Karriere des Monats : Microsoft-Neuzugang Leindecker: "Ich wuchs im Wissen auf, dass Technik etwas Gutes ist"

Wolfgang Leindecker neuer Leiter Lösungsvertrieb Microsoft davor TTTech
© Philipp Lipiarski

Wolfgang Leindecker eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für Technologien nachzusagen, wäre etwas lax gesprochen. Ausnahmslos alle beruflichen Stationen des gebürtigen Welsers, der vor wenigen Wochen seinen fünfzigsten Geburtstag feierte, drehten sich bisher um technische Ökosysteme. Sein Vater ein glühender Techniker, wuchs der Sohnemann, den es zum Studium der Astrophysik an die TU nach Wien zog, im Wissen auf, dass Technik etwas gutes ist. Eine Veranlagung, die sich auch im beruflichen Werdegang spiegelt: Nach Stationen bei Alcatel, NextiraOne sowie Kapsch CarrierCom war Leindecker zuletzt Vorstandschef und Leiter des Industriesegments beim Wiener IT-Unternehmen TTTech Industral.

Seit dem Juli steht er bei Microsoft Österreich dem Lösungsvertrieb vor. Damit dockte er nicht nur an ein Unternehmen an, das beim hybriden Arbeiten und der Digitalisierung am Shopfloor "unglaubliches auf die Beine stellt", so Leindecker. Der Physiker, der es "gern ganzheitlich hat" und der mit Anlaufen des neuen Microsoft-Geschäftsjahrs nun "auf Betriebstemperatur ist", kann am Wienerberg einer seiner Stärken, die holistische Sicht auf Dinge, einbringen. Oder, wie es Leindecker formuliert: Ein Unternehmen mit größerer inhaltlicher Breite zu finden sei "eigentlich unmöglich".

An der Kernachse der Digitalisierung

Damit steht Leindecker nach knapp sechs Jahren bei der TTTech-Gruppe, einem "faszinierenden Unternehmen mit einzigartiger Technologie" (O-Ton Leindecker), im neuen Job an der Monumentalachse der Industriedigitalisierung. In einem Beruf, der ihm etwas mehr Zeit für die Familie - Leindecker ist Vater einer 6-jährigen Tochter und eines 3-jährigen Sohnes - lässt: In seiner vorigen Position stieg er zwei-, dreimal pro Woche in den Flieger, im Schnitt einmal pro Monat reiste er in die USA. Zu einer Immobilisierung wird es auch bei Microsoft nicht kommen - wenngleich der Fokus nun wieder stärker auf Österreich liegt. Ein Zufall führte ihn übrigens erst in die Welt der Industrie. Zur Jahrtausendwende war die akademische Laufbahn für Leindecker zum Greifen nah. Am Harvard-Zentrum für Astrophysik lockte eine hochkarätige Forschungsstelle. Doch Ende 1999 stürzt die NASA-Marssonde ab, Budgets werden schlagartig eingefroren.

Leindecker, der nicht nur der theoretischen Wissenschaft, sondern auch der Welt und ihrer Menschen zugewandt ist, findet in eine andere Flugbahn - jene der IT. Die IP-Telefonie bringt einen nie erlebten Umbruch. Als Leindecker im Management von NextiraOne gemeinsame Laufwege mit Margarete Schramböck hat, ist der Sprung von Sprache in die Netzwerktechnik beinah vollzogen. Damals schon stets zugegen: Eine gewisse Microsoft, die frühzeitig begonnen hatte, "Sprache in Softwareapplikationen abzubilden", sagt Leindecker.

Alte Weggefährten

Insofern überrascht es nicht, dass Leindeckers Start am Wienerberg auch so etwas wie eine Rückkehr ist. "Ich habe hier so manchen Kollegen aus der früheren Projektzusammenarbeit wiedergetroffen", sagt er. Jetzt segelt man unter derselben Flagge. "Die sich selbst optimierende, autonom operierende Produktion Produktion ist der Nordstern", sagt Leindecker.

Für ihn am faszinierendsten? "Dass Digitalisierung und alle Implikationen daraus nunmehr strategisch in der Geschäftsführerebene angekommen seien", sagt er. Sein aktuelles Highlight aus den Microsoft-Labors? Ein KI-basierter Security Dienst für die Azure Cloud. "Er detektiert aus Zeitreihendaten Anomalien in Applikationen und ermöglicht so eine Früherkennung von komplexen Attacken inklusive der teilweise automatisierten Reaktion - ziemlich beeindruckend", sagt Leindecker.