Neue US-Zölle unter Trump : Audi stoppt Fahrzeuglieferungen in die USA

Audi AG

Die VW-Tochter Audi legt wegen der Auto-Zölle von US-Präsident Donald Trump die Lieferung von Fahrzeugen in die USA auf Eis

- © AUDI AG

Infolge der von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle auf Autos hat der deutsche Automobilhersteller Audi die Auslieferung von Fahrzeugen in die Vereinigten Staaten vorerst eingestellt. Dies teilte eine Unternehmenssprecherin mit und bestätigte ein entsprechendes Schreiben an die US-Händler, über das zuvor die Fachzeitschrift „Automobilwoche“ berichtet hatte.

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Demnach sind sämtliche Audi-Fahrzeuge betroffen, die nach dem 2. April 2025 in die USA gelangt sind. Diese Fahrzeuge werden laut dem Unternehmen „vorerst zurückgehalten und nicht an die Händler übergeben“. Die Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die neuen Einfuhrbestimmungen der US-Regierung, die unter Präsident Donald Trump deutlich verschärft wurden.

Seit dem 3. April 2025 gelten für Autoimporte in die USA neue Strafzölle in Höhe von 25 Prozent zusätzlich zu den bisherigen Abgaben von 2,5 Prozent. Diese Entscheidung betrifft nicht nur Neufahrzeuge, sondern ab Mai auch rund 150 Kategorien von Autoteilen, wie aus offiziellen Angaben hervorgeht. Ziel der US-Regierung sei es, die heimische Autoindustrie zu schützen und internationale Hersteller zu höheren Investitionen im US-Markt zu bewegen.

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Händler sollen Lagerbestände abbauen

Audi forderte seine Händler in den Vereinigten Staaten auf, sich zunächst auf den Abverkauf bestehender Lagerbestände zu konzentrieren. „Derzeit habe Audi in den USA mehr als 37.000 Fahrzeuge auf Lager, die nicht von den neuen Zöllen betroffen seien und damit verkauft werden könnten“, erklärte die Unternehmenssprecherin. Diese Menge reiche „aus für etwa zwei Monate“, hieß es weiter.

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Das Schreiben an die Händler enthält keine konkreten Aussagen darüber, wann die zurückgehaltenen Fahrzeuge wieder zur Auslieferung freigegeben werden. Die Situation bleibt damit für Händler und Kunden gleichermaßen ungewiss. Vor allem Premiumfahrzeuge aus Europa dürften von den Zollerhöhungen besonders betroffen sein – eine Herausforderung für Marken wie Audi, die auf den US-Markt angewiesen sind.

Keine Produktion in den USA: Audi importiert alle Fahrzeuge

Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern verfügt Audi nicht über eigene Produktionsstätten in den USA. Sämtliche Fahrzeuge, die für den nordamerikanischen Markt bestimmt sind, müssen importiert werden. Dies erhöht die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten und macht Audi besonders anfällig für handelspolitische Veränderungen.

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Das meistverkaufte Modell in den USA, der Audi Q5, wird im mexikanischen Werk des Konzerns gefertigt. Andere Modelle, darunter Limousinen und SUVs der Oberklasse, stammen aus Produktionsstätten in Deutschland, Ungarn und der Slowakei. Der Produktionsstandort Mexiko galt bislang als strategisch günstiger Standort für den Export in die Vereinigten Staaten – doch auch diese Fahrzeuge sind nun von den verschärften Handelsbedingungen betroffen.

Auch Volkswagen betroffen: Preissteigerungen angekündigt

Nicht nur Audi, sondern auch der Mutterkonzern Volkswagen hat auf die geänderten Zollbedingungen reagiert. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat Volkswagen seine US-Händler bereits vergangene Woche vor möglichen Zusatzkosten gewarnt. Das Unternehmen habe zudem die Auslieferung von Fahrzeugen aus Mexiko sowie aus verschiedenen US-Häfen vorübergehend gestoppt.

Die Zeitung beruft sich auf eine interne Mitteilung an Händler, in der es heißt, man wolle zunächst „Klarheit über die Preisgestaltung“ schaffen. Diese solle bis Mitte April vorliegen, um belastbare Aussagen über künftige Verkaufspreise und Margen treffen zu können.

1 Million Audi Q5 wurden in Mexiko bereits produziert
1 Million Audi Q5 wurden in Mexiko bereits produziert - © Mao Carrera

Die Entscheidung der US-Regierung, Zölle auf ausländische Fahrzeuge und Autoteile zu erheben, ist Teil einer größeren wirtschaftspolitischen Strategie unter Präsident Donald Trump. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump protektionistische Maßnahmen angekündigt, um die Handelsbilanz der Vereinigten Staaten zu verbessern. Die aktuelle Maßnahme ist eine direkte Fortsetzung dieser Politik und trifft insbesondere europäische Hersteller.

Experten befürchten weitreichende Auswirkungen auf den internationalen Automobilhandel. Für deutsche Hersteller wie Audi, BMW und Mercedes-Benz bedeutet die Einführung der Zölle nicht nur höhere Kosten, sondern auch eine strategische Neuorientierung ihrer Lieferketten und Produktionsstandorte.

Reaktionen aus der Branche: Unsicherheit und Anpassungsdruck

Innerhalb der Automobilbranche herrscht derzeit große Unsicherheit. Viele Unternehmen sind gezwungen, ihre Planungen kurzfristig anzupassen. Für Audi bedeutet der Lieferstopp nicht nur Umsatzeinbußen, sondern auch einen potenziellen Imageverlust im wichtigen US-Markt.

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Branchenkenner verweisen darauf, dass eine Verlagerung der Produktion in die USA kurzfristig kaum möglich sei. Die Investitionskosten seien hoch, und der Aufbau neuer Produktionskapazitäten dauere mehrere Jahre. Für Audi, das sich ohnehin in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet – etwa durch die Umstellung auf Elektromobilität – ist die aktuelle Entwicklung eine zusätzliche Belastung.

Ob und wann Audi die Lieferungen in die USA wieder aufnimmt, bleibt derzeit offen. Das Unternehmen äußerte sich bislang nicht zu langfristigen Strategien, um den neuen Zöllen zu begegnen. Denkbar wären Preisaufschläge für Kunden, eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte oder mittelfristig der Aufbau einer eigenen Produktionslinie in Nordamerika.

Für die Kunden in den USA bedeutet die aktuelle Lage vor allem eines: steigende Preise und längere Wartezeiten bei der Bestellung neuer Fahrzeuge. Händler müssen unterdessen kreative Wege finden, um ihre Lagerfahrzeuge effizient zu vermarkten.

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