Ford Stellenabbau Deutschland : Strukturkrise bei Ford Köln: Wie Absatzprobleme und Strategiefehler den Standort gefährden

Bei den Ford-Werken in Köln hat erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik begonnen.
- © FordErstmals in der fast 100-jährigen Geschichte der Ford-Werke in Köln hat ein Streik begonnen. Mit dem Arbeitskampf will die IG Metall den Druck auf das Management erhöhen und eine Abkehr vom geplanten Sparkurs erreichen. Die deutsche Tochtergesellschaft des US-Autokonzerns gilt bereits seit längerem als Verlustgeschäft. Der Ausstand soll laut IG Metall mit dem Ende der letzten Nachtschicht am Donnerstag beendet werden.
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"Alle 10.000, 11.000 Kollegen wissen, worum es geht", erklärte Betriebsratsvorsitzender Benjamin Gruschka. Hintergrund sei die im März vom Vorstand gekündigte Patronatserklärung, wodurch „die USA damit den Finger an den roten Knopf gelegt“ hätten. Laut Gruschka sei eine Insolvenz in den kommenden Jahren möglich – und auch kurzfristig nicht auszuschließen: "Man muss aber auch kurzfristig eine Insolvenz befürchten", sagte er im Interview mit der WirtschaftsWoche und verwies auf die schwache Nachfrage im Automobilmarkt.
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Schleppender Absatz von E-Autos setzt Produktion unter Druck
Besonders betroffen ist die Fertigung der Elektro-Modelle Explorer und Capri, die in Köln vom Band laufen. Die Nachfrage sei laut Gruschka so gering, dass auch ein Einschichtbetrieb ausreichend wäre. "Theoretisch 800 bis 1.000 weitere Stellen gefährdet", warnte er. Wie die WirtschaftsWoche unter Berufung auf Insider berichtet, gibt es derzeit keine Nachfolgemodelle für die beiden einzigen in Köln produzierten Fahrzeuge.
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Am frühen Morgen errichtete die IG Metall Streikposten an den Werkstoren. „Die Arbeit ruht hier komplett“, betonte IG-Metall-Sprecher David Lüdtke am Standort Köln. Der Streik betreffe sämtliche Bereiche – von der Produktion über die Entwicklung bis hin zur Verwaltung. „Wir lassen niemanden rein.“
Einzige Ausnahmen seien bestimmte Mitarbeitende mit Notdienstfunktion. Auch Streikbrecher könnten das Werk betreten, jedoch: „Mit dem werden wir vorher noch sprechen“, so Lüdtke weiter.
Aktuell beschäftigt Ford in Köln rund 11.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bis Ende 2027 plant das Unternehmen den Abbau von 2.900 Stellen. Die IG Metall fordert hohe Abfindungen für jene, die das Unternehmen freiwillig verlassen oder in ausgelagerte Geschäftsbereiche wechseln. Beschäftigte, die bleiben, sollen durch einen finanziellen Schutzschirm abgesichert werden.
Warum eine mögliche Insolvenz im Raum steht
Der Betriebsratsvorsitzende der Ford-Werke in Köln, Benjamin Gruschka, hat öffentlich vor einer möglichen Insolvenz des Unternehmens gewarnt. Diese Warnung steht im Zusammenhang mit der Kündigung einer Patronatserklärung durch den US-Mutterkonzern Ford, die zuvor als finanzielle Absicherung für die deutsche Tochtergesellschaft diente. Durch den Wegfall dieser Garantie ist eine Insolvenz der Ford-Werke GmbH nun theoretisch möglich. Gruschka äußerte gegenüber der WirtschaftsWoche, dass die Kündigung der Patronatserklärung einem "Finger an den roten Knopf" gleichkomme und eine Insolvenz in den kommenden Jahren möglich sei.
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Die IG Metall fordert daher einen finanziellen Schutzschirm für die Beschäftigten, um sie im Falle einer Insolvenz abzusichern. Zusätzlich zu den bereits angekündigten 2.900 Stellenstreichungen bis Ende 2027 könnten weitere Arbeitsplätze gefährdet sein, insbesondere aufgrund des schleppenden Absatzes der in Köln produzierten Elektroautos Explorer und Capri.