Logistik : Wien will an die Seidenstraße

Die neue Seidenstraße – das chinesische Mega-Projekt zur Reaktivierung des legendären Handelsweges – führt nach derzeitiger Planung an Österreich vorbei. Angesichts der gewaltigen Chancen, die sich für alle Anrainer der geplanten Land- und Seeverbindungen zwischen China und Europa ergeben, keine gute Nachricht.

Ein Hindernis sind die unterschiedlichen Spurweiten der Bahn: Züge, die im slowakischen Kosice ankommen können aufgrund der Breitspur nicht ohne weiteres bis Österreich weitergeführt werden. Würde die Breitspur bis Österreich verlängert, könnte hier ein gewaltiger Logistikhub im Rahmen der Seidenstraße entstehen.

Genau das wollen Wirtschaftskammer und ÖBB erreichen. Walter Ruck, der Präsident der Wirtschaftskammer Wien, fordert eine Grundsatzentscheidung der Politik: „Die Anbindung an die Seidenstraße mittels Breitspureisenbahn muss für die Politik Top-Priorität bekommen. Wir können es uns nicht leisten, diese Jahrhundertchance verstreichen zu lassen. Österreichs Chancen, Teil der Seidenstraße zu werden, sind wieder intakt. Dafür benötigen wir aber eine Infrastruktur-Offensive mit Ausbau von Schiene, Straße, Luft- und Wasserwegen in der Ostregion.“ Ein Breitspurterminal soll im Raum Parndorf errichtet werden, Lobautunnel, Marchfeld-Schnellstraße und dritte Piste gebaut und der Wiener Hafen erweitert werden.

ÖBB-Chef Andreas Matthä stieß bei der heutigen Pressekonferenz ins gleiche Horn: „Die neue Seidenstraße ist ein strategisches Projekt von enormer wirtschaftlicher Bedeutung für ganz Europa. Die ÖBB unterstützen diese Initiative mit voller Energie. Wir bringen unser technisches Know-how und unsere Kraft als zweitstärkste Güterbahn Europas dafür ein. Ein wichtiger erster Schritt ist die neue Kooperation zwischen sieben Staatsbahnen, um einen neuen, schnelleren Güterkorridor von China nach Mitteleuropa aufzubauen.“

Helfen soll ein Handelsabkommen, das die WK Wien kürzlich mit ihrem Pekinger Pendant geschlossen hat: Das Ziel ist eine umfangreiche Kooperation im Zuge der Seidenstraßen-Errichtung.

Von der kommenden Regierung fordert Ruck nicht nur ein klares Bekenntnis zur Seidenstraßen-Initiative, sondern Verhandlungen um die Aufnahme in den 16+1-Mechanismus. Das sind jene 16 ost- und südosteuropäischen Länder, die seit 2012 bilateral eng mit China am Seidenstraßenprojekt arbeiten. „Dort müssen wir rein, davon profitiert der gesamte Wirtschaftsstandort Österreich.“

(OTS/red)