IM-Expertenpool : So können österreichische Unternehmen politische Risiken im post-sowjetischen Raum managen

Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Österreich und Armenien, Aserbaidschan, Georgien, der Republik Moldau, Ukraine, Weißrussland, und Russlands sind für 2016 mit 2,6 Milliarden Euro an Warenexporten und 3,2 Milliarden Euro an Warenimporten mit einem Gesamtexportvolumen Österreichs von rund 131 Milliarden Euro bzw. einem Gesamtimportvolumen von etwa 136 Milliarden Euro relativ überschaubar. Dennoch kann die Region für einzelne Unternehmen weitaus bedeutender sein, da Österreich als regionaler Headquarter Standort für Central Eastern Europe eine besondere Rolle spielt.

Politische Risiken senken

Die EU hat 2009 die Östliche Partnerschaft ins Leben gerufen, um gute nachbarschaftliche Beziehungen und Stabilität zu forcieren, wichtige Parameter bei Internationalisierungs- und Investitionsentscheidungen. Die Östliche Partnerschaft ist damit auch ein Instrument, um Politische Risiken für multinationale Unternehmen in der Region zu senken. Politisches Risiko bezeichnet dabei die potentiell negativen Auswirkungen des politischen Umfeldes eines Landes auf ein Unternehmen. Und genau hieran mangelt es in der Östlichen Nachbarschaft und Russland nicht.

Auf globaler und regionaler Ebene finden sich politische Risiken wie Krieg, kriegerische Ereignisse und Sanktionen. So hat die geopolitisch begründete Annexion der Krim durch Russland und der Krieg in der Ost-Ukraine einen politischen Konflikt mit der EU entfacht, der als Handelskrieg spürbare Auswirkungen auf österreichische Unternehmen hat.

Auf nationaler Ebene können politische Risiken wirken wie politische Unruhen, Putsch und Revolutionen sowie sozioökonomische Krisen in Folge derer es zur Vertragsbrüchen kommen kann. Ebenso führt State Capture, der Missbrauch staatlicher Ressourcen und Positionen durch private Netzwerke (Familien- und Freundschaftsklans, Oligarchen etc.) zu politischen Risiken wie systemischer Korruption, Willkürakten mittels behördlicher Maßnahmen, einer gelenkten Justiz und Widersprüchen zwischen formalen Regeln und informellen Praktiken.

Unterschiedliche Ausprägung

Die Österreichische Kontrollbank (OeKB) verzeichnet für die letzten fünf Jahre die höchsten Schadensfälle, die auf politische Risiken zurückgehen, in Libyen, Mexiko, Russland, Iran sowie Gabun. Hier zeigt sich, dass politische Risiken nicht nur für die östliche Nachbarschaft und Russland, sondern für die allermeisten Nicht-OECD Länder weltweit charakteristisch sind.

Die Schadensfälle der OeKB gehen dabei auf ganz unterschiedliche politische Risiken zurück. Den vier Ländern gemein sind schwierige politische und rechtliche Rahmenbedingungen, jedoch in sehr unterschiedlicher Ausprägung. In Russland verursachte ein willkürlicher Lizenzentzug durch die Behörden die Einstellung eines österreichischen Joint-Venture-Unternehmens. Ein Beispiel dafür, dass bürokratische Maßnahmen politischen Entscheidungen entspringen können.

Risikomanagement als Wettbewerbsvorteil

Die OeKB bietet sehr effektive Risikoabsicherungsinstrumente, aber Unternehmen sollten darüber hinaus ein umfangreiches politisches Risikomanagement anwenden. Das beginnt bei einer strukturierten und systematischen Identifikation möglicher politischer Risikofaktoren, gefolgt von einer methodisch gesicherten Analyse und Bewertung der potentiellen Auswirkungen dieser politischen Risiken und mündet in einem optimalen Set an Instrumenten, um diese politischen Risiken zu managen.

Im Ergebnis wird sich zeigen, dass ein systematisches politisches Risikomanagement zu einem Wettbewerbsvorteil führt. Indem Chancen in Risikomärkten genutzt, und gleichzeitig mögliche negative Konsequenzen minimiert werden. Dem müssen sich österreichische Unternehmen auch in Bezug auf die Östliche Nachbarschaft und Russland bewusst sein.

Die Autoren Johannes Leitner, Hannes Meissner und Charlotte Thell forschen im Rahmen des Projekts „STRATOS“ zu politischem Risikomanagment.