KTM Insolvenz : KTM fährt Produktion in Mattighofen erneut für drei Monate herunter

Produktion beim Fahrzeughersteller KTM, Teil von Pierer Industrie

Die KTM-Produktion wird in Mattighofen erneut heruntergefahren

- © YouTube/Oberbank AG

Als Mitte März nach monatelanger Pause die Bänder in Mattighofen wieder anliefen, hatte man bei KTM noch auf einen schrittweisen Hochlauf der Produktion gehofft. Ab April sollten die vier Fertigungslinien zumindest im Einschichtbetrieb ausgelastet sein. Doch diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt – im Gegenteil: Wie berichtet, mehrten sich in den vergangenen Wochen die Anzeichen für einen stockenden Produktionsstart. 

Grund dafür sind vor allem die ausgebliebenen Bestellungen zwischen Dezember und Februar, während des laufenden Sanierungsverfahrens. Die Folge: Die Lager sind leer, Nachschub fehlt. Viele Zulieferer agieren weiterhin zögerlich oder sind selbst noch nicht in der Lage, ihre Produktionskapazitäten voll auszuschöpfen.

Am Donnerstagmorgen folgte schließlich die offizielle Bestätigung: KTM wird das Werk in Mattighofen ab Montag, dem 1. Mai 2025, für drei Monate stilllegen. Von der Maßnahme betroffen sind sowohl Arbeiter als auch Angestellte. Ab Mai gilt eine reduzierte Wochenarbeitszeit von 30 Stunden. Eine KTM-Sprecherin bestätigte die Entscheidung gegenüber dem ORF und verwies auf fehlende Bauteile als unmittelbaren Auslöser.

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Reduzierung der Arbeitszeit als Teil eines Sanierungsprozesses

Die Entscheidung, die Produktion herunterzufahren und die Arbeitszeit zu reduzieren, ist Teil eines umfassenden Sanierungsverfahrens, das derzeit bei KTM läuft. „Von 1. Mai bis 31. Juli 2025 wird eine neue Betriebsvereinbarung in Kraft treten. Darauf hat sich der Vorstand in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter und dem Betriebsrat nach guten und konstruktiven Gesprächen geeinigt.“, heißt es in der Betriebsvereinbarung. Diese Maßnahme ist notwendig, um den Fortbestand der Arbeitsplätze in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage zu sichern.

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Ein wesentlicher Bestandteil der neuen Betriebsvereinbarung ist die Anpassung der Arbeitszeit. Wie in der Vereinbarung weiter erläutert wird, „wird die bei KTM übliche Sommerpause von August auf Juli vorverlegt“. Diese Entscheidung soll den Mitarbeitern helfen, sich auf die verkürzte Arbeitszeit vorzubereiten und gleichzeitig der Firma helfen, die Produktionskapazitäten entsprechend anzupassen.

Darüber hinaus wird die reguläre Arbeitszeit für die Dauer der Betriebsvereinbarung auf 30 Stunden pro Woche reduziert. Diese Maßnahme betrifft alle vollzeitbeschäftigten Mitarbeiter, und die Löhne sowie Gehälter werden während dieser Zeit entsprechend angepasst. „Die Betriebsvereinbarung sieht eine Regelung zur Reduktion der Vollzeitarbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche mit aliquoter Anpassung der Lohn- und Gehaltsbezüge für den Gültigkeitszeitraum der Betriebsvereinbarung.“, heißt es weiter.

Der Kern des gesamten Sanierungsprozesses liegt in der Absicht, trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Arbeitsplätze zu erhalten. KTM betont, dass alle ergriffenen Maßnahmen darauf abzielen, „die Arbeitsplätze trotz Sanierungsverfahren zu erhalten“.

KTM kann Kapitalerhöhung nicht wie geplant beschließen

Damit erhöht sich der Druck, einen Tag vor der außerordentlichen Hauptversammlung, auf KTM ein weiteres Mal: Dienstag Abend wurde bekannt gegeben, dass  zwei zentrale Punkte auf der Hauptversammlung nun doch nicht zur Abstimmung kommen. So sollte eine Kapitalerhöhung in Höhe jener 200 Millionen Euro beschlossen werden, die Bajaj zwischen Februar und April zugeschossen hatte. Weitere 150 Millionen hätten durch die Ausgabe neuer Aktien beschafft werden sollen - unter Gewährung der gesetzlichen Bezugsrechte. Das heißt, auch Streubesitz-Aktionäre hätten sich daran beteiligen können. Während die 200 Millionen Euro von Bajaj schon geflossen sind, fehlen die für die Sanierung dringend benötigten Millionen aus dem Aktienverkauf – und ein alternativer Finanzierungsweg muss her. 

Laut Pierer Mobility befinde sich das Unternehmen "in der Finalisierungsphase der Verhandlungen mit Eigen- bzw. Fremdkapitalinvestoren". Der entsprechende Prozess sei also noch im Laufen - wo genau die 150 Millionen Euro herkommen sollen ist unklar, auf Nachfrage will das Unternehmen den Verhandlungsstand nicht näher kommentieren.

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