Volkswagen : VW-Chef zu Batterien: "Wir dürfen nicht von Asien abhängig werden"

Die Produktionsverzögerungen durch das neue Abgastestverfahren WLTP wird Volkswagen im zweiten Halbjahr schwer zu schaffen machen. "Klar ist, das wird im zweiten Halbjahr wirklich ein Kraftakt, auch auf der Margenseite werden", sagte VW-Chef Herbert Diess in Wolfsburg.

"WLTP wird zum Kraftakt"

Durch das ab September geltende aufwendigere Messverfahren für Schadstoffe werde es von August bis Oktober zu Engpässen bei bestimmten Modellvarianten kommen. In einigen Werken komme es zu Schließtagen. Dennoch bleibe der Konzern bei seinem Ziel, im Gesamtjahr die Auslieferungen moderat im Vergleich zu 10,7 Millionen Fahrzeugen 2017 zu steigern, sagte Finanzchef Frank Witter. Der Umsatz soll um fünf Prozent steigen, die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen.

Konzern muss enormen Ausstoß von Kohlendioxid in der Produktion senken

Auch aus anderen Gründen bleibe die Rendite unter Druck, erklärte Diess weiter. So müsse viel Geld in das Erreichen der CO2-Klimaschutzziele investiert werden. Auch das Verbessern von Verbrennungsmotoren und die hohen Vorleistungen in Elektromobilität und Digitalisierung seien zu stemmen. Hinzu komme, dass die Renditen von Elektroautos zunächst niedriger als bei den aktuellen Autos mit Verbrennungsmotoren seien. Aufgrund dieser Belastungen bestehe Bedarf nach Einsparungen über das Jahr 2020 hinaus.

VW prüft als erster Autobauer eigene Batterieherstellung

Volkswagen zieht als erster Autobauer eine eigene Produktion von neuartigen Batteriezellen für Elektroauto-Antriebe im kommenden Jahrzehnt in Betracht. "Wir dürfen uns langfristig nicht von wenigen asiatischen Herstellern abhängig machen", so Herbert Diess.

VW werde in seinem Gemeinschaftsunternehmen mit dem kalifornischen Start-up Quantum Scape in den kommenden zwei, drei Jahren erkunden, ob Feststoffzellen industriell produziert werden könnten. Falls ja, sei eine Pilotfertigung 2022/23 vorstellbar und eine Serienfertigung dann ab 2024/25. Finanzchef Frank Witter betonte unterdessen, eine Entscheidung über eine Zellproduktion sei damit noch nicht gefallen.

Zentrale Komponente von Elektroautos

Batteriezellen sind das wichtigste Element von Elektroauto-Batterien. Die deutschen Autobauer kaufen die Zellen bisher bei Herstellern aus Japan, Korea und China ein.

Politiker und Gewerkschafter drängen die Hersteller, die Zellen selbst in großem Stil in Deutschland zu produzieren, um sich nicht technisch von den ausländischen Produzenten abhängig zu machen.

Doch sogar der weltweit größte Zulieferer Bosch entschied sich Anfang des Jahres gegen eine Zellproduktion, die zig Milliarden Euro Investitionen erfordere, um gegen die erfahrenen asiatischen Hersteller anzukommen. (reuters/apa/red)

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