KTM-Insolvenz : Countdown für KTM-Sanierung läuft – Entscheidung binnen einer Woche

Die Spannung im KTM-Insolvenzverfahren steigt: Spätestens in einer Woche muss die 30-prozentige Barquote an die Gläubiger bei Sanierungsverwalter Peter Vogl erlegt worden sein.
- © heikomandl.atDie Spannung im Insolvenzverfahren rund um KTM spitzt sich zu: Innerhalb der kommenden Woche muss die 30-prozentige Barquote an die Gläubiger beim Sanierungsverwalter Peter Vogl hinterlegt werden. Dabei geht es um rund 600 Millionen Euro, deren Herkunft bislang unklar ist. Wird dieser Betrag nicht fristgerecht aufgebracht, droht unweigerlich der Konkurs.
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Obwohl sich die Beteiligten zuletzt eher zurückhaltend äußerten, herrscht vorsichtiger Optimismus – auch an der Börse, die offenbar auf eine Rettung des Motorradherstellers spekuliert.
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Letzte Frist: 23. Mai um 24 Uhr
Die Einzahlung der Quote markiert den zweiten Schritt im gerichtlich genehmigten Sanierungsverfahren. Bereits am 25. Februar hatten die Gläubiger mehrheitlich dem Sanierungsplan zugestimmt. Dieser sieht vor, dass die Einzahlung der Quote spätestens bis zum 23. Mai um 24 Uhr erfolgen muss. Peter Vogl betonte: „Das sei ausnahmslos bindend.“ Nach der Einzahlung folgt die gerichtliche Bestätigung. Eine Fristverlängerung ist gesetzlich ausgeschlossen – läuft die Frist ab, „sei das Sanierungsverfahren sofort beendet“ und ein Konkursverfahren wird eingeleitet.
Gläubigerforderungen und Produktionsstillstand
Im Rahmen der KTM-Prüfungstagsatzung im Januar meldeten rund 1.200 Gläubiger Forderungen in Höhe von etwa 2,2 Milliarden Euro an. Im Februar akzeptierten sie den Sanierungsplan, der ihnen eine 30-prozentige Barquote zusichert. Trotz mehrfacher Finanzspritzen durch den indischen Miteigentümer Bajaj, musste die Produktion Anfang Mai erneut gedrosselt werden. Grund dafür sind gestörte Lieferketten infolge der Insolvenz – das Werk in Mattighofen steht derzeit still. Geplant ist eine Produktionspause von drei Monaten, doch ob dieser Zeitraum eingehalten werden kann, ist offen.
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In der Regel gehen vor einer finanziellen Beteiligung durch Investoren vertragliche Vereinbarungen voraus, die bei börsennotierten Unternehmen mitunter eine Ad-hoc-Mitteilung erfordern würden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass erst kurz vor Ablauf der Frist Informationen über neue Eigentümer publik werden. Die Börse jedoch zeigt sich zuversichtlich: Die Aktie der Pierer Mobility AG, der KTM-Muttergesellschaft, hat sich nach einem Abwärtstrend seit Ende Februar im Mai wieder leicht erholt. Zum Börsenschluss am Donnerstag notierte sie bei 17,22 Euro.
Indischer Partner Bajaj bleibt Schlüsselakteur
Ein zentrales Element in der laufenden Sanierung bleibt der indische Großaktionär Bajaj Auto, der über seine Beteiligung an Pierer Mobility rund 48 % des Unternehmens hält. Bajaj hat in den vergangenen Monaten mehrfach finanzielle Mittel bereitgestellt, um die Liquidität zu sichern und die Fortführung des Betriebs zu ermöglichen. Ob das Unternehmen bereit ist, auch die nun fällige Barquote in Höhe von rund 600 Millionen Euro mitzutragen, ist derzeit nicht bekannt.
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Branchenbeobachter sehen Bajaj dennoch als strategischen Ankerinvestor, der ein Interesse am Erhalt der KTM-Produktion hat – nicht zuletzt wegen der engen industriellen Kooperation und der gemeinsamen Plattformstrategien bei Motorradmodellen für Europa und Asien. Ein kompletter Rückzug Bajajs gilt daher als wenig wahrscheinlich, dennoch könnte das weitere Engagement von der Ausgestaltung des Sanierungsplans und den langfristigen Perspektiven abhängen.