Sondermaschinenbau : Investoren rund um Porsche-Urenkel Felix Porsche übernehmen Seisenbacher

Felix Porsche, Martin Wodak, Thomas Maidorfer, aeiphoria

Investoren Martin Wodak und Felix Porsche: Auf Wachstum im Bereich Mobilität und Life Sciences spezialisiert.

- © Aeiphoria Capital

Eine Gruppe von Investoren rund um den Urenkel des legendären, 1951 verstorbenen Automobilkonstrukteurs Ferdinand Porsche übernimmt im Zuge eines Insolvenzverfahrens den Sondermaschinenbauer Seisenbacher. Das Unternehmen liefert Bauteile für die Bahnindustrie. Der Maschinenhersteller hatte Ende November 2021 Insolvenz anmelden müssen. Ursachen waren die Zahlungsunfähigkeit der US-Tochtergesellschaft und Probleme in den Lieferketten infolge der Covid-19-Krise. Im Zuge der Firmeninsolvenz geriet auch Geschäftsführer und frühere Miteigentümer Werner Pumhösel in Schieflage, weil er offenbar persönlich für Verbindlichkeiten des Sondermaschinenherstellers haftete.

Die Übernahme des niederösterreichischen Unternehmens fällt zeitlich mit der Annahme des Sanierungsplans für Seisenbacher zusammen. In diesem wurden den Gläubigern, die insgesamt anerkannte Forderungen von 22,1 Millionen Euro geltend gemacht haben, 20 Prozent inklusive einer Barquote von sieben Prozent bis zu 10. März zugesagt.

Die neuen Eigentümer wollen "die Transformation der Technologiefirma zum innovativen Anbieter von Komplettlösungen für die Schienenfahrzeugindustrie beschleunigen", teilte der Mostviertler Betrieb am Mittwoch in einer Aussendung mit. Stellenabbau oder eine Standortveränderung sei nicht geplant. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Sprecher der Investorengruppe, Thomas Maidorfer, bezeichnete Seisenbacher als "Hidden Champion der zukunftsweisenden Mobilität" und erklärte: "Wir wollen den bereits begonnenen Wandel zum smarten Innenausstatter für die Schiene noch stärker vorantreiben." Am Standort in Niederösterreich soll das Produktportfolio in Richtung "innovativer Komplettlösungen" weiterentwickelt werden, kündigte Maidorfer an. In Forschung und Entwicklung soll verstärkt investiert werden. Die neuen Eigentümer sehen "große Wachstumschancen in Österreich, aber auch in Europa und Nordamerika".


Werner Pumhösel
Werner Pumhösel, Geschäftsführer Seisenbacher: "Wir sehen angesichts der Renaissance der Bahn im verstärkten Kampf gegen den Klimawandel große Wachstumschancen für unser Unternehmen" - © Seisenbacher

"Wir sehen angesichts der Renaissance der Bahn im verstärkten Kampf gegen den Klimawandel große Wachstumschancen für unser Unternehmen", sagte Seisenbacher-Geschäftsführer Werner Pumhösel: "Damit die Schiene für den Kunden tatsächlich zum wichtigsten Verkehrsmittel wird, muss die Ausstattung der Züge auf die Bedürfnisse, den Komfort und die Sicherheit der Bahngäste optimal ausgerichtet sein."

Seisenbacher bietet beispielsweise ein Tischsystem namens CATS (Crash Absorbing Table System), mit dem im Fall eines Zusammenstoßes die Aufprallenergie absorbiert und das Verletzungsrisiko für die Zugpassagiere auf ein Minimum reduziert werde.Die Seisenbacher GmbH erzielte den Angaben zufolge im Jahr 2020 einen Umsatz von 34,4 Mio. Euro und beschäftigt derzeit 84 Mitarbeiter. Das Unternehmen aus dem Bezirk Amstetten wurde 1934 von Hans Seisenbacher als Schlosserei gegründet. Im Jahr 2010 spezialisierte sich die Firma auf Interior-Bauteile für die Schienen- und Fahrzeugindustrie. Zuletzt war Seisenbacher durch die Expansion in die USA mit einem eigenen Werk in eine finanzielle Schieflage geraten und meldete Ende November 2021 Insolvenz an.

Die Investorengruppe rund um Felix Porsche, Aeiphoria Capital, wurde 2021 von Thomas Maidorfer, Felix Porsche und Martin Wodak gegründet und ist auf Mobilität und Life Sciences spezialisiert. Die Private-Equity-Firma blickt der Aussendung zufolge auf Beteiligungs-, Immobilien- und Strategieprojekte mit insgesamt rund 150 Mio. Euro Investitionsvolumen zurück.