis Anfang August liefen auf Basis dieser ersten Vorselektion in den Fabriken der Teilnehmer Vor-Ort-Evaluierungen durch ein Expertenteam von Fraunhofer Austria.
Am 5. Oktober stellten sich die Finalisten der hochkarätig besetzten Hearing-Jury. Dabei wurden Gesamtsieger der „Fabrik2023“ sowie die Gewinner der drei Wettbewerbskategorien „Efficient Factory“, „Smart Factory“ und „Green Factory“ prämiert. Das Finale samt anschließender Siegerkür fand bei Hilti AG Thüringen statt, zuvor gab es eine Werksführung beim Vorjahressieger.
Mehr Informationen unter https://fabrikkonferenz.at