Grüner Beton : Zementindustrie will grüner werden
Die Zementindustrie will grüner werden: Eine Reduktion des CO2-Anteils im Beton wäre prinzipiell schon heute möglich, meint Berthold Kren, Chef des Zementherstellers Holcim Zentraleuropa. Er sieht die öffentliche Hand in der Verantwortung, die Nachfrage nach "grünem" Beton zu forcieren.
Beton als Baustoff ist im Hinblick auf die Klimaerwärmung problematisch, weil bei der Zementherstellung Kalkstein (Calciumcarbonat) zu Klinker erhitzt wird. Dabei wird CO2 freigesetzt. Außerdem werden für die Zementherstellung hohe Temperaturen benötigt, die in der Regel durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erreicht werden, was wiederum CO2-Emissionen verursacht.
"Beton ist der meistverwendete Baustoff", erklärte der Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Sebastian Spaun, am Donnerstag bei einer Fachtagung der Branche in Wien. Der Stahlverbrauch habe sich in den vergangenen 20 Jahren etwa verdoppelt, der Zementverbrauch sogar mehr als verdoppelt. Seit 2017 sei der Verbrauch kaum mehr gestiegen. Das liege daran, dass die zuvor sehr starke Bautätigkeit in China ab diesem Jahr die weltweite Bautätigkeit nicht mehr so stark angekurbelt habe. In Indien und Afrika stehe dagegen ein Bauboom bevor.
Die Substitution von Beton durch Holz sei nicht zielführend und eine Themenverfehlung, meinte Spaun und verwies auf die anhaltende globale Entwaldung. Auch die Holzverwendung sei seit dem Jahr 2000 nur geringfügig gestiegen.
Kren geht davon aus, dass der weltweite Bauboom noch mindestens bis 2040 oder 2050 anhalten wird. "Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungspfade so klimafreundlich wie möglich zu gestalten." Er hält wenig davon, sich durch die Finanzierung von Projekten freizukaufen, die an anderer Stelle Emissionen reduzieren. "Wir glauben als Konzern nicht an Kompensation", so der Chef von Holcim Österreich.
Stattdessen setzt die Branche stark auf Forschung, um Zement und Beton "grüner", also CO2-ärmer zu machen. "30 Prozent weniger CO2 im Beton sind auf vielen Wegen machbar", so Kren. Letztlich gehe es immer darum, den Klinkeranteil im Beton zu reduzieren, ergänzte Spaun. Ein innovativer Ansatz sei, den Klinker durch Biokohle zu ersetzen. Davon hält Kren allerdings wenig: "Das ist keine Initiative der Zementindustrie. Damit haben wir nichts zu tun. Bis heute konnte mir niemand glaubhaft vorrechnen oder bilanzieren, dass das wirklich einen positiven Beitrag leistet."
Eine entscheidende Rolle bei der Wende zum "grünen" Beton muss nach Ansicht der Branche jedenfalls die öffentliche Hand spielen. "40 bis 50 Prozent des weltweiten Betons werden von Staaten gekauft." Diese sollten die Nachfrage nach grünen Produkten forcieren.