Chemische Industrie : Chemiekalienhändler Brenntag plant Übernahme des US-Rivalen Univar

Brenntag Chemikalienhändler

Brenntag-LKW: „Brenntag sieht strategische Fusionen und Übernahmen als Motor für zukünftiges Wachstum“

- © AZZATO

Der deutsche Chemikalienhändler Brenntag, Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen plant eine Milliardenübernahme: Das Unternehmen, das zuletzt wegen seiner führenden Position äußerst erfolgreich Preissteigerungen durchsetzen - und im zweiten Quartal den Umsatz um 37 Prozent und das EBIT um fast 50 Prozent steigern - konnte ist in Gesprächen mit dem US-Konkurrenten Univar. Brenntag-Vorstandschef Christian Kohlpaintner hatte erst kürzlich erklärt, das Unternehmen sehe sich den nordamerikanischen Markt mit verstärktem Interesse an. Er sei "robuster als viele Leute denken" und könnte attraktiver sein als der europäische, der unter der Energiekrise leidet. Univar wird an der New Yorker Börse mit mehr als fünf Milliarden Dollar bewertet, Brenntag kommt in Frankfurt auf einen Marktwert von rund elf Milliarden Euro.

Zusammen kämen Brenntag und Univar auf einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro und auf einen operativen Gewinn von fast drei Milliarden. Brenntag peilt für das laufende Jahr ein operatives Ergebnis von rund 1,85 Milliarden Euro an, Univar nimmt 1,06 Milliarden Dollar (1,02 Mrd. Euro) ins Visier. Die Gespräche stehen aber offenbar noch am Anfang, wie die beiden Unternehmen klarmachten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, die als erste über die Pläne berichtet hatte, könnte es noch einige Monate bis zu einer Grundsatzentscheidung dauern. Bisher gebe es keine konkreten Ergebnisse oder Vereinbarungen, erklärte Brenntag. "Daher ist derzeit nicht absehbar, ob irgendeine Form von Transaktion stattfinden wird." Univar sprach von einer "vorläufigen Interessenbekundung" von Brenntag.

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Brenntag mit strategischem Wachstumsplan bis 2026

Erst im November hat Brenntag den detaillierten strategischen Wachstumsplan mit seinen neuen mittelfristigen Zielen bis 2026 präsentiert. „Strategy to Win“ stellt die zweite Phase von Brenntags Transformationsprozess dar. Die erste Phase, „Project Brenntag“, begann vor mehr als zwei Jahren und konzentrierte sich auf die Umsetzung des neuen operativen Geschäftsmodells mit zwei globalen Geschäftsbereichen und klarer Kundensegmentierung, die Optimierung des Standortnetzwerks und die strukturelle Verbesserung der Produktivität bis 2023.

Die ehrgeizigen Ziele von Project Brenntag umfassten einen zusätzlichen jährlichen Beitrag zum operativen EBITDA in Höhe von 220 Mio. EUR. Bis Ende 2022, und damit ein Jahr früher als geplant, werden alle Ziele von Project Brenntag erreicht sein. Wie beabsichtigt, diente Project Brenntag als Grundlage für das Unternehmen, ein verbessertes, nachhaltiges organisches Ergebniswachstum zu erzielen. Brenntags „Strategy to Win“ umfasst die erwarteten Wachstumsziele für das operative EBITA bis 2026. Für den Geschäftsbereich Brenntag Specialties wird eine organische jährliche Wachstumsrate des operativen EBITA von 7 bis 9 % und für den Geschäftsbereich Brenntag Essentials eine organische jährliche Wachstumsrate des operativen EBITA von 4 bis 5 % erwartet. Daraus ergibt sich für den Brenntag-Konzern eine erwartete organische jährliche Wachstumsrate des operativen EBITA von 6 bis 8 %. Die Transformation in den Bereichen Digitalisierung, Daten und Exzellenz soll bis 2026 einen jährlichen EBITA-Effekt von 200 Mio. EUR generieren. Für den Ausbau der DiDEX-Ressourcen plant Brenntag bis 2026 eine Gesamtinvestition von rund 350 Mio. EUR.