KTM Insolvenzverfahren : Weg für KTM-Sanierung frei: Gläubiger stimmen Restrukturierungsplan der Pierer Industrie AG zu

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Die Gläubiger haben am Donnerstag im Landesgericht Wels den Restrukturierungsplan der Pierer Industrie AG angenommen.

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Am Donnerstag haben die Gläubiger im Landesgericht Wels den Restrukturierungsplan der Pierer Industrie AG angenommen. Dies bestätigten sowohl Gläubigerschützer als auch das Unternehmen selbst nach der Tagsatzung. Damit ist ein entscheidender Schritt für die Sanierung der KTM AG, die über mehrere Ebenen mit der Pierer Industrie AG verbunden ist, getan.

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Die Pierer Industrie AG hatte am 25. November 2024 ein europäisches Restrukturierungsverfahren beantragt – ein Vor-Insolvenzverfahren, das in Österreich erstmals Anwendung fand. Ziel war es, Anleihen und Schuldscheindarlehen zu verlängern. Die Gesamtsumme der betroffenen Nennbeträge beläuft sich auf knapp 250 Millionen Euro. Grund für diesen Schritt ist der akute Liquiditätsbedarf des Unternehmens angesichts der Insolvenz der KTM AG.

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Gläubiger erhalten ihre Forderungen vollständig

Der Restrukturierungsplan sieht vor, dass 68,69 Prozent der Verbindlichkeiten bis Ende 2026 und der restliche Betrag bis 2027 getilgt werden – inklusive der vereinbarten Zinsen. „Er zielt ausdrücklich auf die volle Erfüllung der betroffenen Forderungen und lediglich auf eine Anpassung der Fälligkeiten ab, um die Bestandsfähigkeit der Schuldnerin zu erhalten“, erklärte der KSV1870. Die Gläubiger stimmten diesem Plan am Donnerstag zu.

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Der erfolgreiche Abschluss dieses Verfahrens sei eine „Win-Win-Situation für Schuldner wie für Gläubiger“, betonte Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform, gegenüber der APA. Zudem verbessere er die Voraussetzungen für die Sanierung der KTM AG.

Entscheidung der KTM-Gläubiger steht bevor

Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) sieht in der Einigung mit den Gläubigern einen wichtigen Meilenstein für die Sanierung der KTM AG. Am Dienstag werden die Gläubiger in Ried im Innkreis über den Sanierungsplan der KTM AG sowie der ebenfalls insolventen Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH abstimmen.

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Die KTM AG bietet ihren Gläubigern eine 30-prozentige Barquote. Zur Finanzierung sind rund 600 Millionen Euroerforderlich, während weitere 150 Millionen Euro für die Wiederaufnahme der derzeit stillgelegten Produktion am KTM-Werk in Mattighofen benötigt werden.

Mit diesen Maßnahmen sollen die Weichen für die finanzielle Stabilität der Unternehmensgruppe gestellt und die Zukunft von KTM als führender Motorradhersteller gesichert werden.

KTM-Sanierung: Gläubigerforderungen bei 2,2 Mrd. Euro

Die Sanierung der KTM AG steht vor einer entscheidenden Phase: Rund 1.200 Gläubiger haben Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro angemeldet, hinzu kommen 12,7 Millionen Euro an Forderungen der Mitarbeitenden. Trotz laufender Kündigungswellen bleibt die Eigenverwaltung bestehen. Die Investorensuche verläuft laut Insolvenzverwalter Peter Vogl bislang vielversprechend. Ein schrittweiser Rückzug von KTM-Konzernchef Stefan Pierer sei zu erwarten. Der Neustart des Betriebs ist für den 17. März geplant.

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Laut Peter Vogl erfolgt eine „etappenweise Übergabe der operativen Führung der KTM-Gruppe“. Allerdings werde Stefan Pierer erst dann vollständig zurücktreten, wenn die Sanierung erfolgreich abgeschlossen sei. Bereits am Donnerstag wurde bekannt, dass Pierer sowohl bei der KTM AG als auch bei der Pierer Mobility AG nur noch als Co-CEO agieren wird. Die Führung übernimmt der bisherige Co-CEO Gottfried Neumeister.

