Batteriespeicher : Nach Kohle-Aus in Deutschland: Hier entsteht der größte Batteriespeicher des Landes

Einer der größten Batteriespeicher Deutschlands soll in den kommenden Jahren im Ruhrgebiet gebaut werden.
- © TrianelIm Ruhrgebiet soll in den kommenden Jahren einer der leistungsstärksten Batteriespeicher Deutschlands entstehen. Die Energieunternehmen Trianel, Luxcara und BKW planen im nordrhein-westfälischen Waltrop den Bau eines Großspeichers mit einer anfänglichen Leistung von 900 Megawatt. „Weitere bis zu 600 MW befinden sich in Vorbereitung“, teilte Trianel mit Sitz in Aachen mit.
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In der ersten Ausbaustufe soll der Speicherpark über eine Kapazität von 1.800 Megawattstunden (MWh) verfügen. Diese Strommenge würde rechnerisch ausreichen, um rund 600 Haushalte mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3.000 Kilowattstunden ein Jahr lang zu versorgen.
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Batteriespeicher als Schlüssel zur Energiewende
Großbatteriespeicher gelten als zentrale Bausteine für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Sie ermöglichen es, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarkraft zwischenzuspeichern und bedarfsgerecht wieder ins Netz einzuspeisen – insbesondere dann, wenn die Stromnachfrage hoch, aber die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen gering ist. Damit tragen Batteriespeicher entscheidend zur Flexibilisierung des Stromsystems bei. Energieunternehmen können so Strom zu Zeiten niedriger Marktpreise günstig einkaufen und bei steigender Nachfrage gewinnbringend verkaufen. Darüber hinaus leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität, indem sie innerhalb von Sekundenbruchteilen Regelenergie bereitstellen.
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„Batteriespeicher eignen sich hervorragend, um sowohl markt- als auch netzdienlich das Gesamtsystem zu stabilisieren“, betont Trianel-Geschäftsführer Sven Becker. Auch BKW-Chef Robert Itschner sieht großes Potenzial: „Großbatterien ermöglichen es uns, erneuerbare Energie intelligent zu speichern und gezielt zu handeln.“ Ihr flexibler Einsatz macht sie zu einem unverzichtbaren Element der klimaneutralen Energieversorgung von morgen.
Batteriespeicher entsteht neben Kohlekraftwerk
Der geplante Batteriepark soll auf einer ehemaligen Industriefläche neben dem bestehenden Trianel-Steinkohlekraftwerk in Lünen errichtet werden. Die Wahl dieses Standorts ist strategisch klug: Die vorhandene Netzinfrastruktur des Kraftwerks kann effizient für die Anbindung des neuen Speichers genutzt werden, was Bau- und Betriebskosten reduziert. Vorgesehen ist der Einsatz moderner Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die sich durch eine hohe Zyklenfestigkeit, lange Lebensdauer und erhöhte Sicherheit auszeichnen.
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Die Energiespeichermodule werden in modularen Containern untergebracht, was eine flexible Erweiterung der Kapazitäten ermöglicht. Der Baustart ist für das Jahr 2026 vorgesehen, die Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe ist für das erste Quartal 2028 geplant. Das Projekt verbindet somit klassische Energieinfrastruktur mit zukunftsweisender Speichertechnologie.
Die Zukunft des Trianel-Steinkohlekraftwerks in Lünen ist stark durch den gesetzlichen Kohleausstieg geprägt: Bis spätestens 31. Dezember 2038 müssen alle Steinkohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet sein, bis 2030 ist eine Reduktion auf 8 GW Netzleistung vorgesehen. Weil die Bundesregierung und Trianel in ihrem Koalitionsvertrag jedoch ein Aus „idealerweise bis 2030“ anstreben, ist mit einem vorgezogenen Betriebsende der Anlage zu rechnen. Tatsächlich rechnet Trianel damit, dass das Kraftwerk spätestens im Jahr 2031 stillgelegt wird.
In der Zwischenzeit übernimmt die Anlage weiterhin eine wichtige Rolle als flexible Ergänzung zu erneuerbaren Energien, kann Stromspitzen abfedern und dient als Backup bei Netzausfällen. Zugleich wird intensiv über mögliche Alternativen diskutiert: etwa Wasserstoffkopplung, andere Nutzungskonzepte oder die Umnutzung der Infrastruktur hin zu einem Produktionsstandort für klimaneutrale Technologien
Wachsende Bedeutung von Batteriespeichern in Deutschland und Österreich
In Deutschland existieren laut den Battery Charts der RWTH Aachen derzeit 317 Großspeicher mit jeweils mehr als 1.000 kWh Kapazität. RWE plant in Hamm drei neue Batteriespeicher mit insgesamt 1.200 MWh, während die Eon-Tochter PreussenElektra in Brokdorf mit einem 1.600 MWh-Projekt nachzieht. Auch Leag will bis 2030 im Lausitzer Braunkohlerevier für Netzstabilität sorgen. Diese Großanlagen sind Schlüssel für die Energiewende, da sie erneuerbare Erzeugung flexibel puffern und Extremspitzen abfedern.
Doch auch Österreich holt auf. Anfang 2025 nahm die NGEN-Gruppe in Fürstenfeld (Steiermark) den größten Batteriespeicher des Landes mit 12 MW Leistung und 24 MWh Kapazität in Betrieb – direkt neben einem Holzvergaser-Kraftwerk und einer PV-Anlage. Zuvor wurden 2023 in Arnoldstein (Kärnten) bereits 10,3 MW / 20,6 MWh installiert, die als größte österreichische Speicherlösung galten.
Darüber hinaus ist Österreich ein signifikanter Markt für Photovoltaik-Kleinspeicher: 2023 wurden rund 792 MWh installierter PV-Speicherkapazität in über 57.000 Anlagen verbaut, ein Plus von 245 % gegenüber dem Vorjahr.
Auch förderpolitisch tut sich etwas – mit dem „Made in Europe“-Bonus ab Juni 2025 gibt es 20 % mehr Fördermittel für in Europa produzierte PV- und Speicherkomponenten.
Auf Großspeicherseite – insbesondere Pump- and Hydro-Speicher – ist Österreich traditionell stark: Anlagen wie Obervermuntwerk II (360 MW Leistung) und Reißeck II (430 MW Pumpleistung, 891 MW Turbinenleistung) liefern enorme Regelbarkeit für das Netz.
🔋 Infobox: Batteriespeicher als Schlüsseltechnologie der Energiewende
Was sind Batterie-Großspeicher?
Großbatteriespeicher sind stationäre Energiespeichersysteme mit einer Leistung von mehreren Megawatt (MW) und Kapazitäten von mehreren Megawattstunden (MWh). Sie kommen in Containern oder Gebäuden unter und speichern Strom auf Lithium-Ionen- oder anderen Batterietechnologien.
Wofür werden sie genutzt?
- Netzstabilisierung (Bereitstellung von Regelenergie in Sekunden)
- Lastverschiebung (Strom speichern, wenn er günstig ist – abgeben, wenn er gebraucht wird)
- Integration erneuerbarer Energien (Wind, Sonne)
- Spitzenlastabdeckung und Backup-Lösungen
Vorteile:
- Schnelle Reaktionszeit
- Hoher Wirkungsgrad (bis zu 90 %)
- Modular erweiterbar
- Beitrag zur Versorgungssicherheit
Technologien:
- Lithium-Ionen (Standard)
- Lithium-Eisenphosphat (besonders sicher)
- Redox-Flow und Natrium-Ionen (in Entwicklung)