Audi Strategiewechsel : Audi-Gewinnwarnung: Trump-Zölle reißen Milliardenloch in die Bilanz
Der deutsche Autobauer Audi kappt wegen der Zölle von US-Präsident Donald Trump und der Verschiebung einer gemeinsam mit Porsche entwickelten Elektro-Plattform seine Prognose
- © AudiDer deutsche Automobilhersteller Audi hat seine Jahresprognose nach unten korrigiert. Grund dafür sind unter anderem die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle sowie Verzögerungen bei einer gemeinsam mit Porsche entwickelten Elektrofahrzeug-Plattform. Das Unternehmen erwartet nun für das laufende Jahr eine Gewinnmarge zwischen 4 und 6 Prozent – ein Prozentpunkt weniger als bislang angenommen, wie die Volkswagen-Tochter am Freitag mitteilte.
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Finanzvorstand Jürgen Rittersberger führte diese Entscheidung auch auf die derzeitige Marktlage zurück. Aussagen zur langfristigen Entwicklung der Rendite machte er nicht. Vielmehr betonte er, dass Audi derzeit mit der Umsetzung seiner neuen Strategie beschäftigt sei. In diesem Zusammenhang werde auch die Zielsetzung für zukünftige Renditen überprüft.
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Audi in der Verlustzone: Warum Trump-Zölle die Bilanz verhageln
Zwischen Januar und September schrumpfte der Gewinn der sogenannten Markengruppe Progressive – zu der neben Audi auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören – um etwa 25 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Die Rendite sank dabei von 4,5 auf 3,2 Prozent. Bei der Hauptmarke Audi lag sie nur noch bei 1,8 Prozent. Rittersberger erklärte dies unter anderem mit den Restrukturierungskosten in Höhe von 300 Millionen Euro. Im März hatte Audi den Abbau von 7.500 Stellen in Deutschland bis 2029 angekündigt. Seit September informiert das Unternehmen über Programme zum Vorruhestand. Eine genaue Einschätzung zur Annahmequote sei noch nicht möglich, das Interesse sei jedoch hoch. Auch Rückstellungen im Zusammenhang mit CO₂-Vorgaben belasteten das Ergebnis.
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Ein wesentlicher Teil des Gewinnrückgangs ist laut Rittersberger jedoch auf die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle zurückzuführen. Diese hätten Audi bereits rund 850 Millionen Euro oder zwei Prozentpunkte Rendite gekostet. Für das Gesamtjahr rechnet er mit Zoll-bedingten Belastungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Da Audi über keine eigene Fertigung in den USA verfügt und seine Fahrzeuge aus Europa und Mexiko importiert, ist das Unternehmen besonders betroffen. Eine Entscheidung über eine mögliche Produktion in den USA solle noch in diesem Jahr getroffen werden, so Rittersberger.
Audi-Ergebnis enttäuscht trotz Plus: Vorjahresvergleich entlarvt schwache Bilanz
Im dritten Quartal konnte Audi seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich steigern. Der Nachsteuergewinn auf Gruppenebene erreichte 718 Millionen Euro – das 2,6-Fache des Vorjahreswerts. Dieses Ergebnis ist jedoch maßgeblich auf ein besonders schwaches Vorjahresquartal zurückzuführen, das unter anderem durch eine Werksschließung in Brüssel stark belastet war. Die Zahlen umfassen die gesamte Audi-Gruppe, einschließlich der Marken Bentley, Lamborghini und Ducati.
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Verglichen mit dem dritten Quartal 2023, als Audi 1,2 Milliarden Euro Gewinn verbuchte, wirkt das aktuelle Ergebnis allerdings weniger eindrucksvoll. Es liegt vielmehr auf dem Niveau der schwachen ersten beiden Quartale des laufenden Jahres. Auch die Jahresprognose wurde inzwischen nach unten angepasst.
Audi unter Zugzwang: Porsche-Strategiewechsel gefährdet E-Auto-Pläne
Trotz dieser Rückschläge steht Audi im Vergleich zum Mutterkonzern Volkswagen noch relativ gut da. VW musste für die Gruppe am Donnerstag einen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Euro melden. Besonders negativ fiel dabei die Performance der Tochtermarke Porsche ins Gewicht, die noch schlechter abschnitt als Audi. Porsche hat derzeit Schwierigkeiten im Bereich Elektromobilität, da die Nachfrage nach E-Sportwagen hinter den Erwartungen zurückbleibt.
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Im September hatte Porsche einen Strategiewechsel bekanntgegeben und die Markteinführung eines neuen großen Elektro-SUV verschoben. Audi hatte auf derselben Plattform das elektrische Nachfolgemodell der A8-Limousine geplant. „Das Unternehmen müsse nun neu überlegen, auf welcher Plattform und mit welcher Antriebsform das Fahrzeug komme“, erklärte Rittersberger. Die Rückkehr zur Verbrennertechnologie verursacht im laufenden Jahr hohe Kosten und trifft auch Audi, da sich die Pläne für die gemeinsame Elektroplattform geändert haben.
China-Krise trifft deutsche Autobauer: Auch Mercedes und BMW unter Druck
Nicht nur Audi, auch andere deutsche Autohersteller spüren die Auswirkungen von Problemen in China und den US-Zöllen. So meldete Mercedes einen Gewinneinbruch um ein Drittel. BMW wird seine Zahlen erst in der kommenden Woche veröffentlichen – eine Gewinnwarnung gab es allerdings bereits Anfang des Monats, ausgelöst durch schwächere Absatzzahlen in China. Der zunehmende Wettbewerb auf dem chinesischen Markt wird besonders deutlich, wenn selbst Marktführer BYD einen Gewinneinbruch hinnehmen muss.
Neue Halbleiterkrise droht: Nexperia-Streit könnte Produktion lahmlegen
Zusätzlich droht der deutschen Autoindustrie eine neue Herausforderung: Eine mögliche zweite Chipkrise, ausgelöst durch Lieferengpässe beim Halbleiterhersteller Nexperia. Nach einer Übernahme der Kontrolle über ein Tochterunternehmen durch die niederländische Regierung kommt es dort zu Störungen in der Lieferkette.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte, dies könne „schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen“. Audi selbst zeigt sich in Bezug auf Nexperia derzeit vorsichtig. Die Produktion laufe aktuell planmäßig, und das Unternehmen sei beliefert, erklärte Rittersberger. Eine Sprecherin ergänzte: „Man sei nie gefeit vor kurzfristigen Änderungen.“