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Ein schrittweiser Rückzug von KTM-Konzernchef Stefan Pierer sei zu erwarten - © Ilgner Lukas / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

Investoren für Sanierungsquote nötig

Um die geplante Sanierungsquote von 30 Prozent zu erfüllen, ist KTM auf Investorenkapital angewiesen. Der laufende Investorenprozess sei laut Vogl auf gutem Weg, 20 Interessenten hätten sich gemeldet. Unklar bleibt jedoch, wie viele konkrete Angebote vorliegen. Als mögliche Investoren gelten unter anderem Bajaj (Indien), CF Moto (China) und FountainVest (Hongkong). Insgesamt müssen über 600 Millionen Euro aufgebracht werden. Auch der Remus-Chef Stephan Zöchling wird als möglicher Investor gehandelt. 

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Ob KTM im Motorsport künftig weniger investieren wird, bleibt offen. „KTM ist bis 2026 vertraglich gebunden“, so Vogl. Ein vorzeitiger Ausstieg würde Strafzahlungen nach sich ziehen. Die jährlichen Motorsport-Ausgaben von KTM sollen zuletzt 95 Millionen Euro betragen haben, davon 46 Millionen Euro allein für MotoGP.

Banken fordern höhere Quote – interne Kritik

Von den angemeldeten Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro entfallen 1,7 Milliarden Euro auf Banken und Finanzgläubiger. Laut KSV wurden 500 Millionen Euro vorläufig bestritten. Karl-Heinz Götze (KSV) betont die wirtschaftliche Notwendigkeit eines Investoreneinstiegs: „Bei einer Insolvenz würden die Gläubiger eine deutlich niedrigere Quote erhalten.“

Für Aufsehen sorgt ein Brief des KTM-Sanierers Stephan Zöchling an die Gläubigerbanken. Laut der „Presse“ kritisiert er, dass manche Banken eine Lösung „auf dem Rücken der MitarbeiterInnen der KTM AG verhindern“ wollten. Zudem hätten Banken in der Vergangenheit „fragwürdige Finanzierungen ermöglicht“. Einige Banken forderten laut Zöchling eine Quote von 50 bis 70 Prozent, obwohl im Insolvenzfall nur eine einstellige Quote realistisch wäre.

  • ABD0106_20241220 - RIED IM INNKREIS - ?STERREICH: Sanierungsverwalter Peter Vogl anl?sslich der ersten Gl?ubigerversammlung und Berichtstagsatzung der KTM AG, aufgenommen am Freitag, 20. Dezember 2024 vor dem Eingang des Landesgerichts in Ried im Innkreis. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI / WERNER KERSCHBAUMMAYR
    Am 17. März soll der Betrieb wieder aufgenommen werden.

    Insolvenzverwalter Peter Vogl

Kündigungen bei KTM – Belegschaft schrumpft drastisch

Die KTM-Gruppe beschäftigte Ende 2023 noch 6.000 Mitarbeitende, aktuell sind es 4.400, davon 2.000 bei der KTM AG. Zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung hatte die KTM AG noch 2.500 Beschäftigte.

>>> KTM bereite sich auf Produktionsstart in Mattighofen vor

Das Werk in Mattighofen steht aktuell still. Grund ist die größte Insolvenz in Oberösterreich, die zu einer Betriebsunterbrechung mit Gehaltskürzungen führte. Nun gibt es jedoch positive Nachrichten: „Am 17. März soll der Betrieb wieder aufgenommen werden.“, so Vogl.

Das AMS und das Land Oberösterreich haben eine Insolvenzstiftung mit 400 Plätzen eingerichtet, um entlassene KTM-Mitarbeitende zu unterstützen. Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) bestätigte den Start der Maßnahme zum 10. Februar.

Am 25. Februar werden die Gläubiger über die Sanierungsquote abstimmen. Das Ergebnis entscheidet über die Zukunft von KTM und die Umsetzung der Restrukturierung. Eine Ablehnung könnte die Zerschlagung des Unternehmens zur Folge haben.

KTM setzt Rotstift an: Motorradproduktion im Ausland, Entlassungen, Mattighofen verkleinert