Digitale Transformation in der Kunststoffindustrie : Wie Greiner die Wertschöpfungskette digital optimieren will

Ruess Greiner AG beim Vortrag bei SAP Now

Hannes Ruess, Head of SAP Transformation bei der Greiner AG: Im Rahmen unserer neuen Gruppenstrategie verfolgen wir nun einen Ansatz, der von Fähigkeiten ausgeht."

- © Lukas Pilz

84 SAP-Clients, 4.300 User. Damit ist der Umfang der Transformation, die die Greiner AG derzeit durchläuft, zwar längst noch nicht vollständig beschrieben, aber immerhin eindrucksvoll skizziert. Ebenso beeindruckend sind die Ziele, die das Unternehmen mit der Neuausrichtung seiner SAP -Landschaft erreichen will: digitale Optimierung der Wertschöpfungskette, datenbasierte Entscheidungsfindung, die Bündelung von Ressourcen, kundenorientierte Prozessautomatisierung, exzellente Anlagennutzung und die Generierung von hochwertigen Daten zur Umsetzung weiterer digitaler Projekte.

Oder, wie es Hannes Ruess, Head of SAP Transformation, Greiner AG, formuliert: „Wir wissen, dass wir heute in vielen Bereichen am Weltmarkt in der ersten Liga mitspielen. Wir müssen aber Strukturen und digitale Geschäftsmodelle entwickeln, die gewährleisten, dass das auch in Zukunft so bleibt.“

Mit drei operativen Spartenunternehmen, der Greiner Packaging, NEVEON und Greiner Bio-One produziert und vermarktet die Greiner Gruppe Lösungen für die Verpackungs-, Möbel-, Sport- und Automobilindustrie sowie für die Medizintechnik und den Pharmabereich. In 34 Ländern, mit einem Gruppenumsatz von rund 2,3 Milliarden Euro und 11.626 Mitarbeitenden.

Transparenz bei Risiken und Chancen

Bei der Digitalisierung des Unternehmens hat sich Greiner dazu entschlossen, diese spartenübergreifend zu gestalten. "Im Rahmen unserer neuen Gruppenstrategie verfolgen wir nun einen Ansatz, der von Fähigkeiten ausgeht. Unsere Digital Ambitions hängen daher ganz eng mit der Frage zusammen, welche Fähigkeiten unsere Unternehmen benötigen, damit wir auch in Zukunft erfolgreich sind.“ Diese Frage so konkret wie möglich zu stellen, sei, wie Ruess bei SAP Now, Österreichs führendem Businessevent für digitale Transformation ausführte, für den Fortschritt des Projekts essenziell gewesen.

Denn damit ergaben sich konkrete Prioritäten, die man in der digitalen Strategie von Greiner nun umsetzen kann. Für Martin Kerschl, Chief Advisor Digital Innovation and Business Transformation, bei der Scheer GmbH, der als SAP-Partner die Greiner AG in ihrem digitalen Transformationsprozess begleitet, ist das ein sehr sinnvoller Ansatz: „Wenn ein Unternehmen weiß, auf welche Bereiche es sich besonders konzentrieren will, erleichtert das die Implementierung. Dann muss der IT-Berater nämlich nicht als Schiedsrichter darüber fungieren, was wichtig und was weniger wichtig ist.“

Transparenz in Bezug auf Finanzen, Risiken, Chancen, Qualität, Nachhaltigkeit und Leistungskennzahlen will die Greiner Gruppe mit ihrem spartenübergreifenden SAP-Projekt schaffen. Die technologischen Bausteine, die diese Dynamik ermöglichen, sagt Ruess, habe die SAP in ihrem Portfolio, das sei kein Thema.

Die anspruchsvolle Aufgabe sei es, als Unternehmen die Tools so einzusetzen, dass der Anspruch einer gruppenweiten Transparenz bei allen für die Steuerung des Unternehmens wichtigen Fragen tatsächlich eingelöst wird: „Im Idealfall erspart sich ein Unternehmen dann jede Menge Arbeit, weil die benötigten Daten auf Knopfdruck verfügbar sind und nicht erst zusammengetragen werden müssen.“

Das Team von Greiner Zeroplast stellt Alternativen zu gängigen Kunststoffen her.
Innovation bei Greiner: Die Herausforderung ist Tools so einzusetzen, dass der Anspruch einer gruppenweiten Transparenz bei allen für die Steuerung des Unternehmens wichtigen Fragen tatsächlich eingelöst wird. - © Greiner AG

Change Prozess mit breiter Zustimmung

Ein Change-Prozess, der in einer Organisation, die bisher sehr stark spartenspezifisch organisiert war, den Wechsel zu einer übergreifenden Sichtweise einläutet, trifft naturgemäß auch auf Widerstände. Die Lösung, auf die Hannes Ruess und Martin Kerschl diesbezüglich gesetzt haben, bestand darin, jeden einzelnen Schritt des SAP-Projekts zu dokumentieren und zu kommunizieren – an alle, auch an jene, die von einzelnen Maßnahmen nicht oder noch nicht betroffen sind.

„Auf diese Weise haben wir nicht nur Bewusstsein dafür geschaffen, dass ein Wechsel im Gange ist, sondern bei vielen Standorten und Mitarbeitern auch den Wunsch geweckt, zu den Ersten, die daran teilnehmen, zu gehören“, erzählt Ruess. „Denn am Ende ist es jeder einzelne Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin, die das Unternehmen für die Zukunft fit machen.“

SAP Now Vortrag von Martin Kerschl, Chief Advisor Digital Innovation and Business Transformation, bei der Scheer GmbH
Martin Kerschl, Chief Advisor Digital Innovation and Business Transformation, bei der Scheer GmbH: „Wenn ein Unternehmen weiß, auf welche Bereiche es sich besonders konzentrieren will, erleichtert das die Implementierung." - © Lukas Pilz