Recycling : Vom Batterie-Müll zum Wertstoff

Ein sonniger Tag im norddeutschen Bremerhaven. Vor der Batteriestraße 94 stehen drei Teslas mit jeweils rund 180 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterien. Spätestens in 20 Jahren werden sie in der Anlage nebenan landen. Denn Saubermacher eröffnet hier eine neue High-Tech-Recyclinganlage. Obwohl in letzter Zeit viel über Lithium-Ionen-Batterien und vor allem ihre Alternativen gesprochen wurde, überschwemmen sie derzeit den Markt – egal ob europäischer oder asiatischer Herstellung. Und genau an diesem Punkt spielt die Entsorgung und die Verwertung eine zentrale Rolle.

Batteriemenge wächst rasant

"Mit einer Kapazität von 10.000 Tonnen im Jahr sind wir jedenfalls gut gerüstet", strahlt Saubermacher-Chef Hans Roth. Was will man mehr? Die Menge an Lithium-Ionen-Batterien wächst im zweistelligen Bereich. "Wir rechnen in den nächsten Jahren mit 2.000 bis 3.000 Tonnen Altbatterien jährlich", sagt Vorstandssprecher Ralf Mittermayr. Der Rücklauf von alten Batterien sei derzeit noch gering. Nach jahrelanger Forschungsarbeit konnte Saubermacher und das deutsche Tochterunternehmen Redux die Anlage selbst entwickeln.

Sportliche EU-Quoten

"Wir erreichen eine Recyclingquote von 60 bis 70 Prozent", sagt Technikvorstand Gerhard Ziehenberger. Der bisherige Stand der Technik lag bei unter 60 Prozent, die EU wiederum fordert eine Rückgewinnungsquote von 50 Prozent – bezogen auf das Batteriegewicht.

Das Recycling geschieht in vier Schritten, wie Redux-Geschäftsführer Holger Kuhlmann erklärt. Zuerst müssen die Lithium-Ionen-Batterien entladen werden. Die gewonnene Energie wird in das Betriebsnetz eingespeist. Im Anschluss werden die Batterien manuell zerlegt. Danach werden die Zellen der Batterien mittels einer thermischen Behandlung deaktiviert, die Beschichtung der Elektrodenableiterfolien gelöst und Separator so- wie Elektrolyt entfernt. Durch die aufwendige Verfahrensführung werden hier unter anderem die 20 Mikrometer dünnen Folien aus Aluminium gewonnen. Im letzten Schritt werden durch mechanische Prozesse Wertstoffe wie Edelstahl, Kupfer oder Aktivmaterial aus den Zellen zurückgewonnen.

Flexible Anlage

"Die Anlage ist so flexibel gestaltet, dass alle Arten von Lithium-Ionen-Batterien verarbeitet werden können", erklärt die Ideengeberin und Projekmanagerin Astrid Arnberger. Interessant ist, dass Arnberger die Anlage mit einigen Adaptierungen auch für Festkörperbatterien geeignet hält. Die Festkörper-Technologie hat laut vielen Experten das Potenzial, die zunehmende Nachfrage der Wachstumsmärkte zu decken und gleichzeitig immer leistungsfähigere Akkus zu ermöglichen, die sich schneller laden lassen, eine größere Energiemenge aufnehmen und mehr Sicherheit bieten. Deswegen wird die Technologie als eine Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien angesehen. Und wenn die Saubermacher-Anlage auch solche Batterien recyceln kann, ist sie für die nächsten Jahrzehnte auf jeden Fall gut gerüstet.