Energiepreise : Wifo-Chef Felbermayr: Energiekostenzuschuss für die Industrie muss "nachgeschärft" werden

Gabriel Felbermayr vom Wifo

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr: "Ich würde wetten, wenn die Deutschen in Vorlage gegangen wären, dann hätten wir ganz anderes auf den Tisch gelegt."

- © YouTube/ORF Fan [HD]

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hat sich am Montag für eine Anpassung des Energiekostenzuschusses ausgesprochen. In einem Binnenmarkt hindere niemand die Einkäufer daran, dort einzukaufen, wo es am günstigsten ist, sagte der Wifo-Chef. Die deutsche Gaspreisbremse habe eine andere Größenordnung als der zuvor beschlossene österreichische Energiekostenzuschuss. Die "unterschiedliche Großzügigkeit" mit der der Industrie in Deutschland und Österreich geholfen werde, werde sich wettbewerbsverzerrend auswirken sagte Felbermayr.

"Ich würde wetten, wenn die Deutschen in Vorlage gegangen wären, dann hätten wir ganz anderes auf den Tisch gelegt. Jetzt sind wir schon in Zugzwang nachzuschärfen." Es wäre viel besser gewesen, hätte man sich abgestimmt verhalten, so der Ökonom. Doch das Problem sei nicht nur der Wettbewerb zwischen Deutschland und Österreich: Auch in den USA gebe es mit dem Inflaction Reduction Act enorme Industriesubventionen, dort sei Energie schon seit etlichen Jahren viel günstiger als in Europa.

Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun mahnte beim Ausbau der Infrastruktur mehr Tempo ein. Man dürfe zusätzliche Alternativen, die sich anbieten, "nicht vorher zu Tode zu prüfen". Dass Kroatien den LNG-Terminal auf Krk ausbaue, sei zwar gut, aber man werde dieses Gas nicht nach Österreich bringen, "weil eine rein wirtschaftliche Investition in eine Gaspipeline zum jetzigen Zeitpunkt, wo die Gesetzgebung die Nutzung nur mehr bis 2035 zulässt, ist weit unter der Nutzungsdauer einer solchen Investition und wird daher unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht stattfinden".

Der Energieanalyst Johannes Benigni von JBC Vienna warnte davor, sich zu sehr nur auf mittel- und langfristige Ziele zu konzentrieren - dringender sei jetzt die kurzfristige Versorgungssicherheit. Es sei zwar möglich, Gas im Reverse Flow über Italien nach Österreich zu bringen, aber nicht in ausreichender Kapazität. Man müsse in die Aufrüstung dieser Kapazität investieren. "Dass wir das seit neun Monaten nicht machen, ist grob fahrlässig." Es sei zu wenig, zu sagen, man wolle von Gas auf etwas Umweltfreundliches umsteigen. Das sei "zwar supertoll, nur wird es in der Geschwindigkeit nicht gehen und wird die Industrie zerlegen"

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