IM-Expertenpool: Exportwirtschaft : Wie Exportwirtschaft zur Nachhaltigkeit beiträgt

Beim Gipfeltreffen der Vereinten Nationen im September 2015 wurde die "Agenda 2030" unter dem Titel "Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" beschlossen. Alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen – auch Österreich – verpflichten sich, auf die Umsetzung der "Agenda 2030" mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene hinzuarbeiten.

Das Hauptziel im Auge

Diese nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals - SDGs) sind ein Tool, das eigentlich für Staaten entwickelt wurde und nicht für Projekte; wir verwenden es trotzdem, weil wir unseren Blick auf die wesentlichen Probleme unserer Welt lenken und dazu beitragen wollen, diese zu lösen. Uns hilft das Tool, die Transparenz der von der Republik Österreich unterstützten Anträge für Exportgarantien und Wechselbürgschaften zu erhöhen und nachhaltige Projekte zu fördern. Dabei analysieren wir die Auswirkungen von Projekten und ordnen großen Anträgen eines der 17 SDGs als Hauptziel zu. Das Hauptziel muss immer positive Auswirkungen auf die nachhaltigen Entwicklungsziele haben. Andernfalls kann das Projekt nicht unterstützt werden. Im Bedarfsfall können auch relevante Nebenauswirkungen angegeben werden, die einen positiven oder negativen Beitrag zu den SDGs haben können.

Die Ziele, die dabei berührt werden, umfassen eine breite Palette. Schwerpunkte liegen auf Grund des Mandats der OeKB als Unterstützerin der österreichischen Exportwirtschaft auf den Zielen SDG 8 - Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern und SDG 9 - Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen. Auch das Gesundheitsziel SDG 3 - Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern oder das Erneuerbare Energieziel SDG 7 - Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern sind im Exportförderungsverfahren mit hohen Volumina vertreten.

Die SDGs werden in der OeKB aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und spiegeln sich in den unterschiedlichsten Geschäftsbereichen wider. So werden sie z. B. bei der Exportinvest Green, einer attraktiven Finanzierungsmöglichkeit für Neu- oder Ersatzinvestition in Österreich, berücksichtigt. Voraussetzung für den Erhalt dieser Finanzierung ist, dass ein heimischer Exporteur eine Investition tätigt, welche die Umwelt entlastet und einen nachhaltigen Beitrag zur Umweltverbesserung leistet.

Nicht aus dem Rahmen fallen

Nachhaltigkeit spielt auch bei der Mittelaufnahme der OeKB zunehmend eine stärkere Rolle. Dazu wurde 2019 ein "Sustainable Financing Framework“ mit verpflichtenden Leitlinien für nachhaltige Anleihen beschlossen. Mit deren Erlösen werden Sozial- und Umweltprojekte finanziert. Das Framework ist auf der Website der OeKB veröffentlicht. Es bildete die Basis für die Emission des ersten OeKB Sustainability Bonds, der im Herbst 2019 mit einer Laufzeit von sieben Jahren und in der Höhe von 500 Mio. Euro emittiert wurde. Dank der großen Nachfrage war der Bond mehr als dreifach überzeichnet. Mit den Mitteln wurden unter anderem ein Projekt in der Mongolei realisiert, das rund 18.000 Einwohner der Stadt Altai Zugang zu qualitativ hochwertigem Wasser ermöglicht oder ein Solarprojekt in Ägypten, das die Energieversorgung nachhaltig verbessern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren soll. Kürzlich wurden die korrekte Verwendung und die Berichterstattung über die Wirkung der vergebenen Finanzmittel von Sustainalytics, einem der führenden unabhängigen ESG (Environmental, Social, Governance)- und Corporate Governance-Research-Unternehmen bestätigt. Dieser Erfolg bestärkt uns darin, weitere Nachhaltigkeitsanleihen vorzubereiten.

Nachhaltigkeit als raison d'être

Für unsere 100%-Tochter, die Oesterreichische Entwicklungsbank AG (OeEB), sind die SDGs ebenfalls von großer Bedeutung. Alle ihre Projekte leisten, basierend auf ihrem Mandat, einen Beitrag zu SDG 1, "Keine Armut", und SDG 17, "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele". Darüber hinaus haben alle Projekte der OeEB klare Entwicklungsziele ("Hauptsächlicher Beitrag"). Diese sind primär SDG 7, SDG 8, SDG 9 und SDG 13, "Maßnahmen zum Klimaschutz". Außerdem bewirken die Projekte häufig Ergebnisse außerhalb ihres Hauptgeschäftsfeldes ("anderer wesentlicher Beitrag"), etwa die wirtschaftliche Stärkung von Frauen oder die Einhaltung besonders hoher Umwelt- und Sozialstandards.

Die OeEB geht noch weiter in die Tiefe und setzt ein weiteres Instrument – das Development Effectiveness Rating (DERa) entwickelt von der KfW DEG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, – ein. Was in der Praxis damit erreicht werden soll, ist einfach erklärt: Es sollen mehr und bessere Arbeitsplätze geschaffen werden, das lokale Einkommen soll erhöht werden, die Transformation bei der Marktentwicklung soll unterstützt und dabei nachhaltig gehandelt werden. Der Nutzen soll für die lokale Bevölkerung spürbar werden. Mehr Details zu DERa und den Entwicklungseffekten der OeEB finden Sie hier.

Nachhaltige Ziele erreicht man nur dann, wenn man gemeinsam daran arbeitet. Von großer Bedeutung ist für uns daher der internationale Austausch zum Thema nachhaltige Entwicklung. Wir diskutieren unsere Erfahrungen in Gremien der EU, OECD oder der Berner Union und wollen damit die Implementierung der SDGs auf globaler Ebene fördern.

Heidrun Schmid ist Vice President der Abteilung Internationale Beziehungen und Analysen der OeKB und für nachhaltige Produkte, die Analyse von Umwelt- und Sozialauswirkungen und Sustainable Development Goals zuständig. Sie vertritt die OeKB bei Umwelt- und Sozialthemen in der OECD, der EU und der Berner Union und ist Expertin der TEG – Technical Expert Group for Sustainable Finance der Europäischen Kommission.