Meinung : 10 Jahre Raspberry Pi: Wir danken Mr. Upton
Eben Upton konnte sich wohl selbst vor zehn Jahren kaum vorstellen, wie erfolgreich „sein“ Einplatinenrechner Raspberry Pi, basierend auf Linux, irgendwann mal sein wird. Gedacht war der Rechner für Schulen, Hochschulen und damit für die Ausbildung junger Menschen. Heute „basteln“ nicht nur Schülerinnen und Schüler mit dem Pi.
Stopp! Immer wenn wir von tollen Open Source-Tools sprechen, dann fällt sofort wieder das Wort „basteln“. Das trifft nicht mehr für das Thema Open Source Entwicklung und auch nicht für Pi zu. Ich weiß, viele Magazine haben in den vergangenen Wochen dem Raspberry Pi gratuliert und den Spaß mit dem Bastler-Rechner in den Fokus gerückt. Meine Erfahrung: Das wird ihm nicht gerecht. Wir basteln nicht mit dem Pi, wir entwickeln mit ihm.
Der Raspberry Pi hat auch in der Industrie einige Entwicklungsleiter zum Umdenken gebracht. Er ermöglicht ein unkompliziertes Testen von Anwendungen. Unternehmen verkürzen die Time to Market durch die Einbindung einer riesigen Community, open source Applikationen zur Verfügung stellt. Dazu kommt: Es gibt kaum einen Treiber oder eine Peripherieanbindung, die nicht bereits für den Raspberry Pi portiert wurde – bis hin zu Stacks für Feldbusse. Das offene Linux-System ermöglicht ebenso OPC UA-Anbindungen und den Einsatz von Webtechnologien oder C++. Das klingt nicht mehr nach Bastelei. Die Entwicklung in der Industrie hat sich mit dem Pi verändert, auch weil immer mehr junge Entwicklerinnen und Entwickler den Einplatinenrechner aus der Hochschule oder aus Seminaren kennen.
Doch nicht nur die R&D Abteilungen haben den Rechner und seine Industrievarianten ins Herz geschlossen. Es gibt mittlerweile einige Automatisierer, die ihn industrietauglich verpacken und als IoT-Knoten zur Energieüberwachung, Steuerungsfunktionen in einer Presse, Steuerung einer Poolanlage, günstiger IPC mit geringem Stromverbrauch für Browser HMIs, Protokoll-Logger im Schaltschrank, Übermittlung von QA-Daten an IT (ERP System), Steuerung von automatisierten Prüfabläufen und vieles mehr nutzen. Vordenker sind da sicher Kunbus und Berghof, aber da draußen in der Industriewelt schlummern sicher noch mehr Pis. Wir Industrie-Mädels und Jungs danken und gratulieren: Der Pi treibt Open Source und viele Unternehmen erkennen die Mehrwerte.
Julian Feinauer ist Gründer und Geschäftsführer von pragmatic industries.