Industrie 4.0 : Digitalisierung in der Industrie: Gefährden Ungleichheiten die Entwicklung?

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Digitalisierung: In Deutschland berichteten 84 Prozent der Befragten aus dem Automobilsektor über eine zumindest teilweise Digitalisierung von Kooperationsprozessen, verglichen mit 72 Prozent der chinesischen und 62 Prozent der brasilianischen Unternehmen.

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Die Digitalisierung kann den Marktzugang und die Positionierung von Unternehmen in nachhaltigen Wertschöpfungsketten beeinflussen. Eine Studie hat jetzt herausgefunden, dass die Digitalisierung durchaus nicht linear verläuft. Wenn einzelne Länder oder auch bestimmte Sektoren bei der digitalen Entwicklung abgehängt werden, müsse das Anlass zur Sorge sein, wie Forscher der Uni Potsdam, finden.

Die Studie untersuchte die digitale Entwicklung in den Schwellenländern China und Brasilien und dem Industrieland Deutschland. Befragt wurden Beschäftigte in Unternehmen unterschiedlicher Größe und mehrerer Sektoren.

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Digitalisierung: Kleinere Unternehmen haben Nachholbedarf

Die Forschenden konnten zeigen, dass die Ungleichheiten auf Länderebene nicht so ausgeprägt sind wie von Expertinnen und Experten vorhergesagt. Deutliche Unterschiede traten aber innerhalb aller Länder auf, zwischen verschiedenen Sektoren und Unternehmen unterschiedlicher Größe. In allen Ländern gaben weniger als 10 Prozent der Unternehmen an, dass sie die Prozesse der Zusammenarbeit mit Partnern vollständig digitalisieren werden. Eine teilweise Digitalisierung ist hingegen stärker verbreitet: 46 Prozent der brasilianischen, 61 Prozent der chinesischen und 63 Prozent der deutschen Unternehmen arbeiten derzeit schon auf diese Weise.Große Unternehmen nutzen die Chancen der Digitalisierung in allen drei Ländern stärker als kleine und mittlere Unternehmen (KMU). „Die KMU bilden allerdings das Rückgrat der Volkswirtschaften und sollten nicht abgehängt werden. Deshalb braucht es eine globale Governance, um Ungleichheiten auf Länderebene zu erfassen, und zusätzlich nationale Förderpolitiken, um KMU zu stärken“, sagt Ko-Autor Grischa Beier (IASS).Chancen für eine nachhaltigere Produktion könnte eine vollständig digitale Integration von Produktionsdaten in die Umweltmanagementsysteme der Unternehmen bieten. Sie vereinfacht potenziell die Einhaltung von Umweltvorschriften sowie den Prozess der Umweltzertifizierung für Unternehmen und Regulierungsbehörden, die häufig Analysen der gesamten Wertschöpfungskette erfordern. Allerdings nutzen derzeit nur 9 Prozent der deutschen, 3 Prozent der brasilianischen und 6 Prozent der chinesischen Unternehmen diese Möglichkeit.

Digitalisierung: Automobilsektor ist ein Vorreiter

In Deutschland berichteten 84 Prozent der Befragten aus dem Automobilsektor über eine zumindest teilweise Digitalisierung von Kooperationsprozessen, verglichen mit 72 Prozent der chinesischen und 62 Prozent der brasilianischen Unternehmen. Mehr als in anderen Sektoren ist die Anzahl der Kooperationspartner bei den befragten Unternehmen durch die Digitalisierung der Prozesse zurückgegangen, während die Qualität der Kooperation sich dadurch nach Ansicht der Befragten verbessert hat. Der Automobilsektor sei ein interessantes Objekt für künftige Forschung, so die Autorinnen und Autoren: Von einer Auswertung der Erfahrungen aus diesem Sektor könnten andere Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit profitieren.

Das IASS forscht mit dem Ziel, Transformationsprozesse zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzuzeigen, zu befördern und zu gestalten - in Deutschland wie global. Der Forschungsansatz des Instituts ist transdisziplinär, transformativ und ko-kreativ: Die Entwicklung des Problemverständnisses und der Lösungsoptionen erfolgen in Kooperationen zwischen den Wissenschaften, der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende, aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation.