Durchaus ein großes Thema im Zusammenhang mit Datencentern ist die Energiebilanz. Datencenter gelten als regelrechte Energiefresser und die EU versucht den Appetit durch neue Verordnungen zu zügeln. Auch in den einzeln Ländern gibt es entsprechende Bestrebungen – etwa in Deutschland. Dort ist vor allem die PUE ein großes Thema.
Im geplanten Energieeffizienzgesetz (EnEfG ) ist ein Wert von 1,2 vorgesehen, eine durchaus sportliche Ansage. Derzeit gelten erst Werte von über 2 als ineffektiv. „Wir haben zwar Rechenzentren, die mit einem PUE-Wert von unter 1,2 betrieben werden, aber das funktioniert nur, wenn das Rechenzentrum voll ausgelastet ist, der IT-Strom also sehr groß ist“, gibt Peham zu bedenken. Chytil stößt in das gleiche Horn: „PUE ist ein durchaus wichtiger und gut verständlicher Wert. Schaut man aber genau hin, dann sagt er nicht wirklich etwas über die Effizienz eines Datencenters aus.“
Abwärmenutzung (noch) schwierig
Für Österreich gibt es noch keine wirklichen Pläne für Grenzwerte. Das ist vielleicht auch nicht unbedingt notwendig, denn den Betreibern der Rechenzentren ist die Problematik durchaus bewusst. Strom ist ein großer Kostenfaktor und sie versuchen seit Jahren ihre Anlagen energieeffizient zu betreiben und etwa auch die Abwärme zu nutzen. Aber das ist bisher von wenig Erfolg gekrönt. Noch werden die Systeme hauptsächlich mit Luft gekühlt, und die hat dann mit 30 bis 40 Grad zu niedrige Temperaturen, um etwa in einem konventionelles Fernwärmenetz genutzt zu werden.
Auch Bernhard Peham kennt das Problem: „Wir wollen Teil der Energiewende sein. Aber um ehrlich zu sein, es ist uns noch nicht gelungen unsere Abwärme auszukoppeln.“ Und das, obwohl sein Unternehmen auch ein eigenes Fernwärmnetz betreibt. Peham nimmt deshalb auch die Hardwarehersteller in die Pflicht: „Wenn Flüssigkeit statt Luft für die Kühlung verwendet würde, wäre die Weiternutzung deutlich einfacher. Aber bisher sind selbst unsere neuen Nvidia GPU, die wir für KI einsetzen, immer noch luftgekühlt.“
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Immerhin gibt es ein paar Pilotprojekte, die die prinzipielle Machbarkeit zeigen. Dazu gehört etwa ein Rechenzentrum von Digital Reality, dessen Abwärme von der Wien Energie für die Beheizung der Klinik Floridsdorf genutzt wird. Die Caldoa GmbH aus Friedrichshafen am Bodensee propagiert derzeit eine Entwicklung, die auf kalte Wärmenetze setzt. Dabei wird die Abwärme über eine Kaltwasserringleitung zu einem Wohnquartier geführt und dort mit Hilfe von Wärmepumpen nutzbar gemacht. Das von etwa 12 Grad auf 6 Grad abgekühlte Wasser wird wieder zum Rechenzentrum zurückgeführt und dort für die Kühlung eingesetzt. Allerdings: Bis sich solche Technik auf breiter Front durchsetzt, wird es wohl noch eine Zeit dauern.