Übernahme : OMV-Tochter Borealis verkauft Stickstoffgeschäft
Der Chemiekonzern Borealis hat ein verbindliches Angebot für ihr Stickstoffgeschäft erhalten: das tschechische Unternehmen Agrofert - tätig in den Bereichen Chemie, Grundstoffindustrie, erneuerbaren Energien, Land- und Forstwirtschaft sowie Lebensmittelherstellung - hat der OMV-Tochter für die Düngemittelsparte 810 Millionen Euro geboten. "Der Vollzug wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet", teilten die OMV und Borealis am Donnerstagabend unter Verweis auf noch ausstehende Genehmigungen mit. Agrofert gilt als einer der führenden europäischen Hersteller von Pflanzennährstoffen mit Produktionsstandorten in Deutschland, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Das nun verkaufte Stickstoffgeschäft der Borealis besteht ebenfalls aus Pflanzennährstoffe, Melamin sowie technischen Stickstoffprodukten.
Agrofert ist in mehreren Ländern Mitteleuropas tätig und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro. Europaweit beschäftigt Agrofert 31.000 Mitarbeiter.
Russland-Deal aufgrund des Krieges geplatzt
Im März wurde bekannt, dass der geplante Verkauf der Düngemittelsparte der Borealis an das schweizerisch-russische Unternehmen Eurochem aufgrund des Krieges gegen die Ukraine geplatzt war. Das Kaufangebot für den nun an Agrofert verkauften Geschäftsbereich Pflanzennährstoffe, Melamin und technischer Stickstoff wurde durch die Borealis zurückgewiesen. "Wir haben die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den verhängten Sanktionen eingehend geprüft", so Borealis-Chef Thomas Gangl im März. "Infolgedessen haben wir beschlossen, das Angebot von EuroChem für den Erwerb des Stickstoffgeschäfts von Borealis, welches Pflanzennährstoffe, Melamin und technische Stickstoffprodukte umfasst, abzulehnen." Die Verkaufsverhandlungen mit dem zurückgewiesenen Bieter waren heuer im Jänner abgeschlossen worden. Anfang Februar hatte EuroChem als Bestbieter ein verbindliches Kaufangebot gelegt.
Für den oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) war die Absage absehbar. "Aufgrund des schrecklichen Krieges in der Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen der EU war klar, dass auch der Verkauf der Borealis-Stickstoffsparte an den Konzern EuroChem nicht wie geplant vollzogen werden konnte", so der Landespolitiker. Angesichts des Ukraine-Krieges habe dieser Verkauf an das russisch-schweizerische Unternehmen auf den Prüfstand gestellt werden müssen.
Konzentration auf Kerngeschäft
Schon demnächst könnte ein weiterer Verkauf im Hause Borealis anstehen: Im April wurde bekannt, dass sich Borealis und die staatliche Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) von mindestens 10 Prozent ihres Kunststoff-Joint-Venture Borouge trennen wollen. Laut Experten wäre der Verkauf rund 1,8 Milliarden Euro wert. Borouge wurde 1990 gegründet und erzeugt Kunststoffe für die Auto- und die Verpackungsindustrie sowie für den medizinischen Bereich und Kunststoffrohre. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Abu Dhabi und beschäftigt mehr als 3.000 Mitarbeiter. Borealis hat seine Konzernzentrale in Wien, beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter und ist in über 120 Ländern aktiv.
Borealis werde sich in Zukunft weiterhin auf seine Kernaktivitäten konzentrieren. Es geht um Lösungen in den Bereichen Polyolefine und Basischemikalien sowie Wege in Richtung Kreislaufwirtschaft. Borealis gehört zu 75 Prozent der OMV und zu 25 Prozent der Beteiligungsgesellschaft von Mubadala mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Das Chemieunternehmen hat seine Konzernzentrale in Wien, beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter und ist in über 120 Ländern aktiv.