Unternehmensführung : Unternehmenskultur: „Streit kostet Betriebe unglaublich viel Geld“

Mitarbeiter halten ein Meeting an einem Tisch

Wie wird etwas gemacht, im Gegensatz zum bloßen: Was wird gemacht.

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„Oft bekomme ich zu hören, Unternehmensberatung sei zu teuer“, erzählt Andreas Gruber. „Aber teuer wird es erst, wenn im Betrieb kein guter Umgang gepflegt wird. Denn Streiten kostet unglaublich viel Geld.“ Viele Unternehmen unterschätzen das Thema Unternehmenskultur, obwohl sie damit also sogar Geld sparen könnten.

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Eine aktuelle Studie der Initiative Sozial Gesundes Österreich hat sich mit dem Schaden beschäftigt, der durch einen sozial ungeeigneten Umgang in der Arbeit entsteht – etwa wenn man in einem Meeting nicht zu Wort kommen darf. Das Ergebnis: Die Zeit, die Menschen dafür aufwenden, sich nach solchen negativen Erfahrungen erst wieder zu „derappeln“, kostet umgerechnet Milliarden an Euro.

Unternehmensberater Andreas Gruber von Gruber Unternehmenskultur
Andreas Gruber ist mit Gruber Unternehmenskultur selbsständig – viele andere Berater würden sich zu breit aufstellen, sagt er. - © Gruber Unternehmenskultur

Warum braucht ein Betrieb die Kultur?

Andreas Gruber ist selbstständiger Berater spezialisiert auf Unternehmenskultur. Sein Vater, in dessen Beratungsfirma er das Handwerk lernte, hat sich als einer der ersten auf diese Nische konzentriert. Andere Unternehmensberatungen würden sich oft zu breit aufstellen.

Was aber ist Unternehmenskultur? „Viele Unternehmen haben einen hohen Leistungsanspruch und wenig Kultur – und sie können bestehen. Aber nur
Unternehmen mit hoher Kultur bestehen über Generationen hinweg“, erläutert Gruber. Zwar kann es auch der Unternehmenskultur entsprechen, einen hohen Gewinn mit viel Leistung zu erlangen, ohne wirklich darauf zu achten, auf wessen Kosten das geschieht – Beispiel China –, „doch in Europa gehen wir von einem würdevollen Umgang miteinander aus.“

"Nur Unternehmen mit hoher Kultur bestehen über Generationen hinweg."
Andreas Gruber

Menschen sollen also nicht Mittel zum Zweck sein. Wie wird etwas gemacht, im Gegensatz zum bloßen: Was wird gemacht. „In den meisten Unternehmen wollen die Führungskräfte und Mitarbeiter einen wertschätzenden Umgang pflegen – und wissen dann nicht genau, was das in konkreten Situationen bedeutet.“

Tatsächlich kann Wertschätzung schon so etwas Simples bedeuten, wie das Gegenüber zu Wort kommen und ausreden zu lassen. Doch eine gute Unternehmenskultur geht weit darüber hinaus. „Wenn in einem Industriebetrieb ein Mitarbeiter tagtäglich ein- und denselben Handgriff vollzieht, muss der Schichtleiter vorbeikommen, fragen, wie es geht, ob er etwas braucht“, so Gruber.

Nur Kuschelkurs geht nicht

Und trennt hier klar zwischen Manager und Führungskraft. „Manager sind mit Zahlen, Daten, Fakten beschäftigt. Führungskräfte sind das auch, aber sie müssen auch die psychosoziale Komponente wahrnehmen. Das bedeutet auch, die menschlichen Ressourcen richtig einzuteilen, wenn eine Ressource gerade nicht die Arbeit so wie sonst erfüllen kann, weil etwa daheim das Kind krank ist.“

Dass sich eine gute Kultur für das Unternehmen auszahlt, macht Gruber auch anhand des grassierenden Fachkräftemangels fest. „Frag nicht, was deine Mitarbeiter für dich tun können, sondern was du für sie tun kannst“, wandelt er das berühmte Kennedy-Zitat ab. „Wer gute Mitarbeiter haben will, muss sich diesen Fragen stellen.“

"Alle Mitarbeiter waren ausgebrannt. Der CEO sagte: Da geht noch mehr.“
Andreas Gruber

Also Kuschelkurs im Betrieb und alles geht gut? Nicht so ganz. „Hohe Kultur und wenig Leistung geht vielleicht – plakativ gesagt – für Beamte. Aber auf dem Markt geht sich das auf lange Sicht nicht aus“, weiß Gruber. Und: Die Kultur muss überlebensfähig sein, was nicht jede ist. Was der Unternehmensberater Führungskräften näherbringen will: Hohe Leistung mit höchstmöglicher Kultur, ohne Selbstaufgabe. „Die Mitarbeiter gehen müde und erschöpft heim – aber erfüllt.“

Ist es mit der Beauftragung einer Agentur getan? Das versuchen viele – mehr als eine Feigenblattaktion sei das aber nicht. Gruber erzählt von einem Unternehmen, das ihn alle zwei Jahre zur Beratung eingeladen hat. „Der Leistungsdruck für die Mitarbeiter dort war enorm. Auch nach sechs Jahren hatte sich nichts verändert, alle waren ausgebrannt. Doch der CEO sagte zu mir: Da geht noch mehr.“