5 Fragen an : "Investition in Cyber Security alternativlos"

Bernhard Schinkowitsch Atos

Bernhard Schinkowitsch, Principal Advisor Digital Production, Atos Österreich

- © Foto Weinwurm

Die Flexibilisierung von Prozessen wird für produzierende Unternehmen zur Hartwährung in Zeiten höheren Liefer- und Margendrucks. An welchen Schrauben müssen Unternehmen jetzt drehen?

Bernhard Schinkowitsch:
In der Produktion selbst müssen Daten-Schnittstellen weiterhin standardisiert und Basis-Systeme harmonisiert werden. Damit werden eine Skalierbarkeit und standortübergreifende Nutzung von Digitalisierungs-Lösungen möglich.

Mit steigender Volatilität in Supply und Demand braucht es robuste Demand- und Supply-Forecasts, als Basis für die Produktionsplanung. Damit kann einer Erhöhung von Lagerbeständen aufgrund unsicherer Lieferketten entgegengewirkt werden und das gebundene Kapital niedrig(er) gehalten werden.

Unterstützende Routinetätigkeiten in der Produktion und im Büro können heutzutage bereits sehr effektiv und kostengünstig durch „digitale Mitarbeiter“ übernommen werden – Stichwort „Robot Process Automation“. Das entlastet die Belegschaft, macht Kapazität frei für höherwertige Tätigkeiten und spart zudem Geld.

In welche Technologien sollten Unternehmen jetzt investieren?

Schinkowitsch:
Momentan vergehen keine zwei Wochen ohne Cyberkriminalitäts-Meldungen in der Presse – Tendenz steigend. Die Investition in Security ist mit Fortschreitender IT-/OT-Konvergenz praktisch alternativlos. Weiters bestehen in vielen Unternehmen Konnektivitäts- und Automatisierungslücken. Der Markt hat das erkannt und bietet kosteneffiziente und skalierbare „Off the Shelf“-Lösungen für Retrofitting von Altmaschinen bis zu modernen Edge-Plattformen.

Durch Anbindung aller Maschinen und Anlagen in Verbindung standardisierter Datenbereitstellung werden noch tiefer gehende Prozess-Einsichten möglich, weitere Optimierungs-Schritte realisierbar und ein Beitrag zur Qualitätsverbesserung und Flexibilisierung der Produktion geleistet.

IT und OT verschmelzen. Welche Barrieren gibt es hier noch zu überwinden, um das Versprechen einer Industrie 4.0 vollständig einzulösen?

Schinkowitsch:
Technisch ist die Konvergenz bereits machbar, es gibt eine Reihe an Lösungen, die die IT und die OT lückenlos miteinander vereinen. Hürden ergeben sich in der Praxis durch gewachsene Organisationen. IT und OT sind in vielen Unternehmen nach wie vor getrennt, um nicht von Silos zu sprechen. Hier ist neben technischer Herausforderungen wie zum Beispiel der Datenanbindung von Altmaschinen vor allem die organisatorische Zusammenführung und das damit verbundene Change Management zu lösen.

Wo steht Atos auf der Digitalisierungslandkarte – und welche neuen Formen der Zusammenarbeit mit der Industrie ergeben sich für Sie aus den neuen Herausforderungen in den globalen Wertschöpfungsketten?


Schinkowitsch:
Im sich stark konsolidierenden IT Markt ist Digitalisierung für Atos wettbewerbsentscheidend und dementsprechend hoch priorisiert. In der Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern haben wir uns bereits auf die neuen Herausforderungen eingestellt. Wir stellen lokalen Kunden-Nutzen in den Vordergrund und greifen dafür auf unser globales Partnernetzerk zurück. Wir helfen unsere Kunden dabei, die richtigen Hebel zu finden, und stellen eine umfangreiche Sammlung bewährter Lösungen zur Verfügung. Damit gwährleisten wir eine sichere und risikofreie Umsetzung von Kunden-Lösungen. Ziel ist es, rasch Mehrwert für den Kunden zu generieren.

Die Teuerung bei Energie treibt Unternehmen um. Energieeffizienz, Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit: Welches Mindset braucht es in den Unternehmen jetzt, wird jeder Mitarbeiter damit automatisch Teil eines groß angelegten Nachhaltigkeits-Kontinuierlichen Verbesserungsprozess?


Schinkowitsch: Nun, da Energie zu einem knappen, teuren Gut wird, gilt es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Energie zu sparen, nachhaltiger zu wirtschaften und künftig besser gerüstet zu sein in Hinblick auf Energiepreis-Schwankungen. Es muss ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen werden. Wir empfehlen, dass Unternehmen – ähnlich wie bei KVP Maßnahmen – gemeinsam mit ihren Teams Maßnahmen treffen, um Einsparungen zu identifizieren und umzusetzen. Dabei ist es wichtig, die MitarbeiterInnen, die nahe an den Prozessen sind – an der Anlage, an der Maschine – einzubinden.

Denn dort ist detailiertes Domänenwissen vorhanden und Potenziale können rasch erkannt und ralisiert werden. Die Rolle eines Energie- bzw. Sustainability-Beauftragten wird in Zukunft noch mehr Bedeutung bekommen. Und ja – es braucht jede(n) Einzelne(n) und alles zählt - auch kleine Maßnahmen.